Was den Frankfurtern ihr Nippon Connection ist, das ist in Hamburg das JFFH – kurz für Japanisches Filmfest Hamburg. Zum 17. Mal schon werfen die Hanseaten ihren Blick nach Fernost und bringen vom 8. bis 12. Juni 2016 über 80 Produktionen auf die große Leinwand. Themenschwerpunkt bildet dieses Mal die Unterwelt Japans, das Land der aufgehenden Sonne zeigt dabei von kurios bis gewaltig, von tieftraurig bis urkomisch alles, was ein echter Yakuza so hergibt. Einige der Werke durften die Zuschauer schon in anderen Zusammenhängen sehen, etwa die gesellschaftliche Hölle von The World of Kanako, Takashi Miikes Vampir-Yakuza-Groteske Yakuza Apocalypse oder auch Outrage Beyond, die Fortsetzung von Takeshi Kitanos Gangsterstreifen Outrage. Vieles findet aber auch das erste Mal seinen Weg nach Deutschland, etwa der Eröffnungsfilm Mozu, in dem ein brutaler terroristischer Anschlag Tokio in Angst und Schrecken versetzt.
Ein bisschen Angst kann einem auch Sion Sono immer wieder machen, jenem ebenso produktiven wie eigenwilligen Filmemacher. Gleich fünf seiner neueren Werke sind in Hamburg zu sehen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Während seine Manga-Adaption Shinjuku Swan, das schrille Hip-Hop-Musical Tokyo Tribe und das blutig-absurde Why Don’t You Play in Hell? passend zum Oberthema im Yakuza-Milieu angesiedelt sind und auch das Schulmädchenmassaker Tag nicht mit abgetrennten Körperteilen spart, ist sein gespenstisch-melancholisches Weltraumdrama The Whispering Star eine erstaunlich ruhige Auseinandersetzung mit dem Leben und der Bedeutung von Erinnerungen.
Um Letztere geht es auch in dem berührenden Erinnerungen an Marnie, den zumindest vorerst letzten Film von Studio Ghibli, in dem ein junges, unglückliches Mädchen endlich zu sich findet. Wer mehr über das legendäre Animationsstudio erfahren möchte, dem sei der ebenfalls in Hamburg gezeigte Dokumentarfilm The Kingdom of Dreams and Madness ans Herz gelegt. Und auch sonst dürfen sich die Freunde japanischer Zeichentrickkunst auf diverse Beiträge freuen, bilden Animes doch erneut einen kleineren Schwerpunkt des Festivals. Unter anderem sind das ausgezeichnete Künstlerporträt Miss Hokusai, das Coming-of-Age-Drama The Anthem of the Heart sowie der Schwimmanime High Speed! – Free! Starting Days vorab zu sehen. Außerdem dürfen Serienfans in mehrere neuere Animeproduktionen reinschnuppen, wenn beispielsweise vom Terroristenthriller Terror in Tokio, Satoshi Kons Mysterywerk Paranoia Agent und dem herausragenden Jugendhorrordrama Aku no Hana – Die Blumen des Bösen die jeweils vier ersten Folgen gezeigt werden.
Mehr Informationen zum Programm und den Filmen findet ihr auf: www.jffh.de.
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