(„Mr. Peabody & Sherman“ directed by Rob Minkoff, 2014)
Er ist hochintelligent, einfallsreich, ein Sportass und dazu noch ein Meisterkoch – es gibt so ziemlich nichts, was Mr. Peabody nicht kann. Nur das mit den sozialen Kontakten war nie so seine Sache, schon als kleiner Hund nicht. Aber dafür hat er ja Sherman, seinen menschlichen Adoptivsohn, dem er alles beibringt. Geschichte zum Beispiel: Mithilfe einer eigens gebauten Zeitmaschine nimmt ihn das Universalgenie mit in die Vergangenheit, um ihm so berühmte Persönlichkeiten vorzustellen und Hintergründe zu erklären. Als der Junge eingeschult wird und mit seinem erworbenen Wissen prahlt, kommt es jedoch schnell zum heftigen Streit mit der strebsamen Penny, das Jugendamt droht. Nun liegt es an Peabody, die Wogen wieder zu glätten und die Parteien zu versöhnen. Dummerweise entdeckt Penny dabei jedoch die Zeitmaschine, was der Auftakt zu einer Reihe gefährlicher Abenteuer bildet.
Eines muss man DreamWorks Animation ja lassen, bei ihrem umfangreichen Werk finden sich zwar diverse Fortsetzungen, anders als Disney setzte man jedoch von Anfang an auf Originalgeschichten. Sieht man einmal von der Märchenparodie Shrek ab, gab es eine große Ausnahme: Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman. Wobei, als der Film 2014 in die hiesigen Kinos kam, dürften nur die wenigsten Zuschauer die zugrundeliegenden Zeichentrickfiguren gekannt haben, die in der 60er-Jahre-Serie The Rocky and Bullwinkle Show ihre Auftritte hatten. Mussten sie aber auch nicht, da die Neuauflage zum einen inhaltlich völlig unabhängig ist und auch nur zum Detail damit zu tun hat.
Spöttisch, ein bisschen herablassend und eben hochintelligent – Peabody war eine Art Urahn der Kultfigur Dogbert aus Dilbert. Und anfangs meint man hier noch, dass dies auch für die Neuinterpretation gilt. Bald schon bewegt sich aber Drehbuchautor Craig Wright, der in Six Feet Under durchaus ein Faible für bissigen Humor bewiesen hat, dann aber doch in sehr sicheren Familiengefilden. Warmherzig will Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman sein, den jungen Zuschauern einiges über Familienzusammenhalt und innere Werte mitgeben. Doch das ist nicht nur sehr formelhaft und vorhersehbar, völlig ohne eigene Identität, es passt auch wenig zu dem sonstigen Film, der in erster Linie auf Tempo und kuriose geschichtliche Begegnungen setzt.
Wären Letztere unterhaltsam, man könnte dem Film seinen Hang zur aufgezwängten Sentimentalität verzeihen. Das sind sie aber nicht so wirklich. So witzig es natürlich ist, von der Französischen Revolution zu Ägyptern zu reisen, nur um dann in Troja rauszukommen, Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman macht relativ wenig aus dem Szenario. Eigentlich rennen die Figuren hier nur ständig herum, verfolgt von dem jeweils gerade an der Tagesordnung stehenden Bösewicht. Das ist irgendwo nett, erinnert tatsächlich an einen Samstagmorgen-Cartoon, ist auf Dauer aber viel zu eintönig und ohne echten Humor, um jenseits der jungen Zielgruppe mehr als ein Schulterzucken zu provozieren – ein bisschen wie Ice Age, nur ohne nennenswerte Figuren.
Mit dem Eiszeitabenteuer teilt Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman auch die wenig beglückende Optik. War Ersterer zum Teil zumindest durch das Alter und das naturgemäß etwas eintönige Setting entschuldigt, ist es bei einer so hochpreisigen Produktion wie hier, aus dem Jahr 2014 sogar noch, nicht nachzuvollziehen, warum die Bilder so karg sind, viel zu viele detailarme Blöcke in der Gegend rumstehen, es hier einfach nichts zu sehen gibt. Manchmal wird durch Lichtstimmungen die spärliche Ausstattung zumindest ausgeglichen, auch eine Fahrt durch die Stadt sieht nett aus, beeindruckend wird es hier jedoch nie. Insgesamt fehlt es dem Animationsfilm dann auch über den chaotischen Zeitreiseaspekt hinaus an wirklichen Argumenten, ihn der großen auch internen Konkurrenz vorzuziehen, die Neuauflage ist vielleicht keine Katastrophe, aber letztendlich dann doch recht langweilig.
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