(„The Musketeers – Season 2“, 2015)
Cardinal Richelieu ist tot, Milady de Winter (Maimie McCoy) verschwunden. Doch auch wenn die beiden großen Widersacher der Musketiere damit aus dem Weg sind, sonderlich viel Ruhe bekommen D’Artagnan (Luke Pasqualino), Athos (Tom Burke), Aramis (Santiago Cabrera) und Porthos (Howard Charles) nicht. Noch immer kriselt es kräftig zwischen Frankreich und Spanien, umso mehr als Comte de Rochefort (Marc Warren) auftaucht, der sich als Spion Spaniens in den Königshof einschleicht und auch dank seiner zahlreichen mörderischen Intrigen zunehmend an Macht gewinnt.
Der Beginn einer neuen Staffel ist immer eine prima Möglichkeit für die Schöpfer einer Serie, das vergangene Revue passieren zu lassen. Was hat zuletzt gut funktioniert und kann noch ausgearbeitet werden? Wo gibt es noch Verbesserungspotenzial? Offensichtlich war man bei der BBC aber so sehr von Die Musketiere überzeugt, dass man keinen Handlungsbedarf sah. Oder es fehlten schlichtweg die Ideen, etwas zu ändern. So oder so, die Unterschiede beim zweiten Anlauf sind minimal, die Stärken und Schwächen sind nahezu gleichgeblieben.
Der größte Unterschied ist, dass Richelieu dieses Mal nicht mehr dabei ist. Wer sich nun verlegen am Kopf kratzt, weil er sich kaum daran erinnern kann, wie der große Antagonist beim letzten Mal gestorben ist: Das tat er gar nicht. Eigentlich hätte die Figur auch dieses Mal dabei sein sollen, dessen Darsteller Peter Capaldi entschloss sich jedoch, lieber bei anderen Projekten mitzumachen. Anstatt die Rolle neu zu besetzen, wurde die Figur deshalb einfach getötet. Auf der einen Seite war das sicher die bessere Entscheidung, gehörte Capaldi doch zu den Höhepunkten von Staffel eins, die durch einen anderen Schauspieler kaum hätten wiederholt werden können. Befremdlich ist es aber schon, dass wir nicht einmal eine Geschichte serviert bekommen, die seinem Ableben einen Kontext gibt.
Marc Warren kommt daher die undankbare Aufgabe zu, sowohl Richelieu wie auch de Winter ersetzen zu müssen, die erst relativ spät wieder zum Cast hinzustößt – mit einem etwas zwiespältigem Ergebnis. Auf der einen Seite gibt der erfahrene Mime seiner Rolle dieselbe Mischung aus Abgründigkeit und Widerwärtigkeit, die er schon in Jonathan Strange & Mr. Norrell gekonnt an den Tag legte. Nur mangelt es ihm an der nötigen Gravität, seine von persönlichen Befindlichkeiten gezeichnete Figur ist auch aufgrund des plumpen Scripts oft einer Karikatur nahe.
Dabei will Die Musketiere gar nicht lustig sein, die schon in der ersten Staffel eher sparsamen Humoreinlagen wurden nun fast völlig in den Boden gestampft, hier gibt es kübelweise Drama zu bestaunen. Auch das ist nichts Neues, von Anfang an durfte kein tragisches Schicksal ausgelassen werden, die Serie war vollgestopft mit schweren Themen. Nur fehlt diesmal etwas, um den emotionalen Morast ausgleichen zu können. Am ehesten wäre das noch Ryan Gage als kindischer König, der hier jedoch zuweilen die Nerven recht strapaziert und dessen einseitige Bewunderung für Rochefort nie wirklich plausibel erklärt wird.
Aber um Worte geht es hier ohnehin nicht, die Dialoge bleiben auch beim zweiten Abenteuer recht simpel. Stattdessen gibt es hier eine Menge zu sehen: tolle Kostüme, viele Schmachtmomente – Alexandra Dowling als Königin Anne und Tamla Kari als D’Artagnans geliebte Constance dürfen diesmal deutlich mehr machen und ihre Frau stehen – und natürlich viele Kämpfe. Die wirken aufgrund des komplett fehlenden Blutes zwar nie sonderlich real bzw. ungemein altmodisch, sind dafür aber temporeich in Szene gesetzt. Wer in erster Linie schnelle Degenduelle und von entsprechenden Soundeffekten begleitete Schusswaffenscharmützel sehen mag, der wird hier oft und gut bedient. Aber selbst dann ist die doch recht formelhafte Serie eher ermüdend, vor allem die erste Hälfte der neuen zehn Folgen schleppt sich dahin. Gegen Ende hin zieht Die Musketiere noch einmal spürbar an und lässt einen die vorangegangene Langeweile etwas vergessen. Hoffentlich passiert in der kürzlich gestarteten dritten Staffel jedoch wieder mehr, das hübsche Drumherum hätte es verdient.
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