Dicte Staffel 2

Dicte – Staffel 2

(„Dicte – Sæson 2“ directed by Kasper Barfoed, Jesper W. Nielsen and Christian E. Christiansen, 2014)

Dicte Staffel 2Für Dicte Svendsen (Iben Hjejle) ist inzwischen Alltag eingekehrt, als Reporterin einer Tageszeitung berichtet sie tagtäglich über Verbrechen, die sich in ihrer Heimatstadt Aarhus zutragen. An Themen mangelt es ihr dabei nicht, durch ihre guten Beziehungen zu dem leitenden Ermittler John Wagner (Lars Brygmann) wird sie regelmäßig mit Informationen versorgt. Dafür geht es in ihrem Privatleben drunter und drüber. Mit ihrer Tochter Rose (Emilie Kruse) kriselt es regelmäßig, auch die Beziehung zu ihrem Kollegen Bo Skytte (Dar Salim) ist von Spannungen geprägt. Und dann bekommt sie auch noch einen Anruf ihres Vaters, der sie nach Jahren der Entfremdung plötzlich dringend sprechen will.

Laue Kriminalfälle, ereignislose Geschichten und dazu Familiendramen aus der Soap-Opera-Schublade – nein, so richtig überzeugend war Dicte im ersten Anlauf nicht, funktionierte weder als Krimi noch als Charakterporträt. Das ist bei der zweiten Staffel schon deutlich runder, die wie die Vorgängerin auf Roman der dänischen Autorin Elsebeth Egholm basiert. Am Konzept hat sich dabei nur wenig geändert: Erneut werden fünf spielfilmlange Fälle erzählt, erneut vermischen sich auf der Suche nach dem Täter Privates wie Persönliches, erneut gibt es eine Rahmenhandlung, die von den schwierigen Familienverhältnissen der Journalistin berichtet.

War Dicte in der ersten Staffel auf der Suche nach ihrem Sohn, den sie vor langer Zeit zur Adoption freigeben musste, ist dieser seltsamerweise nun überhaupt kein Thema mehr, stattdessen dürfen wir mehr über Dictes Eltern erfahren. Das ist noch immer sehr von Theatralik bestimmt, wird später auch recht unglaubwürdig. Meistens bleibt der Aspekt aber ohnehin im Hintergrund und dient maximal dazu, die Spannung im Hause der Journalistin hochzudrehen. Und die komplexen Verhältnisse zwischen ihr und ihrem Umfeld bieten immerhin Anlass für diverse intensive Szenen, die wie zuvor auch von Hauptdarstellerin Hjejle getragen werden.

Neu ist, dass auch der Krimiteil eine über mehrere Folgen laufende Geschichte verfolgt, der mit einem Mord im Prostitutionsmilieu beginnt und nach und nach dem zuvor recht blassen Polizisten Wagner mehr Kontur verleiht. Die Verzahnung der Elemente funktioniert also besser, aber auch losgelöst von den persönlichen Teilen machen die Kriminalfälle jetzt mehr Spaß. Wirkten sie in Staffel eins wie ein Nebenprodukt, das man noch irgendwie drin haben wollte, können sie nun auf eigenen Beinen stehen, befassen sich mit verschiedenen Bereichen des Verbrecherdaseins und locken einen zuweilen auch dank mehrerer Verdächtiger auf eine falsche Spur.

Trotz der zahlreichen Detailverbesserungen: Zu einem echten Highlight reicht es bei Dicte immer noch nicht. Vieles entspricht hier dem Standard, aber eben nicht mehr. Das reicht sicher, um sich die Zeit totzuschlagen an einem verregneten Wochenende, ein bisschen miträtseln, ein bisschen mitleiden bei den ständigen Konflikten, die hier jeder zu haben scheint. Ausbrüche nach unten gibt es nun kaum mehr, aber auch nur wenige nach oben. Die dänische Serie bewegt sich in Staffel zwei auf einem grundsoliden Niveau und spricht durch seinen recht actionfreien Ablauf in erster Linie die Freunde charakterbezogener, tendenziell düsterer Krimiserien an. Ärgerlich nur: Die Serie endet mit einer Art Cliffhanger, welcher sobald nicht aufgelöst wird, da eine dritte Staffel noch in den Sternen steht.



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Die zweite Staffel von „Dicte“ befasst sich erneut recht stark mit seinen Figuren, vergisst dabei aber diesmal die Kriminalfälle nicht. Insgesamt ist der zweite Anlauf besser gelungen, schafft die Balance zwischen Verbrecherjagd und Charakterporträt auf einem immerhin durchgängig soliden Niveau.
6
von 10