Familienbande
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Familienbande

(„You’re ugly too“ directed by Mark Noonan, 2015)

Familienbande DVD
„Familienbande“ ist seit 20. Mai auf DVD und Blu-ray erhältlich

Nach dem überraschenden Tod ihrer Mutter bleibt die elfjährige Stacey (Lauren Kinsella) alleine zurück und sieht sich mit einer ungewissen Zukunft konfrontiert. Dadurch ereilen sie immer wieder Schlafattacken. Die Diagnose: Narkolepsie, wofür sie Tabletten verschrieben bekommt. Ihr einzig verbliebenes Familienmitglied, ihr Onkel Will (Aidan Gillen), der bis vor kurzem noch im Gefängnis saß, wird auf Bewährung übergangsweise freigelassen, um sich um seine Nichte kümmern zu können. Gemeinsam verschlägt es sie in eine Wohnwagensiedlung in der irischen Provinz, wo auch schon einst ihre Mutter gelebt hatte. Während Will auf der Suche nach einem Job ist und stetig im Kontakt mit seinem Bewährungshelfer steht, wird die kleine Stacey von einer neuen Bekanntschaft unterrichtet, da sie wegen ihrer Narkolepsie nicht für die örtliche Schule zugelassen wurde. Die Tage vergehen und was befremdlich begann, nähert sich langsam an. Allerdings wäre da noch der wahre Grund für Wills Gefängnisaufenthalt, dessen Vergangenheit die neu aufgebaute Zukunft in Gefahr bringt.

Familienbande spielt in den irischen Midlands, wo auch Regisseur und Drehbuchautor Mark Noonan seine Kindheit verbrachte. Damit kehrt er nicht nur zu seinen Wurzeln zurück, sondern forciert auch die Tonalität des Films in eine bestimmte Richtung, die sich durch das gesamte Langspielfilmdebüt des Iren zieht. Authentisch, bodenständig und familiär möchte er das ungleiche Nichte-Onkel-Gespann in eine Welt eintauchen lassen, in der die Uhren etwas langsamer ticken und die Familie alles ist, was zählt. Dabei setzt er auf die junge Lauren Kinsella und den bekannten Aidan Gillen (Game of Thrones, Queer As Folk), welche die Zügel der Handlung übernehmen und den Zuschauer durch die irische Einöde führen. Die freche aber ehrliche Stacey und der melancholische, aber fürsorgliche Will – die Schöne und das Biest.

Beide kennen sich nur kaum, war er doch ihr halbes Leben im Gefängnis und sie weiß nicht einmal warum. Versucht Will der Vaterfigur wenn auch etwas unbeholfen gerecht zu werden, muss Stacey lernen, ihre hochgezogenen Mauern fallen zu lassen, damit sie einander vertrauen können. Die Charaktere tänzeln ums Lagerfeuer ihrer eigenen Emotionen, versuchen einander zu testen und Grenzen zu setzen. Dabei entwickeln sich immer wieder kurze Wortgefechte, die verbunden mit einem trockenen Humor zum stetigen Highlight der Geschichte werden. Große Redner sind beide nicht und das machen sie auch schnell klar, wodurch Gefühle und Intentionen bis zum Ende unausgesprochen bleiben. Sie sind humorvoll, beinahe optimistisch und versuchen ihren tragischen Schicksalen etwas Gutes abzuverlangen. Blendet man das neckische Duo für einen Moment aus, wäre da noch die attraktive Emilie (Erika Sainte), die Stacey in ihrer Freizeit unterrichtet, und ihr Ehemann Tibor (George Pistereanu), der Will einen Job gibt. Das Ehepaar hilft, wo es nur geht, kann seine eigenen Probleme jedoch nicht verstecken und gerät ebenfalls an einen Wendepunkt in ihrem Leben.

Familienbande berührt durch seine bodenständige und authentische Atmosphäre. Das schlagfertige Ensemble bietet trockenen irischen Humor und kann durch gar optimistische Züge inspirieren. Trotzdem mangelt es an der eigentlichen Geschichte. Es fehlen die Höhen und Tiefen, eine wirkliche Dramaturgie. Bis zum Ende plätschert es eher seicht vor sich hin. Mit seinen 81 Minuten Spiellänge gehört der Film zwar zu den kürzeren seiner Zunft, hätte aber ruhig noch etwas kürzer und dadurch knackiger sein können. Auch die Umgebung der irischen Midlands findet eher dürftige Verwendung und verschenkt dadurch kostbares Potential. Einigen wird es schwer fallen, sich von dem antrainierten Blockbusteralltag zu lösen und auf eine Reise durch die irische Provinz einzulassen. Große Handlungsstränge sucht man vergeblich und auch das Drama wird auf ein Minimum reduziert. Das Augenmerk liegt eindeutig auf zwei Menschen, deren Leben an verschiedenen Punkten einen Knacks erlitten hat, und nun gemeinsam einen Neuanfang suchen. Das mag auf dem Papier stimmen, hätte visuell allerdings zusätzliche Reize gebrauchen können.



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Zwei Menschen, ein Neuanfang. Der Film ist witzig und doch tragisch, emotionsgeladen und doch wortkarg. Die Gegensätze machen daraus eine Mischung, die nichts für zwischendurch ist, aber bei Fans nachdenklicher Dramen auf offene Ohren treffen dürfte.
5
von 10