(„Kyōkai no Kanata“ directed by Taichi Ishidate, 2013)
Ein bisschen undankbar ist das schon: Da will Akihito seiner jüngeren Mitschülerin Mirai das Leben retten, indem er sie davon abhält, vom Schuldach zu springen. Und was tut die? Versucht glatt, ihn umzubringen. Ist aber auch eine doofe Situation, wenn ein Mädchen, das die als Yomu bekannten unsterblichen Wesen jagt, auf jemanden trifft, der selbst zu Hälfte ein solcher ist. Aber Akihito ist nicht nachtragend, bereitet die junge Geisterkriegerin auf ihre schwere Aufgabe vor – nicht zuletzt, weil sie mit ihrer Brille so süß aussieht. Und da das Anschlagsziel mehr oder weniger unkaputtbar ist, stellt Akihito dann auch ein dankbares Übungsobjekt für Mirai dar, um das Töten zu üben.
Eine schöne Optik und romantische Geschichten, darauf kann man sich beim Animationsstudio Kyoto Animation (Love, Chunibyo & Other Delusions, Full Metal Panic? Fumoffu) ja fast immer verlassen. So auch bei Beyond the Boundary. Zum Teil zumindest. Der erste Punkt wird hier pflichtbewusst und fast ohne Tadel abgehakt: Die Hintergründe sind gut gestaltet und durch ansprechende Farb- und Lichtstimmungen weiter aufgewertet. Auch die Effekte, wenn es hier zu Kämpfen kommt, sind durchaus ansehnlich. Wenn es etwas zu meckern gibt, dann betrifft es die Designs, vor allem die der Gegner. Die menschlichen Figuren mögen trotz ihres recht gewöhnlichen Aussehens in Ordnung gehen, die Yomu tun das nicht. Warum gerade bei den Fantasywesen, wo sich Kreativkünstler mal so richtig austoben könnten, mit derart unförmigen und schlichtweg langweiligen Massen ohne Details zufriedengeben, das wissen wohl nur die Götter.
Andererseits: „Spannend“ ist ohnehin kein Adjektiv, welches man unbedingt auf die Adaption einer Light Novel von Nagomu Torii anwenden sollte. Gleiches gilt für das Wort „entschlossen“ oder auch „konsequent“. Eigentlich weiß man hier am Ende auch so gar nicht, wovon die Serie eigentlich handeln, was sie denn nun sein wollte. Da wäre zum einen der übernatürliche Part mit einer Welt voller dämonenähnlichen Wesen, die allerdings nur von manchen Menschen gesehen werden können. Eine angesichts dieses Szenarios zu erwartende Gruselatmosphäre will sich jedoch nicht einstellen, was zum einen an besagten nichtssagenden Designs liegt, aber auch an der erstaunlich geringen Anzahl an Kämpfen. Stattdessen will der Anime lieber witzig sein. Mit Betonung auf „will“.
Akihito Fetisch für Brillen ist einer der Running Gags von Beyond the Boundary und anfangs zumindest absonderlich genug, dass er einen immerhin überrascht. Dass der Witz aber bis zum Ende beibehalten wird, ohne ihn groß zu variieren, das ist dann weniger geeignet, die Lachmuskeln zu trainieren. Ganz schlimm ist jedoch zweite Fetisch, der aufs Konto des übernatürlichen begabten Hiroomi geht. Der steht nämlich auf kleine Schwestern und jedes Mädchen, das für ihn eine kleine Schwester sein könnte. Unterhaltsam sind diese Flirts mit Inzest sicher nicht, die von den Drehbuchautoren vermutlich komisch gemeinten Szenen verfehlen ihren Zweck, bleiben dabei aber wenigstens so harmlos, dass es nicht ganz so verstörend wird wie bei The Irregular at Magic High School.
Und natürlich kommen sich auch Akihito und Mirai mit der Zeit näher, um so die Zielgruppe durch romantische Anleihen möglichst weit zu streuen. Das Problem dabei ist, dass so am Ende nichts übrig bleibt, das es wirklich wert wäre gesehen zu werden. Es wird ein bisschen gescherzt, ein bisschen gekämpft, ein bisschen geschmachtet, ein bisschen von der großen Liebe geträumt, zum Ende hin geht es mal wieder um den Weltuntergang und selbstlose Opfer. Man könnte fast meine, Beyond the Boundary wäre der Versuch, möglichst viele Animeklischees in zwölf Folgen zu packen. Das Ergebnis ist weniger übel, als man es manchmal im Internet liest, vielmehr ein netter, völlig belangloser Happen für zwischendurch, den man aufgrund des auch der knappen Zeit wegen fehlenden Tiefgangs im Anschluss schnell wieder vergessen hat – die Fetische vielleicht einmal ausgenommen.
(Anzeige)