(„Nagagutsu o Haita Neko“ directed by Kimio Yabuki, 1969)
Mäuse essen? Nein, danke, das sollen ruhig die anderen machen, für Kater Pero kommt das nicht in Frage. Unerhört finden das die anderen Katzen und setzen deshalb drei Assassine auf den Sonderling an, der sich einfach nicht an die Gepflogenheiten halten mag. Glücklicherweise ist Pero jedoch ein geschickter wie gewitzter Degenkämpfer und entkommt so regelmäßig seinem Verfolgertrio. Während er so durchs Land streift und kleinere Abenteuer erlebt, lernt der den jungen Pierre kennen, dessen Brüder ihn um sein Erbe betrogen haben. Für den gerechtigkeitsliebenden Kater ist das Grund genug, dem Jüngling unter die Arme zu greifen, und ihn dabei auch mit der schönen Prinzessin Rosa verkuppeln zu wollen, die noch auf einen Bräutigam wartet.
Das Märchen um den gestiefelten Kater gehört sicher zu den bekannteren, nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen Adaptionen. In den Shrek-Filmen etwa genoss die Figur einen so hohen Kultstatus, dass ihr später ein eigenes Spin-off-spendiert wurde. Für Animationsfans, vor allem solche mit Interesse an japanischen Werken, ist aber auch diese Version einen Blick wert. Was in erster Linie an der historischen Bedeutung liegt. Zum einen wurde die Titelfigur Pero im Land der aufgehenden Sonne so beliebt, dass das Animationsstudio Toei Animation (Erzählung einer weißen Schlange, Der Zauberer und die Banditen) dem Film nicht nur zwei Fortsetzungen spendierte, sondern den Kater auch noch zu seinem offiziellen Firmenmaskottchen erklärte – bis heute, rund 47 Jahre später. Außerdem hatte Studio-Ghibli-Mitbegründer Hayao Miyazaki hier seine Finger im Spiel, war teilweise an der Animation und den Designs beteiligt, zeichnete zudem anschließend den auf dem Film basierenden Manga.
Qualitativ ist Der gestiefelte Kater, der hierzulande alternativ auch unter dem Titel Perix der Kater und die 3 Mausketiere bekannt ist, jedoch nicht auf dem gleichen Level, wie es die Bedeutsamkeit verdiente. Mit dem 1697 von Charles Perrault veröffentlichten Märchen hat der Film relativ wenig zu tun, benutzt eigentlich nur die Figur, kreuzt diese mit Elementen aus „Aschenputtel“ und „Cyrano de Bergerac“ und scheut auch nicht davor, Lucifer als Nebenbuhler um Rosas Gunst einzuführen. Nur dass dieser hier in Gestalt eines Ogermagiers auftritt. Das ist natürlich schon ziemlich großzügig zusammengewürfelt, Der gestiefelte Kater ist weniger ein durchgängiger Film als vielmehr eine Ansammlung nur notdürftig verbundener Einzelgeschichten.
Der Anime verlässt sich aber ohnehin weniger auf seinen Inhalt als vielmehr auf eine Mischung aus Slapstick, lustigen Tierfiguren und Liedern. Toei, die als seinerzeit einziger großer Produzent von japanischen Zeichentrickspielfilmen immer etwas neidisch in Richtung Disney schielten, versuchten auch hier, das Erfolgsrezept für den heimischen Markt zu adaptieren. Das Resultat ist sicher nett und nicht ohne Charme, aber doch reichlich harmlos und simpel, richtet sich eindeutig an ein jüngeres Publikum. Die altersgrenzenüberschreitenden Qualitäten des Mäusekonzerns, etwa der Humor und die ausdrucksstarken Figuren, sind in Der gestiefelte Kater nicht im selben Maß vorhanden. Und auch von der optischen Brillanz der amerikanischen Kollegen ist man budgetbedingt weit entfernt. Für einen Film, der bereits einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat, ist das visuelle Ergebnis dennoch mehr als akzeptabel. Sonderlich viele Details gibt es in den Hintergründen nicht, Animationen und Farbwahl halten aber zusammen mit dem hohen Tempo das Auge beschäftigt. Zu einem Pflichttitel mag das nicht reichen, weshalb selbst Animeanhänger nur relativ selten von dem Film sprechen, aber doch immerhin für eine angemessene Unterhaltung des Zielpublikums.
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