(„Peanuts“ directed by Alexis Lavillat, 2014)
Mangelnden Einsatz kann man Charlie Brown sicher nicht vorwerfen, wenn er sich mal wieder seinem Lieblingshobby Baseball zuwendet. Das kann so weit gehen, dass er dabei für andere sein letztes Hemd hergibt. Wortwörtlich. Über Kleiderordnung macht sich sein Hund Snoopy eher weniger Gedanken, Hauptsache das Futter steht rechtzeitig vor seiner Hundehütte. Und auch sonst ist er eher eine Frohnatur, der mit seinen ständigen Tanzeinlagen die griesgrämige Lucy schon mal in den Wahnsinn treibt. Aber nicht alle Tiere spüren einen derartigen Bewegungsdrang. Friedas Katze zum Beispiel zieht es vor, von anderen Leuten getragen zu werden, anstatt ihre eigenen Pfoten zu gebrauchen – womit sie die Freunde Friedas in den Wahnsinn treibt.
Volume 2 der neuen französisch-amerikanischen Animationsserie ist da und damit zehn weitere Folgen rund um die oft adaptierte Rasselbande von Charles M. Schulz. Wer die früheren Filme und Serien gesehen hat, weiß natürlich schon, was ihn hier erwartet: ein etwas harmloser Humor, der sich des Kinderalltaga einer amerikanischen Vorstadt annimmt und skurrile Geschichten hieraus erzählt. Das dürfte für Fans mit einigen Déjà-vu-Erlebnissen einhergehen. Nicht nur weil hier ein Gag aus Volume 1 wiederholt wird, sondern weil die Serie insgesamt auf den Originalcomics basiert und teilweise eins zu eins umsetzt.
Das könnte für manchen Zuschauer zu wenig sein, der das alles schon kennt und lieber etwas Neues geboten bekäme. Außerdem sind durch das Format keine längeren Geschichten mehr möglich. Man bemühte sich zwar, innerhalb der Episoden ein gemeinsames Thema zu finden wie etwa Frieda, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit anderen ihre Katze aufschwatzt oder von den eigenen lockigen Haaren schwärmt. Ansonsten aber gibt es keinen roten Faden, wer hier einen größeren Rahmen à la Die Peanuts – Der Film erhofft, wird enttäuscht sein. Unterhaltsam sind die Minimomente aber schon in ihrer Mischung aus Alltag und Absurdität, bezaubern vor allem das jüngere Publikum durch die liebgewonnenen, zum Teil recht verschrobenen Figuren.
Vor allem aber fängt die Adaption das Flair der Vorlage schön ein. Die französischen Normaal Animation Studios nutzten bei der Umsetzung zwar Computer, allerdings wurden diese für reine 2D-Bilder verwendet. Das Ergebnis sieht der Vorlage dennoch sehr ähnlich, da man hier auf einen zeichentrickähnlichen Stil zurückgreift, die Designs originalgetreu schlicht hält und durch Rasterelemente tatsächlich auch wie ein Comic aussieht. Manche der Strips sind durch die Umwandlung von Einzelbildern in eine Sequenz etwas zu lang geworden, andere profitieren doch sehr von den Möglichkeiten. Gerade die Tanzeinlagen Snoopys kommen so deutlich besser rüber. Zudem konnte nun sehr mit Farben gespielt werden, der Hintergrund passt sich mitunter dem Geschehen an. Alles in allem bleibt also auch die zweite Volume ein schöner Animationsspaß für zwischendurch, ein bisschen wie ein Zeitungscomic, den man an einem Sonntagmorgen beim Frühstück liest.
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