(„Majokko Shimai No Yoyo To Nene“ directed by Takayuki Hirao, 2013)
Erfolg garantiert, zu 100 Prozent! Mit diesem Versprechen auf den Lippen gehen die beiden Hexen Yoyo und Nene im Königreich der Zauberer auf Kundenjagd. Bislang schlugen sich die zwei Schwestern dabei auch wacker, wann auch immer ein magisches Problem auftrat, sie fanden eine Lösung. Als ihr friedlicher Alltag jedoch durch einen riesigen Baum gestört wird, der zusammen mit einem Haufen seltsamer Gebäude plötzlich auftaucht, sind auch die Magieexperten überfragt. Und als wäre das alles nicht schon kompliziert genug, wird Yoyo bei ihren Untersuchungen in eine fremde, sehr verwirrende Welt teleportiert. Also gilt es jetzt, nicht nur einen Rückweg zu finden, sondern so ganz nebenbei auch noch die Welt zu retten.
Eine Zusammenarbeit des Regisseurs Takayuki Hirao und des Animationsstudios Ufotable? Da darf man schon einmal zusammenzuzucken, war das doch eine Kombination, die mit Gyo – Der Tod aus dem Meer einen sehr fauligen Geschmack im Mund zurückließ. Das ist bei Yoyo & Nene ganz anders: Der Film ist seinem „Vorgänger“ inhaltlich wie optisch so dermaßen weit überlegen, dass man nie auf die Idee kommen würde, beide würden von denselben Leuten stammen. Was hier durchaus als Kompliment gemeint ist.
Die Schwierigkeit, beide Werke in Einklang zu bringen, liegt aber auch an deren völlig unterschiedlichen Ausrichtungen. War Gyo ein kruder Sci-Fi-Horrormix, der Trashfans mit Gewalt, grotesken Figuren und nackter Haut von der dünnen Geschichte abzulenken versuchte, ist Yoyo & Nene ein kunterbuntes, klassisches Fantasyabenteuer für eine etwas jüngere Zielgruppe. Oder zumindest fast klassisch. Normalerweise sind es in Filmen oder Büchern normale Kinder, welche es in fremde Wunderwelten verschlägt, in denen sie sich zurechtfinden müssen. Siehe Alice im Wunderland oder Chihiros Reise ins Zauberland. Yoyo & Nene geht den umgekehrten Weg, hier darf sich eine kleine Hexe mit dem realen Japan der Gegenwart herumplagen. Das eröffnet viel Culture-Clash-Potenzial, wie es auch The Devil Is A Part-Timer! vorgemacht hat, schließlich ist mit einigem Abstand betrachtet vieles von dem, das uns vertraut ist, eigentlich recht seltsam. Anfangs erscheint es dann auch so, als wäre das hier das Ziel, wenn Yoyo das erste Mal zivilisatorischen Errungenschaften wie Fernsehern, Handys oder Instant-Nudeln begegnet. Konsequent verfolgt wird der Weg dorthin jedoch nicht, im Gegenteil: Je weiter der Film voranschreitet, umso stärker verzichtet er auf Humor.
Allgemein ist es bedauerlich, wie wenig hier aus eigentlich guten Ideen gemacht wird. Kuriosere Figuren wie ein sprechender Frosch, eine Totenkopfkatze oder laufende Bäume tauchen immer mal wieder auf, ohne wirklich etwas zu tun zu bekommen und zu echten Charakteren zu werden. Der Unterschied zwischen einer sterblichen und einer magischen Welt wird nur kurz für einen rührseligen Moment genutzt. Auch die schön surrealen Zwischensequenzen sind vorbei, bevor sie angefangen haben. Und am Ende wird zur Steigerung der Dramatik noch auf Biegen und Brechen ein Gegenspieler in die Geschichte gebracht, weil diese eigentlich keinen vorgesehen hatte. Als würde der Anime unterwegs improvisieren, was als nächstes kommt. Dafür wird die Spannung, was denn hinter den seltsamen Vorkommnissen beruht, mit einer unerwarteten Antwort belohnt.
Allein deshalb schon darf man sich den bislang eher wenig beachteten Anime genauer ansehen, versüßt wird das Gezeigte mit einer zum Teil bezaubernden Optik. Die menschlichen Figuren sind wenig auffällig, die Animationen an manchen Stellen genügsam. Dafür ist die Umsetzung der beiden Welten gut gelungen, die farbenfrohen Szenerien des Zauberreiches sehen so aus, als hätte man sie direkt einem Bilderbuch entnommen und bieten so ein für die Zielgruppe mehr als passendes Ambiente, in dem man gern noch ein bisschen mehr Zeit verbracht hätte. Aber vielleicht kommt ja noch ein zweiter Teil, das Ende zumindest eröffnet in der Hinsicht einige Möglichkeiten. Und wenn der ähnlich ausfällt wie das niedliche Yoyo & Nene, eventuell dabei noch ein bisschen mehr an seinem Inhalt feilt, dann darf man sich schon jetzt darauf freuen.
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