(„Ice Age 2: The Meltdown“ directed by Carlos Saldanha, 2006)
Das Ende der Eiszeit ist nahe! Anfangs mag das keiner glauben, schließlich hat es schon immer Eis auf der Erde gegeben. Warum sollte sich das plötzlich ändern? Und doch werden die tierischen Bewohner eines Besseren belehrt, denn es sieht tatsächlich danach aus, als würden die massiven Eismassen schmelzen. Was in ihrer Situation etwas unglücklich ist, leben sie doch in einem Talkessel, der in diesem Fall überschwemmt würde. Es hilft also nichts, sie müssen so schnell wie möglich aufbrechen und das Ende des Tals erreichen. Mammut Manni plagen zudem andere Sorgen: Es leidet sehr darunter, das letzte seiner Art zu sein. Als er auf seiner Reise dem Mammutweibchen Ellie begegnet, scheint seine Einsamkeit endlich vorbei zu sein! Dummerweise hält sich die bei Opossums aufgewachsene Dame selbst für ein solches und lässt sich von diesem Irrglauben auch nicht abbringen.
Eines muss man den Blue Sky Studios lassen: Sie ließen sich erstaunlich viel Zeit, um an ihren Überraschungserfolg Ice Age anzuschließen. Drei Jahre sollt es nach ihrem gefeierten Debüt dauern, bis sie mit Robots ein neues Lebenszeichen von sich gaben, ein weiteres, bis die Fortsetzung Ice Age 2 – Jetzt taut’s in die Kinos kam. Warum, ist jedoch nicht so ganz ersichtlich. Denn eigentlich hat sich in den vier Jahren kaum etwas getan.
Originelle Geschichten, das war von Anfang an nicht so wirklich die Stärke des Studios. Die beiden ersten Filme gefielen mehr durch ihre ungewöhnlichen Szenarien und die Figuren, weniger durch das, was dabei passiert. Das ist bei Ice Age 2 nicht anders, hat zudem den Nachteil, dass der Neulingsbonus des Vorgängers nicht mehr zieht. Eigentlich wiederholt sich hier das Geschehen dann auch nur: War es letztes Mal das Baby, welche die kuriose Herde zu ihrer Reise veranlasste, ist es nun die drohende Flutung. Auf die Geschichte hat das wenig Einfluss, vielmehr ist der Weg das Ziel, ein geradezu nebensächlicher Rahmen, um die skurrilen Figuren erneut aufeinandertreffen zu lassen.
Das ist nicht ohne Witz, schließlich sind der gutmütige, vernünftige Manni, der sarkastische Diego und der aufgekratzte Sid drei bewusst sehr kontrastreiche Figuren. Und wo solche sich begegnen, entstehen fast automatisch humorvolle Szenen. Nur dass man die alle schon vom ersten Teil kennt, durch die inzwischen geschlossene Freundschaft gibt es zudem weniger Reibungspunkte. Dessen waren sich wohl auch die Drehbuchautoren bewusst und fügten deshalb Ellie und ihre beiden vermeintlichen Opossumbrüder ein. Der Plan geht streckenweise auch auf, die verspielt-gemeinen Beutelratten und die naive Ellie bringen ein paar neue Facetten ins Getriebe, die Absurdität eines Mammuts, das sich wie ein Opossum verhält, ist ebenfalls für ein paar Lacher gut.
Aber eben auch nur ein paar, zu schnell hat sich die Situation wieder abgenutzt, in Ice Age 2 – Jetzt taut’s gibt es zu wenig echte Ideen: Der Film begnügt sich mit etwas altbackenem Slapstick, der bei Kindern nicht seine Wirkung verfehlt, aber nicht so komisch ist, wie er sein will. Selbst die Auftritte des Rattenhörnchens Scrat, die Höhepunkte des ersten Teils, hinterlassen einen weniger starken Eindruck, dafür ähneln sie sich einfach zu sehr. Neu ist hingegen der deutlich gesteigerte Anteil an rührseligen Szenen – anders als im ersten Teil fängt es hier schon mit solchen an, anstatt bis zum Schluss zu warten – sowie eine hörenswerte Gesangseinlage.
Geholfen hat es dem Film nicht, Ice Age 2 ist zwar immer noch nett, aber nur wenig bemerkenswert, insgesamt noch mal schwächer als der ohnehin überbewertete erste Teil. Dass sich vier Jahre danach visuell erstaunlich wenig getan hat, Blue Sky Studios erneut mit natürlichen Elementen hadert, hilft auch nicht unbedingt, da war der ein Jahr zuvor gestartet Robots optisch deutlich spannender. Ob es die Darstellung von Wasser ist, die grob modellierten Landschaften oder die einfarbigen Texturen, schön anzusehen ist das hier zaus heutiger Sicht wirklich nicht. Zum Zeitvertreib reicht es, gerade wenn Kinder dabei sind, im Vergleich zur aktuellen Konkurrenz bietet der Film aber inhaltlich einfach nicht genug, um das veraltete Äußere ausgleichen zu können. Lediglich die rasanteren, manchmal erstaunlich düsteren Momente reißen aus der dezenten Langeweile heraus, welche das eiszeitliche Animationsabenteuer hinterlässt.
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