(„Ice Age: Continental Drift“ directed by Steve Martino and Mike Thurmeier, 2012)
Das hätte sich das Riesenfaultier Sid nicht mehr zu erträumen erhofft: Seine Familie ist wieder da! Zumindest kurz. Eigentlich war es ein reiner Zufall, der sie zu ihm führte. Aber warum die Situation nicht einfach nutzen, um die lästige Oma auch noch abzuladen? Gesagt, getan, bevor sich Sid versieht, hat man ihn erneut zurückgelassen – nur diesmal mit der Alten im Schlepptau. Mammut Manni hingegen hat ein Problem mit der Jugend, Tochter Peaches genau genommen. Denn die steckt mitten in der Pubertät und himmelt den Rebellen Ethan an, was der Papa so gar nicht gerne sieht. Doch bevor sie sich versehen, kommt es ohnehin anders: Der Urkontinent bricht auseinander, wodurch die kuriose Herde auf einmal getrennt wird und erst einmal größere Sorgen hat als Familienknatsch.
Ein Schritt vorwärts, einer zurück. Nachdem das originelle Szenario von Ice Age schon im zweiten Teil Ice Age 2 – Jetzt taut’s deutliche Ermüdungserscheinungen zeigte, bewegte man sich bei Ice Age 3 – Die Dinosaurier sind los in eine etwas andere Richtung. Manch einer dürfte die Nase gerümpft haben, dass sich Sid & Co. plötzlich mit den zeitgeschichtlich völlig unpassenden Dinosauriern herumschlagen mussten. Immerhin erlaubte die Geschichte aber ein höheres Tempo und visuell deutlich spannendere Szenen, was nach dem einfallslosen zweiten Teil für frischen Wind sorgte.
Zum Teil versuchte man das auch bei dem 2012 gestarteten Ice Age 4 – Voll verschoben. Riesige Monsterkrabben? Affenpiraten? Eisschiffe? Sirenenmonster? Nein, das hatte nichts mehr mit dem zu tun, was zehn Jahre zuvor den Grundstein für die tierisch erfolgreiche Filmreihe gelegt hatte. Gebracht hat es aber nur wenig, denn ansonsten wurde nur auf Bewährtes gesetzt. Oder zumindest Bekanntes, der Film gleicht einem rund 90 Minuten langen Déjà-vu-Erlebnis. Das Trio aus Teil eins ist auf der Flucht vor einer Umweltkatastrophe (Teil zwei), während eine Parallelhandlung von dem Rest der Herde erzählt (Teil drei). Zu einem gewissen Grad ist ein Wiederkennungswert natürlich schön, hier wird es jedoch oft übertrieben, die Balance aus over the top und altbacken passt nicht so recht.
Das betrifft dieses Mal auch die Figuren, sonst eigentlich das Markenzeichen der Filmreihe. Sids geistig verwirrte, äußerst sarkastische Großmutter ist dabei noch der gelungenste Neuzugang der Menagiere. Und auch der fiese Affe, der mit seiner Piratenbande Manni und den anderen das Leben schwermacht, braucht sich nicht hinter den etablierten Figuren zu verstecken. Die Säbelzahntigerin Shira jedoch, Mammutnachwuchs Peaches oder auch deren bester Freund, ein Maulwurfigel namens Louis, bei denen fragt man sich bis zum Schluss, ob sie tatsächlich das erste Mal bei Ice Age auftauchen, so bekannt kommen sie einem vor. Und das ist nie eine gute Sache, zumal der Rührseligkeitsfaktor durch die Neulinge wieder unangenehme Sphären erreicht – die Familie ist mal wieder alles, hier ist jeder nach dem Abenteuer schlauer, weiß worauf es ankommt. Da wäre am Ende weniger wohl doch mehr gewesen, anstatt so viele Tiere unterbringen zu wollen, die aufgrund des Zeitmangels völlig austauschbar bleiben, hätte man besser wie zuvor versuchen, sich auf einige wenige zu konzentrieren.
Immerhin sind die Figuren, die meisten zumindest, witzig designt und von den Blue Sky Studios (Robots, Die Peanuts – Der Film) gewohnt flüssig animiert. Die Landschaften bestehen nach dem deutlich abwechslungsreicheren dritten Teil zwar mal wieder nur aus Variationen weißer Blöcke. Da sich die Aufmerksamkeit des Publikums aber ohnehin auf das Geschehen im Vordergrund beschränken soll, ist das irgendwie nachzuvollziehen. Das Rezept dafür besteht aus den üblichen sehr slapstickbetonten Zutaten: Ständig fällt hier jemand runter, rennt gegen eine Wand oder bekommt anderweitig eins auf den Deckel. Und keiner häufiger als das Rattenhörnchen Scrat, das dieses Mal zwar kein Weibchen an die Seite gestellt bekommt, dafür aber passend zum Rest des Films noch einmal deutlich absurdere Abenteuer erleben darf. Das macht schon alles irgendwo Spaß, hat sich inzwischen dann aber doch deutlich abgenutzt, den enormen Erfolg hätten andere Animationskollegen mehr verdient.
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