(„Hakuōki Dai-isshō Kyoto Ranbu“ directed by Osamu Yamasaki, 2013)
Eigentlich hatte sich das Mädchen Chizuru Yukimura nur deshalb auf den Weg nach Kyoto gemacht, um dort ihren Vater zu finden, einen angesehenen Arzt. Doch kaum dort angekommen trifft sie Männer, die herzlich wenig Interesse daran haben, das Leben ihrer Mitmenschen zu verlängern. Im Gegenteil. Doch Glück im Unglück: Gerade noch rechtzeitig wird sie von den Shinsengumi gerettet, einer dem Shogun unterstellten Spezialeinheit. Ihre Abenteuer fangen dadurch jedoch erst richtig an, denn eine Gruppe übernatürlicher Wesen hat es auf Chizuru abgesehen und scheint zudem mehr über ihren Vater zu wissen, als es ihr lieb ist.
Nicht nur der Realfilmbereich, auch das Animesegment hat immer wieder gern einen Blick auf das alte Japan geworfen, erzählte von Samurais, von stolzen Kriegen und mächtigen Waffen. Nachdem es in den letzten Jahren ein wenig ruhiger geworden war, die fernöstlichen Animationskünstler lieber Geschichten aus der fernen Zukunft erzählten, stehen diese Woche gleich zwei historisch orientierte Titel an, beide jeweils Adaptionen von Videospielen. Während sich Samurai Warriors bei aller Romantisierung an dem realen Japan orientiert, nutzt das auf einer Spielreihe von Idea Factory beruhende Hakuoki dieses eher als Setting, um gleich anschließend in eine fantastische Richtung abzubiegen.
Doch die Geschichte um einen Kampf zwischen Teufeln und Menschen steht hier ohnehin etwas im Hintergrund, stattdessen darf oft, teilweise auch recht blutig miteinander gekämpft werden. Auch Chizuru ist an der Waffe ganz geschickt, wie wir gleich zu Beginn erfahren dürfen – schließlich lehrte ihr Vater sie, sich selbst verteidigen zu können. Den Beweis bleiben die folgenden rund anderthalb Stunden jedoch schuldig, stattdessen steht das Mädchen ständig kurz vor einem Heulkrampf und muss sich bester Absichten zum Trotz von den Herren in ihrem Umfeld retten lassen.
Das ist auf Dauer etwas wenig, so wie die Figuren von Hakuoki nicht unbedingt die große Stärke sind. Das mag auch durchaus an der Laufzeit liegen, die nicht viel Raum für eine persönliche Entfaltung lassen. Dass die Geschichte zuvor schon einmal als eine mehrere Staffeln umfassende Serie umgesetzt wurde, verwundert nicht so wirklich, hier hat man des Öfteren das Gefühl, einem würden Hintergründe und Entwicklungen vorenthalten. Den Charakteren bleibt dann auch eine tatsächliche Einführung verwehrt, man findet sich gleich in einem Kampf wieder, ohne zu wissen, wer hier eigentlich wer ist. Mit der Zeit gewinnen einige zwar ein wenig Kontur, viel ist es aber nicht, inhaltlich hat der Anime nicht so wahnsinnig viel zu bieten – weder was Chizuru und Co. betrifft, noch den Fantasyaspekt um alte Teufelslinien.
Dafür ist die visuelle Umsetzung durch das Studio Deen (Higurashi – When They Cry, Patlabor) gut gelungen, was bei einem derart auf Action fokussierten Film schon einmal die halbe Miete ist. Besonders schön anzusehen ist Hakuoki, wenn die Animationsveteranen die Bilder mit einer an Papier erinnernden Textur hinterlegen, man so das Gefühl hat, eine alte Schriftrolle vor sich zu haben. Aber auch in den „normalen“ Situationen macht das Fantasyabenteuer eine gute Figur, schafft trotz gelegentlicher Computerelemente eine schön historisch anmutende Kulisse. Schade nur, dass Chizuru völlig unnötig mit riesigen Kulleraugen versehen wurde, was sicherlich zu ihrem enervierend weinerlichen Charakter passt, sich aber nicht mit den ansonsten gut und vergleichsweise realistisch designten Kriegern verträgt. Ein tatsächliches Ende hat der Film übrigens nicht. Immerhin muss hier aber niemand lange auf eine Fortsetzung warten: Teil zwei mit dem Untertitel Warrior Spirit of the Blue Sky ist bereits für den 8. August angekündigt.
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