Magic Kaito
© 2010 Gosho Aoyama / Shogakukan • Magic Kaito Committee

Magic Kaito: Kid the Phantom Thief

(„Magic Kaito“ directed by Toshiki Hirano, 2010-2012)

Magic Kaito
„Magic Kaito“ ist auf vier Volumes verteilt auf DVD und Blu-ray erhältlich

Und was willst du mal werden, wenn du groß bist? Ein Meisterdieb, ist doch klar! Beim 17-jährigen Kaito ist der nicht ganz alltägliche Berufswunsch in erster Linie genetisch bedingt: Schon sein vor acht Jahren unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommener Herr Papa verstand sich darauf, mit kleinen magischen Tricks Menschen um ihr Hab und Gut zu erleichtern. Wenn ihm der Filius nun nacheifert und in das geerbte Kostüm des Kaito Kid schlüpft, dann um sowohl ein bisschen Ahnenforschung zu betreiben, den Tod seines Vaters doch noch aufzuklären und nebenher das spärliche Taschengeld durch geklaute Juwelen aufzubessern. Klar: Hier darf niemand etwas von seinem Nebenjob erfahren, vor allem nicht Aoko, die für ihn ein bisschen mehr ist als eine bloße Mitschülerin, dummerweise aber auch die Tochter des Polizeiinspektors.

Dass Magic Kaito auf einem Manga von Autor Gosho Aoyama (Detektiv Conan) basiert, sieht man ihm an der extrem geschwungenen Nasenspitze an, sondern auch an kleineren Gastauftritten. Manch einer würde den Anime des Meisterdiebs sogar als Spin-off ansehen, was verständlich, aber nicht ganz korrekt ist. Während der Minidetektiv schon seit 1996 auf japanischen Fernsehern ermittelt und Kaito erst 2010 an der Reihe war, ist es beim Manga genau umgekehrt: Der erste Band um Conan erschien 1994, sein verbrecherischer Kollege zeigte sich hingegen schon 1987 in gedruckter Form. Mitbekommen haben das aber nur wenige, aus gutem Grund: Es waren nur sehr kurze Beutezüge, bis heute sind gerade mal vier eigenständige Mangas erschienen – ein Witz zu den bislang 89 Bänden der Schwesterserie.

Witzig soll dann auch die 12-teilige Animereihe sein, die von 2010 bis 2012 unter der Regie von Toshiki Hirano (Vampire Princess Miyu, Fight! Iczer One) entstand. Am unterhaltsamsten ist das, wenn Magic Kaito in den Comedymodus wechselt, Kaitos kleine Hilfsmittel sowie die Abwehrmaßnahmen von Seiten der Polizei sich gegenseitig in ihrer Absurdität übertrumpfen wollen. Begleitet von nostalgischer Jazzmusik wirkt der Anime mit seiner Mischung aus Kleinjungencharme und Lupin III wie aus einer anderen Zeit. Das ist hier aber durchaus mal positiv zu verstehen: Wenn übertriebene Magiertricks auf unfähige Polizisten und Batman-Cave-Geheimidentitäten treffen, ist das altmodischer Zeichentrickspaß, wie man ihn heute viel zu selten noch sieht.

Nur dass der Anime eben noch sehr viel mehr sein will und am laufenden Band neue Handlungsstränge einführt. So wird Kaitos Beziehung zu Aoko mit der Zeit ausgebaut, was einerseits irgendwie süß ist, an anderen Stellen von herkömmlichen Highschool-Romanzen aber kaum noch zu unterscheiden ist. Wäre da nicht Akako Koizumi, die eine waschechte Hexe ist und sich in ihrer Ehre verletzt fühlt, dass Kaito nicht auf ihre Zauber anspricht, und in ihrem Wahn nach Aufmerksamkeit zu Aokos Konkurrentin wird. Anders als Detektiv Conan, das aller übertriebenen Gegenstände und mitunter wenig plausiblen Fällen zum Trotz in der Realität verankert ist, kommen bei Magic Kaito durchaus auch Voodoopuppen und Liebeszauber zum Einsatz, selbst Luzifer darf hier mal vorbeischauen.

Und der dämonische Lichtbringer ist bei weitem nicht der einzige Feind im Leben Kaitos. Tatsächlich ist es ungewöhnlich, wie viele Gegenspieler hier in nur zwölf Folgen eingeführt werden, aber auch wie kompetent diese zum Teil sind. So bekommt es der Jugendliche nicht nur mit den Mördern seines Vaters zu tun, diverse Polizisten und Detektive wiederum wollen dessen Alter Ego, den Meisterdieb Kaito Kid, schnappen. Und dann erhält dieser auch noch Konkurrenz von diversen räuberischen „Kollegen“, die natürlich deutlich miesere Absichten verfolgen als unser Gentleman Thief. Das ist jedoch auch eines der Probleme der Serie: Hier gibt es so viele Elemente, dass man gar nicht so genau sagen kann, welche Geschichte eigentlich erzählt werden soll. Einen wirklichen Abschluss gibt es dann auch nicht, nach Volume 4 ist Schluss, ohne dass man zu einem tatsächlichen Schluss gekommen wäre. Kleinere Schwächen gibt es auch in punkto Abwechslung – hier läuft vieles trotz der zahlreichen Handlungsstränge schematisch ab – und bei der Optik. Es sind schon sehr leere Bilder, die da aus dem Haus TMS aka Tokyo Movie Shinsha (Das Schloss von Cagliostro, Chie the Brat) kommen, der Look ist auch durch den Computereinsatz zuweilen uneinheitlich, die Animationen laden ebenfalls nicht zu Begeisterungsstürmen ein. Und doch ist Magic Kaito spaßig und sympathisch, gerade auch, weil der Anime sich selbst nicht allzu ernst nimmt und nicht versucht, irgendwelchen Trends hinterherzulaufen.



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Die Adaption der gleichnamigen Mangareihe ist ein etwas altmodischer Spaß rund um einen Meisterdieb, der in die Fußstapfen seines Vaters tritt und es dabei mit unzähligen Widersachern zu tun bekommt. Das ist sympathisch, teilweise auch witzig, kann sich bis zum Schluss aber nicht recht entscheiden, was die eigentliche Geschichte sein soll.
6
von 10