(„Haiyu kameoka takuji“ directed by Satoko Yokohama, 2015)
Mit seinen 37 Jahren ist Takuji Kameoka (Ken Yasuda) bereits ein alter Hase im Geschäft, Kollegen und Regisseure schätzen den Schauspieler für seine Professionalität. Vor allem dann, wenn es darum geht, auf der Leinwand tot umzufallen. Die Massen haben davon jedoch recht wenig mitbekommen, da sich der Darsteller nicht ganz freiwillig auf die Nebenrollen dieser Welt spezialisiert hat. Eigentlich hatte er sich auch schon damit abgefunden, nimmt jeden Job, der sich ihm bietet. Bis er eines Tages in einem Imbiss der schönen Tochter (Kumiko Aso) des Besitzers begegnet, für die er schnell Gefühle entwickelt und die ihn dazu veranlasst, auch den Rest seines Lebens einmal zu überdenken.
Wer sich die Mühe macht und einen Film wirklich bis zum Schluss anschaut, inklusive des minutenlangen Abspanns, dem wird erst bewusst, wie viele Leute eigentlich an so einem Werk arbeiten. Vielleicht wird einem auch der eine oder andere Name anschließend in Erinnerung bleiben, wenn die Arbeit besonders gut oder zumindest auffällig war. Ein Großteil jedoch, der verschwindet wieder, noch bevor der Abspann zu Ende ist. Kameoka ist einer dieser Namen, die nie wirklich zu einem wurden. Einer dieser ursprünglich mal so hoffnungsvollen Schauspieler, von denen man nicht genau sagen kann, warum sie nie den großen Durchbruch hatten. Und von denen man sich fragt, wie sie angesichts der oft unwürdig kleinen Rollen überhaupt davon leben können.
Dabei ist The Actor, die Verfilmung eines Romans von Akito Inui, kein wirkliches Drama, sondern vielmehr eine Komödie. Allerdings eine Komödie, die durchaus schon mal etwas dunkler gefärbt sein darf. Wenn wir Kameoka das erste Mal begegnen, dann in der Verkleidung eines Penners. Er soll dem jungen zur Theatralik neigenden Kollegen zeigen, wie man „richtig“ stirbt. Denn das kann Kameoka. Eigentlich macht er nicht viel anderes, als sich in Filmen immer wieder töten oder zumindest verprügeln zu lassen, was gleichzeitig komisch, aber eben auch bitter ist.
Bis zum Schluss hält Regisseurin Satoko Yokohama, die hier ihren dritten Spielfilm abliefert, diese Balance, kombiniert ruhige, geradezu zärtliche Momente mit ausgesprochen skurrilen. Die können sogar so skurril werden, dass man sich nicht mehr wirklich sicher sein kann: Ist das gerade noch real? Das liegt mal an der Exzentrik der Filmemacher, die sich in künstlerischen Experimenten austoben, die man als Zuschauer nur schwer begreifen kann. Mal auch daran, dass nicht immer klar zwischen realem Leben von Kameoka und dem seiner Rollen getrennt wird – wenn in einer Szene seine Filmpartnerin ihn kontinuierlich mit Kameoka anspricht anstatt dem Namen seiner Rolle, verwischen da schon einmal die Grenzen. Und dann wären da noch die surreal gefärbten Träume, die uns endgültig den Boden unter den Füßen hinwegzaubern.
Ein bisschen Magie ist bei The Actor dann auch immer mit im Spiel. Nicht so, dass es die mitunter undankbaren Aufgaben eines Schauspielers unnötig idealisieren oder verkitschen würde. Bis zum Schluss bleibt Kameoka auf der Verliererseite. Derjenige, der am Ende doch in den Fluss fällt, anstatt in die Arme der Traumfrau. Aber es geschieht mit viel Liebe zum Sujet, die Tragikomödie ist eine Hommage an das Filmemachen, die einen selbst dann noch träumen lässt, wenn man erschossen im Dreck liegt oder einsam durch die Wüste wandert. Die großen Schenkelklopfermomente bleiben dabei aus, stattdessen richtet sich der japanische Film an die Liebhaber kleiner, leiser, etwas ungewöhnlicher Geschichten, die keine große Handlung brauchen. Diejenigen sollten dann auch dem Nippon Connection Filmfestival einen Besuch abstatten, wo The Actor am 26. und 27. Mai gezeigt wird. Ein regulärer Kinostart ist hingegen für Deutschland nicht in Planung.
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