(„Shaolin Kids“ directed by Tian Xao Zhang , 2006)
1000 Jahre hat der böse Dämon Heihu geschlafen, bevor er sich erneut seinem Ziel widmet, die Weltherrschaft zu erlangen. Helfen sollen ihm dabei die beiden Bücher der Weisheit, welche ihm der Sage nach Unsterblichkeit verleihen. Dass die meisten Menschen nicht ganz so glücklich über diese Aussicht sind, ist klar. Und so macht sich das Shaolin-Kloster auf die Suche nach den Wiedergeburten jener drei Helden, welche einst Heihu besiegt haben. Tatsächlich wird dessen Oberhaupt Sanzang fündig, wenn auch nicht ganz so wie erwartet: Bei den drei vermeintlichen Superkämpfern handelt es sich um eher unerfahrene Kinder, die nun ein großes aufregendes Abenteuer erwartet.
Eine chinesisch-französische Zeichentrickserie über drei angehende Shaolin-Kämpfer? Das verspricht eine Kombination aus Martial-Arts-Eleganz und vornehmer Animationskunst, das beste aus zwei Welten quasi. So ganz wird dieses Versprechen jedoch nicht gehalten: Wüsste man nichts über die Hintergründe, man könnte Shaolin Wuzang für einen amerikanischen Samstagmorgen-Cartoon halten. Die Figuren sind zwar Asiaten nachempfunden, sehen aber eher so aus wie eine westliche Interpretation derselben. Und schön anzusehen sind sie ohnehin nicht, was vor allem in einer der 26 Folgen unfreiwillig komisch wird, wenn eine vermeintlich hässliche junge Dame kaum von den anderen zu unterscheiden ist.
Besser sieht es bei den Kulissen aus, die teils recht ansehnlich geworden sind und zumindest ein gewisses fernöstliches Flair versprühen. Auch eher billige Effekte gibt es hin und wieder zu bestaunen, vor allem wenn die Serie ihre magische Seite entdeckt und aus dem Martial-Arts-Epos ein reines Fantasyabenteuer wird. Andererseits: Schade um die Kämpfe ist es nicht, wenn sie zahlenmäßig reduziert werden, durch die steifen Animationen kommt hier ohnehin nie ein wirkliches Schlachtengefühl aus. Wer Wuxia-Filme à la Tiger & Dragon oder Hero auch der filigranen Bewegungen und ausgefeilten Choreographien wegen schätzt, braucht es hier gar nicht zu versuchen, die Zeichentrickfassung ist da doch deutlich plumper. Vielleicht liegt der eher schwache Eindruck der Kämpfe aber auch an den Widersachen: Heihus Schergen wirken mit ihren Batman-Outfits nicht unbedingt bedrohlich, dann schon eher komisch.
Allzu viel Spannung sollte man dann auch gar nicht erwarten, Die Zielgruppe ist bei Shaolin Wuzang eindeutig jünger angesetzt. Geflirtet wird zwar immer mal wieder mit dem Thema Tod, uralte Dämonen sind normalerweise auch kein Spaß, ernsthaft in Gefahr gerät hier aber niemand. Nette Unterhaltung bietet die Serie aber schon, streckenweise stellt sich gar eine schöne Abenteueratmosphäre à la Indiana Jones ein. Nur dass die hier noch weniger in der Realität angesiedelt ist: Ob Froschgeister, Meermänner, Schattendiebe oder unsichtbare Schlösser, da wird in allen möglichen Mythologien und Sagen geplündert.
Abwechslungsreich ist das, hat jedoch den Nachteil, dass kaum ein echter Fortschritt zu entdecken ist. Die Suche nach dem zweiten Buch der Weisheit, welches schon früh gesucht wird, es wird auch zum Ende der Staffel gesucht. Zwischenzeitlich scheint hier jeder immer mit Besserem beschäftigt zu sein, als die eigentliche Geschichte voranzutreiben. Erst zum Ende hin fiel Drehbuchautor Eric Paul Marais wohl ein, dass sie den Punkt vergessen haben, und polieren zum Abschluss nochmal am Rahmen. Ohne aber diese Arbeit fertigzustellen: Shaolin Wuzang endet etwas unbefriedigend, wohl auch deshalb, weil die Serienschöpfer davon ausgegangen waren, dass noch eine zweite Staffel folgt. Was bis heute, zehn Jahre später, immer noch nicht eingetreten ist.
(Anzeige)