(„Twelve Chairs“ directed by Mel Brooks, 1970)
Der verarmte Adlige Ippolit Matveyevich Vorobyaninov (Ron Moody) kann kaum glauben, was seine Schwiegermutter da an ihrem Totenbett zu erzählen hat. Juwelen von unschätzbarem Wert sollen während der Revolution in den zwölf Stühlen ihres alten Familienhauses versteckt worden sein, um sie so vor den Bolschewiki in Sicherheit zu bringen. Ob sie noch dort sind, kann keiner sagen, für Vorobyaninov bietet sich jedoch damit zumindest die Chance, endlich der Armut zu entkommen. Dummerweise haben das aber auch andere vor. Da wäre zum einen der orthodoxe Priester Fyodo (Dom DeLuise), der ebenfalls das Geheimnis der sterbenden Frau erfuhr und nun selbst die Stühle an sich reißen will. Und auch der Bettler und Betrüger Ostap Bender (Frank Langella), dessen Bekanntschaft Vorobyaninov während der Suche macht, will bei dem lukrativen Geschäft mitmischen.
Die zwölf Stühle ist sicher einer der unbekannteren Filme von Mel Brooks, vielleicht auch deshalb, weil er nur so wenig mit dem gemeinsam hat, was wir gemeinhin mit dem Regisseur und Drehbuchautor verbinden. 1970 als zweites Regiewerk nach The Producers – Frühling für Hitler abgedreht, nimmt sich Brooks hier des 1928 veröffentlichten, gleichnamigen satirischen Romans der beiden sowjetischen Schriftsteller Ilja Ilf und Jewgeni Petrow an. Dabei ließ er es sich nicht nehmen, an der Geschichte einiges zu ändern, neue Figuren hinzuzufügen und dafür andere wegzulassen, lediglich der grobe Ablauf wurde beibehalten. Aber auch in der Form zeigt sich, dass die Geschichte selbst dieses Mal nicht der eigenen Feder entsprang.
Einzelne satirische Elemente sind in dem Film natürlich zu finden, gerade auch zu dem Thema, was Reichtum – oder zumindest die Aussicht auf denselben – mit Menschen anstellen kann. Aber im Vergleich zu Brooks’ Debüt sind die eher harmlos, auf die für ihn typischen Parodien auf bekannte Werke muss man sogar ganz verzichten. Stattdessen besteht die Romanverfilmung aus einer Aneinanderreihung von meist recht albernen Szenen, in denen die drei Goldgräber entweder die Stühle suchen, teils unter recht absurden Umständen, oder damit beschäftigt sind, die Fundstücke auseinanderzunehmen. Natürlich ohne dabei irgendwie erfolgreich zu sein, die Juwelen bleiben verschollen, deren Existenz ein Mysterium.
Die inhaltliche Abwechslung ist dadurch nicht so wahnsinnig hoch, nur die Schauplätze werden bei der russlandweiten jagd ausgetauscht. Immerhin aber hat der Film noch eine tatsächliche Geschichte zu erzählen – was man von späteren Brooks-Werken nicht immer behaupten konnte, bei denen Gags die Handlung vorgaben und nicht umgekehrt. Allein deshalb ist das in Vergessenheit geratene, weniger schrille Die zwölf Stühle eine Sichtung wert, Spaß macht es meistens auch. Neben einem kleinen, gewohnt überzogenen Auftritt des Regisseurs selbst bleibt vor allem Moody als versnobter Aristokrat, der sich in ziemlich unwürdige Szenen begeben muss, positiv in Erinnerung. Dazu gesellen sich einige nette Buddy-Movie-Elemente, wenn Vorobyaninov und Bender ihre Gegensätzlichkeit aufgeben müssen, um an den Schatz zu gelangen. Abgerundet wird die Komödie durch stimmungsvolle Kulissen, die zum Teil natürlich Klischees bedienen, aber doch ganz schön den Eindruck erwecken, man sei hier in der Sowjetunion der späten 20er Jahre unterwegs, und damit die Bühne für eine abenteuerliche Farce bereiten.
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