(„The Returned – Season 1“, 2015)
Claire Winship (Tandi Wright) kann ihren Augen kaum trauen, als plötzlich Tochter Camille (India Ennenga) vor ihr steht. Die war eigentlich vier Jahre zuvor bei einem Busunfall ums Leben gekommen, betrauert und begraben. Und doch sieht sie so aus wie an jenem verhängnisvollen Tag, ist seither keine Spur gealtert, kann sich auch nicht an den Vorfall erinnern. Während Claire, ihr Mann Jack (Mark Pellegrino), von dem sie sich zwischenzeitlich getrennt hat, und Camilles Zwillingsschwester Lena (Sophie Lowe) mit der Situation zu kämpfen haben, kehren noch andere Tote zurück – darunter der Junge Victor (Dylan Kingwell) und der an seinem Hochzeitstag verunglückte Simon (Mat Vairo).
Aller guten Dinge sind drei? Wer sich ein wenig im Horror- bzw. Mysterybereich herumtreibt, dem sollte die Geschichte oben bekannt vorkommen. Schon 2004 stellte sich The Returned die Frage: Was wäre, wenn unsere Toten wieder da wären? Wie würden wir mit ihnen umgehen? Wie können wir diese in unseren Alltag integrieren? Während sich der Film mit dieser Fragestellung begnügte, verwob die davon inspirierte, ebenfalls französische Serie The Returned den Gedanken mit einer Reihe sehr persönlicher Schicksale zu einer der spannendsten und meist gefeierten Serien der letzten Jahre. Nun also das unvermeidliche US-Remake, welches sich eng an der französischen Fassung orientiert, dabei aber auch bewusst eigene Wege geht – mit einem etwas zwiespältigen Ergebnis.
Zunächst ist es fast schon unheimlich, wie sehr sich The Returned an das Original hält, seien es die Figurenkonstellationen, die Szenen, sogar die Dialoge unterscheiden sich kaum. An die meisterhafte Atmosphäre der Franzosen kommen die Amerikaner dabei zwar nicht heran, dafür sind sie zu direkt, auch durch den Wegfall von Mogwais fantastischer Sounduntermalung ist die Neuauflage geerdeter, ein bisschen plump sogar, nicht ganz so ätherisch-mysteriös wie das Vorbild. Inhaltlich behielt man aber durch die Originaltreue die Stärken bei: The Returned ist kein dumpfes Zombiegeracker, sondern eine intelligente Auseinandersetzung mit dem Tod und der Trauer. Letztere kann, so lehrt es die Serie, sehr unterschiedliche Formen annehmen, ebenso wie die Reaktionen auf die mysteriösen Rückkehrer sehr individuell ausfällt – von Freude über Furcht bis zu blankem Hass. Und so ganz nebenbei wird auch über das Leben philosophiert, schließlich fällt durch den Tod auch ein Sinnstifter weg.
Später verlieren sich diese Aspekte jedoch zunehmen, wenn sich The Returned – sei es, um dem US-Publikum gerecht zu werden oder um Eigenständigkeit zu beweisen – immer weiter von der französischen Vorlage entfernt. So wurden beispielsweise diverse Querverbindungen hergestellt, die es zuvor nicht gab, manche Hintergrundgeschichten wurden erweitert, einige Rätsel beantwortet, die seinerzeit offenblieben. Zudem kündigt sich zum Ende der zehn Episoden an, dass der Horror stärker in den Vordergrund rücken sollte, gerade auch durch die deutlich finsteren Absichten mancher Bewohner des Kleinstädtchens.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen, gerade für Zuschauer, die sich an der ruhigen Rätselhaftigkeit des Originals störten und die vielen zusammenhanglosen Elemente in einem Kontext brauchten. Die finden hier eine kompaktere, weniger nebelhaft-schwebende Variante. Die Klasse der ersten Fassung wird dabei jedoch nicht reproduziert, da die zuweilen surreale Mysterystimmung sich verflüchtigt, The Returned ist nun deutlich konventioneller – das Spekulieren über die vielen seltsamen Puzzleteile, die auch durch die ständigen Zeitsprünge auftauchen, ist nicht annähernd so spaßig. Eine unterhaltsame Alternative zum Original ist die Serie aber immer noch, weshalb es recht schade ist, dass nach der ersten Staffel keine weitere in Sicht ist. Da hätte man schon gern gewusst, zu welchem Schluss die Neuinterpretation im weiteren Verlauf noch gekommen wäre.
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