(„Peanuts“ directed by Alexis Lavillat, 2014)
Nein, das Leben ist nicht leicht, wenn man Charlie Brown ist. Beim Baseball klappt es nicht, der Drache will nicht fliegen, Hund Snoopy macht, was er will. Und dann wäre da noch das süße rothaarige Mädchen, mit dem er ja zu gerne mal reden würde, dafür aber nicht den Mut hat. Lucy leidet weniger darunter, ihre Gefühle für Schröder teilt sie zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit mit. Ihr Bruder Linus wiederum hat mit Liebe so gar nichts am Hut. Doch wehe, ihm nimmt jemand seine Kuscheldecke weg! Und Peppermint Patty? Bei der läuft alles prima! Bis auf die lästige Sache mit der Schule, die sie einfach einschläfernd findet. Wortwörtlich.
Wer die Peanuts in animierter Form sehen will, der sollte besser Zeit mitbringen. Viel Zeit. Neben einer Hand voll Kinofilmen und Fernsehserien beträgt allein die Zahl der TV-Specials mehrere Dutzend. Und so richtig genug scheint niemand davon zu bekommen, noch immer erscheinen neue Adaption der Kultcomics von Charles M. Schulz. Während letztes Jahr Die Peanuts – Der Film weltweit für gute Einspielergebnisse sorgte, wurde kurz vorher an einer weiteren Umsetzung gearbeitet, mit sehr viel weniger Zuschauer-Aufmerksamkeit.
Dabei muss sich die französisch-amerikanische Animationsserie nicht unbedingt hinter dem erfolgreichen Vorbild verstecken. Der eine oder andere wird diese Fassung vielleicht sogar dem großen Hollywoodbruder vorziehen, da sie sich optisch noch stärker an der beliebten Vorlage orientiert. Ganz ohne Computer geht es zwar auch bei den Normaal Animation Studios nicht, allerdings wurden diese für reine 2D-Bilder verwendet, was Puristen und Fans der alten Zeichentrickvarianten freuen dürfte und zusammen mit den simplen, rasterartigen Hintergründen, welche den Comics entnommen wurden, schön stimmig aussieht.
Auch inhaltlich schaute man sich die ab 1950 erschienenen Zeitungsstrips sehr genau an. Oder besser: Man kopierte sie. Peanuts – Die neue Serie hat trotz des Titels nicht wirklich etwas Neues zu bieten, sondern setzte die alten Geschichten eins zu eins um. Das Ergebnis ist gerade für eingefleischte Fans ein wenig zwiespältig. Auf der einen Seite ist die Umsetzung gut gelungen, fängt das klassische Material so authentisch ein, dass man meinen würde, die Comics wieder vor sich zu haben. Unnötige Modernisierungen oder Umschreibungen der Charaktere hat man hier also nicht zu befürchten. Nur bedeutet das umgekehrt eben auch, dass man das hier alles schon einmal gesehen hat.
Einen roten Faden gibt es aufgrund des Comicstrip-Erbes ohnehin nicht, zumindest in den ersten zehn Episoden (von 104), welche auf Volume eins versammelt sind, entwickelt sich keine der Figuren auf nennenswerte Weise weiter. Das ist aber auch schon aufgrund der Länge kaum möglich: Jede Episode ist rund sieben Minuten lang und dabei noch in mehrere, oft nur Sekunden dauernde Geschichten unterteilt. Das lässt nicht viel Spielraum für Tiefgang. Für Charme dafür schon, auf humorvolle Art und Weise lassen uns die liebgewonnenen Figuren an dem Alltag (fast) normaler Schüler teilhaben, mit ihren kleinen täglichen Abenteuern und Hindernissen, die es zu überwinden gilt. Die etwas satirischeren Elemente, welche sich in den Comics finden, sind bislang in Peanuts – Die neue Serie kein Thema, stattdessen dürfen hier Kinder – so wie jung gebliebene Erwachsene – ihren Spaß haben und sich auf die weiteren Volumes dieser Reihe freuen.
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