(„The Trust“ directed by Alex Brewer and Benjamin Brewer, 2016)
Die Polizei, dein Freund und Helfer. Davon wollen David Waters (Elijah Wood) und Jim Stone (Nicolas Cage) nichts mehr wissen. Während ihre Kollegen den wahren Verbrechern in den Straßen Sin Citys das Handwerk legen, dürfen sie in der Asservatenkammer Däumchen drehen. Dabei bessern sie sich mit gelegentlichen Hehlereien innerhalb der eigenen Reihen die schmale Haushaltskasse auf. Zwei Leben ohne Perspektive, doch als Jim bei der Festnahme eines Drogendealers eine heiße Spur zu dessen Vermögen entdeckt, scheint sich eine Tür für die beiden am Ende des dunklen Karrieretunnels zu öffnen. Nach intensiver Recherche und Observierung des auf Bewährung Entlassenen, lokalisieren die beiden einen versteckten Tresor im Kühllager eines kleinen Supermarkts. Mit dem nötigen Werkzeug und Improvisationssinn im Gepäck setzen beide alles auf eine Karte und machen sich an ihren ersten und hoffentlich letzten Heist. Ein Leben in Reichtum oder hinter Gittern – für sie gibt es kein zurück mehr.
Wenn es an Kriminellen mangelt, dann wird man eben selber zu einem. Korrupte Bullen scheinen in Hollywood momentan Hochkonjunktur zu feiern, gibt es mit The Trust, dem bereits erschienenen Triple 9 und dem kommenden Bastille Day, drei Versuche in kurzer Zeit, dem Cop Thriller Genre neues Leben einzuhauchen. Die Brüder Alex und Benjamin Brewer, die in der Vergangenheit ihr Geld überwiegend mit Musikvideoproduktionen verdienten, wagen ihr Leinwanddebüt und angeln sich mit Elijah Wood und Nicolas Cage ein erfahrenes Duo für das jungfräuliche Unterfangen. Eben diese sind es dann auch, die den Film über lange Zeit hinweg auf ihren Schultern tragen und formen. Während Elijah Wood die Rolle des kiffenden, depressiven David übernimmt, der mit der Zeit Gewissensbisse bekommt und an seinen Entscheidungen zweifelt, nimmt sich Nicolas Cage der Rolle des exzentrischen Jim an, der nicht länger die zweite Geige spielen will – koste es was es wolle. Besonders Letzterer kann durch skurrile Cage-esque Momente punkten. Impulsiv, intensiv, unberechenbar und zeitweise ein wenig abwesend drückt er dem Film seinen unwiderruflichen Stempel auf und zeigt, dass er es nach eher zweifelhaften Rollen in den letzten Jahren immer noch drauf hat.
Was slapstickartig beginnt, entwickelt sich schnell zu einem professionell organisiertem Heist. Der Film sieht gut aus, die Charaktere sind unterhaltsam und dennoch kommt man nicht drum herum den Abspann mit einem großen Fragezeichen zu verlassen. Die Vorgeschichte der Protagonisten ist innerhalb weniger Minuten abgehakt und findet im weiteren Verlauf keine besondere Anwendung; der Heist wird ausführlich geplant, bis auf wenige Momente aber nur sporadisch visualisiert; ein Antagonist wird mit dem Drogendealer zwar suggeriert, spielt jedoch zu keinem Zeitpunkt eine tragende Rolle. Während Triple 9 es mit ein wenig zu viel geschichtlicher Tiefe versucht und dabei etwas übers Ziel hinaus schießt, probiert es The Trust mit dem absoluten Gegenteil und stellt sich dadurch selbst ein Bein. Geschichtliche Lücken und fehlender Thriller dominieren das Feld und dabei ist keineswegs von künstlerischer Freiheit die Rede, die dem Zuschauer erlaubt, eigene Schlüsse zu ziehen und Vermutungen aufzustellen, die das abstrakte Werk komplettieren. Schlicht gesagt scheint es, als hätte jemand einige Seiten des Drehbuchs herausgerissen und niemandem Bescheid gesagt.
The Trust brilliert durch ein starkes Duo, das den Zuschauer bei Laune hält und Erwartungen weckt. Die Bilder sind knackig und die beiden Chaospolizisten stellen sich als waschechte Profis heraus. Aus einer geglaubten Cop-Komödie, wird mit jeder weiteren Minute ein wahres Cop-Drama. Allerdings fehlt es dem Drehbuch an jeglichem Fleisch und so finden sich geschichtshungrige Zuschauer vor abgenagten Filmknochen wieder. Der Film hätte als Kurzfassung wunderbar funktioniert, wären da nicht die neunzig Minuten Spielzeit, die der magereren Story den Gnadenschuss geben. Dem Leinwanddebüt der Brewer Brothers mangelt es an Motivation, aus dem müden „korrupte Polizisten wollen einen Tresor knacken“ Plot ein tragendes Bollwerk des Genres zu machen.
(Anzeige)