Oh My Goddess Der Film
© Kosuke Fujishima / Kodansha © 2000 „AH! MY GODDESS“ Partnership

(„Gekijōban Aa! Megami-sama!“ directed by Hiroaki Gōda, 2000)

Oh My Goddess Der FilmEinige Jahre ist es nun schon her, dass die Göttin Belldandy auf die Erde kam, um dem Studenten Keiichi Morisato einen Wunsch zu erfüllen, und anschließend bei ihm geblieben ist. Inzwischen sind die beiden untrennbar und ein gutes Team, sowohl im Alltag wie auch bei ihren Rennen für den Motorclub. Doch all das ändert sich, als Belldandys ehemaliger Mentor Celestine auf der Bildfläche erscheint, ihr einen Kuss gibt und diese daraufhin in Ohnmacht fällt. Als sie wieder aufwacht, sind alle Erinnerungen an Keiichi verschwunden. Aber es kommt noch schlimmer, denn Celestine verfolgt damit einen anderen, viel größeren Plan, der das Ende der Welt herbeirufen kann.

Heutzutage geht der Trend ja dazu, alles gleich als komplettes Mediafranchise zu konzipieren, Manga, Light Novel und Anime erscheinen oft in so kurzen Abständen, dass man am Ende gar nicht mehr weiß, wie das Ganze eigentlich angefangen hat. Früher war das etwas anders, wie man an „Oh! My Goddess“ sehen kann. Als der Manga von Kōsuke Fujishima (You’re Under Arrest, Tales of Symphonia) 1988 erschien, ließ der Erfolg nicht lange auf sich warten. Die Animeadaption hingegen schon. 1993 folgte mit Oh! My Goddess eine erste gerade mal fünf Folgen umfassende Direct-to-Video-Produktion, 1998 Mini-Göttinnen, welche kleine Zwischengeschichten der Comics zu einer Serie umwandelte. Fans mussten jedoch bis 2000 ausharren, zwölf Jahre nach dem Mangadebüt, bis es eine erste große Adaption gab. Dafür betrat Oh! My Goddess – Der Film aber auch Neuland – in doppelter Hinsicht.

Zunächst einmal erzählte die Filmversion eine tatsächlich komplett neue Geschichte, welche sich in der Vorlage nicht fand. Und Fujishima, auf den die Story zurückging, nutzte den Rahmen dann auch, um dieses Mal deutlich größer und epischer zu werden. Und auch dramatischer. War der Manga eine mit übersinnlichen Elementen versehene Liebeskomödie, gibt es in Oh! My Goddess – Der Film fast gar nichts mehr zu lachen. Nur am Anfang, wenn wir auf die etwas eigenwilligen Figuren des Motorclubs treffen, darf noch etwas geschmunzelt werden, anschließend werden die charmanten Slice-of-Life-Elemente größtenteils beiseitegeschoben und machen einer düsteren Atmosphäre Platz, später sogar ungewohnten Actionszenen.

Wer „nur“ eine größere Variante des beliebten Mangas erwartete, durfte damals angesichts des Stimmungswandels also ziemlich überrascht sein, manch einer sicher auch enttäuscht. Umso mehr, da die Figuren kaum Gelegenheit haben, ihre kleinen Marotten zu zeigen: Weder war Platz für Urds manipulativ-aufbrausende Art noch für Skulds sonderbaren Erfindungen. Das ist insofern seltsam, da der Film nur wenig dafür tut, Neuzugänge willkommen zu heißen, nicht die Vorgeschichte erzählt, keinen der Charaktere genauer vorstellt. Man richtete sich also ausschließlich an Fans, ohne diese jedoch direkt zu bedienen. Dabei ist Oh! My Goddess – Der Film für sich genommen, losgelöst von Erwartungen und Anküpfungsproblemen, tatsächlich sehenswert. Die Idee hinter Celestines Plänen ist nicht neu, sein Kampf gegen die göttliche Ordnung wurde in ähnlicher Form schon oft erzählt. Aber sie ist spannend, trotz des gewohnt verqueren Szenarios rund um nordische Götter in sich schlüssig und führte neben dem Hauptprotagonisten auch die tragische Gestalt der Feenkönigin Morgan ein, welche sich dem hochkarätigen Umfeld als würdig erweist. Vor allem Liebhaber übergroßer Liebesdramen bekommen hier Gelegenheit, mitzuzittern.

Auch bei der audiovisuellen Umsetzung gibt es nicht wirklich etwas zu meckern. Das Animationsstudio AIC (El Hazard, Vampire Princess Miyu), welches die meisten Adaptionen von „Oh! My Goddess“ übernahm, hatte hier sichtlich mehr Geld zur Verfügung als sieben Jahre zuvor bei der OVA. Vereinzelt gibt es zwar noch Standbilder, insgesamt sind die Animationen aber gelungen, die Hintergrundbilder haben deutlich mehr Details und auch die gelegentlichen Computereinsätze stören nicht weiter. Die Musik von Shirō Hamaguchi (Final Fantasy VII Advent Children, Girls und Panzer) ist zwar manchmal etwas aufdringlich dramatisch, passt aber gut zu dem Geschehen auf dem Bildschirm. Schade daher, dass dieser etwas andere Filmansatz nicht weiterverfolgt wurde. Erneut sollte es einige Jahre dauern, bis Belldandy und Keiichi in bewegter Form zurückkehrten, dieses Mal in Form einer TV-Serie und nach dem düsteren Umweg wieder viel näher am Original.



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Die Filmversion der beliebten Mangareihe verzichtet auf den gewohnten Humor und erzählt stattdessen eine zwar nicht originelle, dafür aber überraschend dramatische und durchaus spannende Geschichte, deren audiovisuellen Umsetzung zudem gut gelungen ist.
7
von 10