Dilbert
© 1999-2000 Columbia TriStar Television, Inc.

Dilbert – Die komplette Serie

(„Dilbert – Die komplette Serie“, 1999-2000)

Dilbert
„Dilbert – Die komplette Serie“ ist seit 27. Mai auf DVD erhältlich

Mangelnde Anerkennung bei der Arbeit? Das kommt nie aus der Mode. Letzte Woche wurden wir Zeuge, wie in Miss Hokusai vor 200 Jahren eine begabte Künstlerin hinter ihrem berühmten Vater immer nur die zweite Geige spielen durfte. Und der 109. Teil unseres fortlaufen Animationsspecials erzählt, wie man in der heutigen Arbeitswelt trotz Fähigkeiten versagen kann – wenn der Rest unfähig ist.

Seit vielen Jahren schon ist Dilbert als Ingenieur angestellt, eine wirkliche Perspektive will sich ihm dabei jedoch nicht bieten. Statt Karriereschritten ist Stillstand angesagt, des Öfteren auch Streit mit den lieben Kollegen. Während der Angestellte vergeblich versucht, seine Ideen im Unternehmen durchzusetzen und dabei regelmäßig an seinem inkompetenten Chef scheitert, ist sein Hund Dogbert wesentlich erfolgreich. Exzellent innerhalb Politik und Wirtschaft vernetzt, arbeitet das bebrillte Genie unaufhörlich daran, die Weltherrschaft zu erlangen oder zumindest eine ganze Menge Geld zu horten.

Seit nunmehr 27 Jahren ist die von Scott Adams erdachte Figur Dilbert ein fester Bestandteil der Comicwelt, Veröffentlichungen in 2000 Zeitungen in 65 Ländern und in 25 Sprachen lassen seine Auftritte in der Realität sehr viel erfolgreicher sein, als sie in seinem gezeichneten Leben sind. Und es fällt nicht schwer, den Grund dafür zu sehen: In „Dilbert“ nimmt der Amerikaner so pointiert den Büroarbeitsalltag auseinander, dass sich jeder – trotz der absurden bis surrealen Tendenzen – darin wiederfinden kann. Wer hat sich nicht schon über arbeitsfaule Kollegen geändert? Idiotische und völlig ineffiziente Abläufe im Unternehmen? Einen inkompetenten Chef, der sich in guten Ergebnissen sonnen will, ohne sich mit den Hintergründen auseinandersetzen zu müssen? Dass Dilberts Boss bis heute keinen Namen erhalten hat, ist kein Zufall, der Comic lädt dazu ein, sich in der dargestellten Welt wiederzufinden, sich davon trösten und erheitern zu lassen, dass es anderen genauso geht.

Das ist bei der Zeichentrickserie, welche 1999 bis 2000 lief ganz ähnlich. Vor allem die erste der beiden Staffeln fängt den Alltagswahnsinn in Großraumbüros immer wieder sehr gut ein. Darin begleiten wir, mit kleineren Unterbrechungen, die Geburtsstunde eines neuen Produkts, von der Namensgebung über das Testing bis zur finalen Herstellung, welche dem Unternehmen endlich mal wieder einen echten Verkaufsschlager bescheren soll. „Gruntmaster 6000“ lautet das gute Teil, von dem eigentlich keiner so genau weiß, was es ist. Von dem gerade der Chef auch gar nicht wissen will, was es ist: In einer der witzigsten Szenen der gesamten Serie besteht er darauf, dass seine Angestellten einen coolen Namen erfinden, noch bevor sie sich dem Konzept des Produktes zuwenden. Denn Inhalt und Sinnhaftigkeit, das spielt in dem Unternehmen eine eher geringe Rolle, entsteht höchstens mal zufällig.

Vergleichbare Höhepunkte gibt es im Laufe der 30 Folgen immer mal wieder, wenn auch nicht so kontinuierlich, wie man sich das vielleicht wünschen würde. Zwei Punkte sind es, die Dilbert zu schaffen machen. Zum einen wäre da die Länge: Ein einzelner Strip besteht immer nur aus wenigen Bildern, ist entsprechend konzentriert und auf eine Pointe bedacht. Auf die 20 Minuten ausgestreckt, welche eine Episode dauert, funktioniert das natürlich nicht. Innerhalb eines festgelegten Themas gilt es daher, Witz an Witz zu reihen, was hier mal besser, mal schlechter klappt. In mehreren Geschichten haben die Ideen nicht ausgereicht, es kommt zu innerhalb von einer Komödie eigentlich tödlichen Längen. Zum anderen verliert die Serie auch regelmäßig ihren satirischen Ton oder das Büroarbeitsthema, wird abwechselnd zu abgefahren und dann wieder zu banal – da dürfen schon mal Außerirdische vorbeikommen, die Welt zerstört werden, eine Folge widmet sich Dilberts Ängsten vor Einkaufszentren.

Aber auch wenn Dilbert seine Klasse nicht durchgängig hält, ist es schade, dass die Serie nach nur zwei Staffeln schon wieder beendet wurde. Denn selbst in ihren schwächeren Momenten hat die Comic-Adaption eine fantastische Ansammlung skurriler Figuren zu bieten, von dem größenwahnsinnigen Hund Dogbert über Catbert, den sadistischen Leiter der Personalabteilung, und den alleswissenden Müllmann bis hin zu den Kollegen mit ihren vielen Marotten. Entsprechend dankbar dürfen wir deshalb sein, dass die optisch bewusst und passend simpel gehaltene Zeichentrickfassung nach vielen Jahren des Wartens nun doch noch komplett in Deutschland vorliegt und uns zeigt, dass sich die Technik in 16 Jahren vielleicht weiterentwickelt hat, die schwachsinnigen Widrigkeiten des Büroalltags aber geblieben sind.



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„Dilbert“ ist eine weitestgehend gelungene Zeichentrickadaption der beliebten Comics. Zwischendurch kommt es mal zu Längen, außerdem verliert sie immer wieder ihr Thema. Wann immer aber der satirische Blick auf Büroalltag in den Vordergrund rückt, läuft die Serie zur Hochform auf.
7
von 10