(„To Be or Not to Be“ directed by Alan Johnson, 1983)
Frederick Bronski (Mel Brooks) ist 1939 ein international bekannter Theaterschauspieler, der Zuschauer aus der ganzen Welt anzieht. Oder das zumindest denkt. Dass ausgerechnet während seines berühmten Hamlet-Monologs einer aus dem Publikum den Saal verlässt, ist für ihn daher auch ein beispielloser Affront. Dabei sieht die Wahrheit anders, wenn auch nicht unbedingt besser aus: Bei besagtem Mann handelt es sich um den Soldaten Andrei Sobinski (Tim Matheson), der während Fredericks Auftritt dessen Frau Anna (Anne Bancroft) hinter der Bühne besucht. Bald hat das Trio aber ohnehin andere Sorgen: Deutschland ist in Polen eingefallen und der verräterische Professor Siletski (José Ferrer) plant die Mitglieder der Untergrundbewegung an die Gestapo auszuliefern.
Sein oder Nichtsein, das durfte einem 1983 gleich aus zwei Gründen bekannt vorkommen. Da wäre natürlich zum einen der berühmte Hamlet-Dialog, der in dem Film auch eine große Rolle spielt. Und zum anderen die gleichnamige Komödie aus dem Jahr 1942. Tatsächlich handelte es sich bei der gut 40 Jahre später gestarteten Fassung um ein Remake, das sich inhaltlich recht eng an den Klassiker hält, beim Humor aber etwas andere, klamauklastigere Wege geht. Schließlich handelt es sich um einen Film von Mel Brooks, der in den 70ern der König der absurd-derben Parodien war. Wobei: Genaugenommen übernahm der früher nur als Regisseur in Erscheinung getretene Amerikaner hier lediglich die Hauptrolle, inszeniert wurde das Ganze von Alan Johnson, der zuvor unter anderem die Choreographie in den Brooks-Filmen The Producers – Frühling für Hitler, Frankenstein Junior und Die verrückte Geschichte der Welt übernommen hatte.
Sein oder Nichtsein ist deshalb auch nur zum Teil mit dem Hauptwerk von Brooks vergleichbar, hat einige Gemeinsamkeiten, aber auch deutliche Unterschiede. Beispielsweise muss man sich von den üblichen Verdächtigen verabschieden, keiner der Stammschauspieler von Brooks ist mit von der Partie. Am Ensemble ist dennoch nur wenig auszusetzen. Der hierfür oscarnominierte Charles Durning und Christopher Lloyd sind als inkompetentes Naziduo immer wieder ein lustiger Anblick, die Chemie zwischen Brooks und seiner damaligen Frau Bancroft stimmt ohnehin: Wenn die beiden sich fetzen oder auch gemeinsam auf der Bühne stehen, dann gehört das ebenso zu den Höhepunkten des Films wie die Musicalnummern, die den vorangegangen von Johnson nicht nachstehen.
Beim Humor wird es hingegen etwas zwiespältiger. Einige der Scherze sind fantastisch, gerade wenn das große Ego Fredericks thematisiert wird. Und dass sich Brooks auf geschmacklose, aber witzige Naziverulkungen versteht, das wissen wir schon seit seinem Debüt The Producers – Frühling für Hitler. Es gibt aber auch längere Passagen, bei denen einem weniger zum Lachen zumute ist, gerade die ganzen Verkleidungsnummern sind auf Dauer etwas eintönig. Auffällig ist allgemein, wie zurückgenommen Sein oder Nichtsein im Vergleich zu vielen anderen Brooks-Werken ist: Anstatt auf Teufel komm raus einen Witz nach dem anderen abschießen zu wollen, konzentriert sich der Film stärker auf die Personen. Für ein Drama reicht es nicht, dafür genießen die beteiligten Darsteller – allen voran Brooks selbst – viel zu sehr das Spiel mit der Übertreibung, wenn nicht gar der Karikatur. Immerhin sind es aber Personen und nicht reine Stichwortgeber wie in den meisten anderen Komödien des Altmeisters. Personen, die einen nicht so oft zum Lachen bringen, wie man es vielleicht gern hätte, denen man aber doch irgendwie gern bei ihrem grotesken Kampf gegen die Nazis zusieht.
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