(„Penny Dreadful – Season two“ directed by James Hawes, Brian Kirk et al., 2015)
Nach dem Tod seiner Tochter hätte eigentlich wieder Ruhe einkehren sollen im Leben des Forschungsreisenden Sir Malcolm Murray (Timothy Dalton). Doch weit gefehlt. Diesmal ist es die psychisch begabte Vanessa Ives (Eva Green), welche seine Unterstützung braucht, wird sie doch von einer Reihe von Hexen verfolgt, die sie für ihren Meister brauchen. Währenddessen hadert Ethan Chandler (Josh Hartnett) mit den fatalen Folgen seines Werwolfdaseins, Dr. Victor Frankenstein (Harry Treadaway) wiederum kämpft mit seinen beiden aus dem Totenreich zurückgeholten Kreaturen (Rory Kinnear, Billie Piper), welche ganz eigene Vorstellungen davon haben, was sie mit ihrem künstlichen Leben anfangen wollen.
Vampire und Werwölfe, Frankensteins Monster und Dorian Gray – Penny Dreadful plünderte in der ersten Staffel schamlos, was die verstaubte Horrorschublade so hergibt, führte zusammen, was eigentlich nicht zusammen gehörte. So dachte man zumindest. Doch so sehr sich das auch wie trashiges Fanfiction anhörte, das von dem mehrfach für einen Oscar nominierte Drehbuchautor John Logan (Gladiator, Aviator, Hugo Cabret) koordinierte Sammelsurium war eine erstaunliche stimmige und positive Überraschung, die vor allem Fans der Horrorklassiker begeisterte. Logan gelang, auch dank der guten Besetzung und der wunderbaren Ausstattung ein schauriges Stück Horrorfernsehen, das einen immer wieder auf unerwartete Abwege führte.
In Staffel zwei funktioniert Letzteres nicht mehr ganz so gut. Abgesehen von dem deutlich reduzierten Sexanteil blieb hier alles beim alten, die verschiedenen Handlungsstränge sind größtenteils Überbleibsel vom letzten Mal. Der einzige nennenswerte Figurenneuzugang ist Jonny Beauchamp als Angelique, das transsexuelle Love Interest von Dorian Gray (Reeve Carney). Diese Konstellation ist zwar der Anlass für einige schön verruchte Dialoge, nur steht dieses Element wie schon in der Vorgängerstaffel recht isoliert da. Als wäre das eine völlig andere Serie. Besser sieht es bei zwei Wiederkehrern aus, deren Bedeutung nun deutlich erhöht wurde: Der exzentrische Ägyptologe Ferdinand Lyle (Simon Russell Beale) darf nun sehr viel mehr Comic Relief in die düstere Geschichte bringen, vor allem aber Evelyn Poole (Helen McCrory), die sich als Oberhexe herausstellt, ist in ihrer Mischung aus Verführung und Grausamkeit eine echte Bereicherung für die Serie.
Damit leidet auch die zweite Staffel an einem Problem, welches Penny Dreadful von Anfang an heimgesucht hat: Die Serie will zu viel erzählen. Für sich genommen ist jeder der Handlungsstränge interessant, in Kombination führen sie jedoch dazu, dass es oft nur langsam vorangeht – vor allem, wenn zwischendurch auch wieder Zeit für die Vorgeschichte eingeplant werden muss. Obwohl der Staffelumfang von acht auf zehn Episoden erweitert wurde, bleibt so am Ende das Gefühl zurück, dass eigentlich gar nicht so viel passiert ist. Dass die Serie so sehr mit ihrem Dekor und ihren Figuren beschäftigt ist, dass die eigentliche Handlung ein wenig zu kurz kommt. Und das ist bei der zweiten Runde noch einmal ausgeprägter, da eben der Überraschungsmoment fehlt, nur selten etwas wirklich Neues passiert.
Auf diverse Höhepunkte darf sich das Publikum dennoch freuen, gerade die Auftritte der Hexen und ihr dämonisches Domizil machen die gelegentlichen Längen mehr als wett. Und wenn sich Eva Green mit ihrer rauchigen Stimme wieder dem okkulten Wahnsinn hingibt, dann ist man ohnehin viel zu sehr in seiner Bewegung erstarrt, um die Fernbedienung auch nur in die Hand nehmen zu können, geschweige denn sie zu bedienen. Man darf daher gespannt sein, wie es in der dritten Staffel weitergeht. Wie beim letzten Mal schon findet Penny Dreadful hier ein befriedigendes Ende, öffnet aber einige neue Wege, die in vielversprechende Territorien führen könnten.
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