Frankenstein Das Experiment
© EuroVideo

Frankenstein – Das Experiment

(„Frankenstein“ directed by Bernard Rose, 2015)

Frankenstein Das Experiment
„Frankenstein – Das Experiment“ ist seit 25. Mai auf DVD und Blu-ray erhältlich

Der Traum des künstlich erschaffenen Menschen, für Viktor (Danny Huston) und Marie (Carrie-Anne Moss) ist er fast wahr geworden. Dann werden die beiden aber aufgrund auftretender Komplikationen gezwungen, den gerade erst zum Leben erwachten Adam (Xavier Samuel) wieder einzuschläfern. Sie versuchen es zumindest. Doch ihre Kreation überlebt nicht nur die Giftinjektion, sie bricht auch noch aus dem Labor aus und hinterlässt bald eine riesige Blutspur hinter sich.

Eines muss man Regisseur und Drehbuchautor Bernard Rose ja zugutehalten: Der Amerikaner versucht zumindest, aus dem altehrwürdigen Horrorklassiker „Frankenstein“ von Mary Shelley etwas Neues zu machen und auf seine Weise in die Neuzeit zu transportieren. Während die Hochglanzkonkurrenz von I, Frankenstein und Victor Frankenstein auf Effektspektakel und schicke Kulissen setzen, geht Rose – auch budgetbedingt – einen etwas anderen Weg. Introspektion und Gesellschaftskritik sind seine Ansätze, um sich von der im Laufe der Zeit hundertfachen Konkurrenz abzuheben. Wie gehen wir eigentlich mit dem Leben um, das wir erschaffen? Welche moralische Verpflichtung haben wir diesem gegenüber? Aber auch: Was bedeutet das für die Kreationen?

Das liest sich erst einmal recht spannend, zumal dank der stetig wachsenden technologischen Möglichkeiten die ethischen Implikationen der Experimente am menschlichen Leben nicht unbedingt weniger werden. Das Ergebnis jedoch, in Form des unlängst veröffentlichten Frankenstein – Das Experiment, ist es weniger. Der große Anspruch an sich und die erzählte Geschichte sowie die Umsetzung deren, da klafft eine ziemliche Lücke dazwischen, in der sowohl der Unterhaltungsfaktor wie auch die Denkanstöße wie in einem schwarzen Loch verloren gehen.

Das erste größere Problem ist das Monster selbst. Interessant ist es schon, wie es hier zum Protagonisten gemacht wird: Anstatt es wie üblich auf das primitiv grunzende Ungeheuer zu reduzieren, unter dem die Menschen zu leiden haben, wird es hier zum Erzähler seiner eigenen Geschichte. Auf diese Weise dürfen wir erfahren, was es heißt, als groteske Gestalt durch die Straßen des auf schöne Fassaden spezialisierten Los Angeles zu laufen und immer nur auf Ablehnung zu stoßen. Nur hat das innerlich so eloquente und reflektierte, geradezu poetisch berührte Wesen so gar nichts mit dem zu tun, was da auf dem Bildschirm passiert. Denn da ist es eben doch nur das primitiv grunzende Ungeheuer, bleibt es auch bis zum Ende. Hier mit einer Diskrepanz arbeiten zu wollen, das kann man durchaus machen, hätte auch durchaus reizvoll sein können. Wenn es da aber keine Relation zwischen innen und außen gibt, keine Missverständnisse der Kommunikation, sondern nur Widersprüche, dann funktioniert dieser Ansatz einfach nicht.

Mag sein, dass Rose dies selbst gemerkt hat und deshalb seinen Film anderweitig aufpeppen wollte. Das geschah dann jedoch durch Mittel, die nicht unbedingt vorteilhaft für die Sache waren: Actionszenen, brutale Begegnungen, Verfolgungen durch die Polizei. Das ist nicht nur reichlich unausgegoren, an vielen Stellen wird es sogar unfreiwillig komisch. Gerade die abstrusen Dialoge tragen dazu bei, dass man das ernst gemeinte Werk einfach nicht ernst nehmen kann, abgerundet wird das missglückte Experiment durch Versuche, ein bisschen auch die Abgründigkeit der Menschen darzustellen. Schade um die interessanten Ansätze, die mehr verdient hätten als einen derart langweiligen und auch durch Overacting geprägten Streifen. Und schade auch, dass der Beitrag vom Fantasy Filmfest 2015 eine Veröffentlichung im Heimkino vergönnt ist, während deutlich gelungenere Kollegen wie Nobody From Nowhere oder Ava’s Possessions im Festivalnirwana verschwunden sind. Das Leben kann eben nicht nur für Monster unfair sein, sondern auch für Zuschauer.



(Anzeige)

„Frankenstein – Das Experiment“ versucht, durch mehr Introspektive und gesellschaftskritische Ansätze dem Horrorklassiker neues Leben einzuhauchen, scheitert aber an der Umsetzung. Es fehlt dem Film an inhaltlicher Schärfe und Spannung, stattdessen bietet er Brutalität und unfreiwillige Komik.
3
von 10