Die Winzlinge
© Pandastorm Pictures

Die Winzlinge – Operation Zuckerdose

(„Minuscule – La vallée des fourmis perdues“ directed by Thomas Szabo and Hélène Giraud, 2013)

Die Winzlinge DVD
„Die Winzlinge – Operation Zuckerdose“ ist seit 14. Mai auf DVD, Blu-ray und 3D Blu-ray erhältlich

Als ein Pärchen sein Picknick überhastet abbrechen muss, sind Neugierde und Freude bei den Wald- und Wiesenbewohnern groß: so viele schöne Dinge, die es zu entdecken gibt! Auf besonderes Interesse stößt dabei eine große Dose, die bis zum Rand mit Zuckerwürfeln gefüllt ist. Für die Ameisen ist klar, dass es diesen Schatz unverzüglich zur Königin zu bringen gilt. Dass sie dabei mit dem kleinen Marienkäfer einen unerwarteten Passagier befördern, stört die Truppe nicht weiter, schließlich ist der nach dem Verlust seiner Familie ganz allein und kann ein bisschen Gesellschaft vertragen. Ganz anders die roten Ameisen, welche ebenfalls Wind von der süßen Ware bekommen und keine große Lust haben, diese mit ihren Verwandten zu teilen – der Auftakt einer Verfolgungsjagd quer durch die ganze Natur hindurch.

Der eine oder andere könnte bei Die Winzlinge ein kleines Déjà-vu-Erlebnis haben, aus gutem Grund: Rund zehn Jahre ist es her, dass Thomas Szabo und Hélène Giraud (die Tochter von Jean Giraud aka Mœbius) die Insekten auf die Menschheit losließen. Minuscule hieß die Serie, die in zwei Staffeln aus dem Leben der kleinen Krabbelviecher plauderte. Dem folgte jetzt ein ausgewachsener Kinofilm. Wobei „jetzt“ relativ ist, eigentlich hatte die launige Zuckerdosenrangelei bereits zwei Jahre auf dem Buckel, als sie Anfang 2016 die deutschen Lichtspielhäuser erreichte. An den aufwändigen Synchronisationsarbeiten lag das sicher nicht, denn wie schon die Vorlage auch verzichtet auch der Film auf jegliche Sprache.

Stumm ist Die Winzlinge deshalb nicht. Eigentlich wird sogar relativ oft miteinander kommuniziert, nur dass die „Sprache“ der Insekten aus Pfeifen und Tröten besteht. Auch das ist typisch für ein Werk, in dem das Realistische und das Komische so eng beieinander liegen wie sonst kaum. Waren Antz und Das große Krabbeln etwa reine Computerprodukte, entstammen bei den Franzosen nur die Protagonisten dem Rechner, das Drumherum besteht aus Realaufnahmen. Anders als bei Twilight of the Cockroaches wiederum, das bei seiner Insektengeschichte ebenfalls auf einen Mix aus Animation und Real setzte, sind die beiden Welten kaum voneinander zu unterscheiden, so harmonisch ist die Kombination hier. Und auch die Figuren sind deutlich näher an der Realität angesiedelt. Kleinere Stilisierungen gibt es, die Knopfaugen zum Beispiel, auf Vermenschlichungen wird jedoch verzichtet: In Die Winzlinge sind Insekten noch Insekten und haben größenbedingt mit ganz anderen Herausforderungen zu kämpfen.

Mit Edutainment hat das Regie- und Drehbuchduo dennoch nichts am Hut. Schon beim Transport der Zuckerdose wird das mit den Naturgesetzen nicht mehr so ganz ernstgenommen, je weiter der Film voranschreitet, umso übertriebener wird er. Und umso komischer. Spätestens wenn bei einem furios-absurden Finale die beiden Ameisenstämme aufeinandertreffen und sich in einer bemerkenswert kreativen Art und Weise bekriegen, darf auch als Erwachsener Tränen gelacht werden. Dennoch ist Die Winzlinge natürlich eher für ein etwas jüngeres Publikum angedacht, das mit den skurrilen Figuren und den Slapstickeinlagen viel Grund zur Freude bekommt, mit den wunderbaren Naturaufnahmen zudem eine Menge zu bestaunen hat. Spannend wird es zuweilen auch, vielleicht sogar etwas zu spannend für die ganz Kleinen. Insgesamt bleibt aber ein sehr runder und unterhaltsamer Film, der nicht zuletzt aufgrund seiner Andersartigkeit zu den Höhepunkten des laufenden Animationsjahres gehört.



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„Die Winzlinge“ kombiniert umwerfende Realaufnahmen mit computeranimierten Insekten zu einem der witzigsten und ungewöhnlichsten Animationsfilme der letzten Zeit, der nicht nur dem jungen Zielpublikum viel Freude bereitet.
8
von 10