Sky
© Alamode Film

Sky – Der Himmel in mir

(„Sky“ directed by Fabienne Berthaud, 2015)

Sky
„Sky – Der Himmel in mir“ läuft ab 9. Juni im Kino

Um ihrer Ehe eine letzte Chance zu geben, unternehmen Romy (Diane Kruger) und Richard (Gilles Lellouche) einen Road Trip durch den Westen der USA. Bei einem Zwischenstopp und reichlich fließendem Alkohol kommt es zur alles entscheidenden Auseinandersetzung, nach der sich die nervlich am Ende befindende Romy ins Dunkel der Nacht rettet. Entlang endloser Straßen und gepeinigt von der stechenden Hitze der amerikanischen Einöde, trampt sie einer ungewissen Zukunft entgegen. Schließlich verschlägt es sie ins grelle Las Vegas, wo sie auf die Entertainerin Charlene (Laurene Landon) trifft, die ihr nicht nur eine Unterkunft anbietet, sondern auch zu einem Job verhilft. Dabei lernt sie in einem Casino den einsilbigen, aber charmanten Ranger Diego (Norman Reedus) kennen, mit dem sie kurz darauf die Nacht verbringt. Am nächsten Morgen bleibt ihr nicht mehr als die bleibende Erinnerung an die vergangenen Stunden und einer Nachricht mit seiner Adresse, der sie prompt folgt und zu einem entlegenen Ort im Nirgendwo führt. Zwischen neuen Anfängen und alten Wunden lernen die beiden einander kennen und lieben. Ein Happy End mit Anlauf, wäre da nicht Diegos dunkles Geheimnis, welches die neu entfachte Liebe zu zerstören droht.

Der erste englische Film der Regisseurin Fabienne Berthaud feierte bereits im September 2015 auf dem Toronto Film Festival Weltpremiere und stellt mit Frankie (2005) sowie der gleichnamigen Verfilmung zu ihrem Roman „Barfuß auf Nacktschnecken“ (2010) das nunmehr dritte visuelle Werk im Repertoire der französischen Romanautorin dar. Auch Diane Kruger (Inglorious Basterds), die in den ersten beiden bereits die Hauptrolle übernahm und während des Filmdebüts der Französin noch am Anfang ihrer Hollywood-Karriere stand, mit Blockbustern wie Troja und Das Vermächtnis der Tempelritter jedoch erste Erfolge feiern konnte, ist wieder mit von der Partie. Mehr als zehn Jahre und drei Filme später mag man glauben, dass manche Menschen genug von einander haben, beweisen und teilen die beiden allerdings in Interviews und öffentlichen Veranstaltungen immer wieder aufs Neue die gegenseitige Wertschätzung. Darüber hinaus komplettieren der Zombiejäger Norman Reedus, aus der amerikanischen Hitserie The Walking Dead, sowie Lena Dunham (Girls) und Gilles Lellouche (Mea Culpa) das Haupt-Ensemble des Filmprojekts.

Wortkarg und dennoch intensiv beginnt der Road Trip des Ehepaares. Die Spannung liegt in der Luft und hinterlässt seine Zeichen. Während Romy die Situation wortlos erduldet, ist der sichtlich verzweifelte Richard mit seinem ehelichen Latein am Ende. Selbst bei ihrem Zwischenstopp in einem Motel sind die Splitter der längst vergangenen Liebe nicht mehr zu retten und es kommt zum gewaltsamen Streit, als der betrunkene Richard nachts das Zimmer betritt und sie zum Sex zwingen will. Dabei ist die persönliche Leinwand beider Protagonisten nicht nur in Weiß und Schwarz gestrichen. Mag er zwar als sexuell frustrierter Macho porträtiert sein, findet man auch Anzeichen tiefster Verzweiflung und unerwiderter Sehnsucht in seiner Darstellung. Andersrum scheint sie als Opfer eines gewalttätigen Ehegatten, während sie auch bittere und kalte Charakterzüge vorzuweisen hat. Die Ehe ist vorbei und manchmal benötigt es eben eine fliegende Nachttischlampe, um dies zu manifestieren. Es folgt Romys Flucht in die Dunkelheit, weg von Richard, weg von ihrem alten Leben – weg von dem was war. Die Einsamkeit ist beklemmend, aber natürlich und in ihren Augen sogar befreiend. Die Bilder werden schön und vor allem still in Szene gesetzt. Meiner Meinung nach hätte das erste Drittel des Films sogar wortlos funktioniert, werden aufgestaute und schlussendlich befreite Emotionen doch durch Nuancen in Gestik und Mimik ausdrucksstark auf die Leinwand projiziert.

Kaum endet ihre Reise in Las Vegas, bleibt von der dichten Atmosphäre nicht mehr viel übrig. Die kurzlebige Freundschaft mit Charlene wird abrupt und unerklärt beendet, während das scheinbare „Meet Cute“, bei dem sich Charaktere einer Romanze das erste Mal begegnen, mit Ranger Diego eher fragwürdig als denkwürdig in Erinnerung bleibt. Verwechselt er sie doch mit einer Prostituierten, überzeugt mit mehr Mundwinkelspiel als eigentlichem Mundwerk und danach tollen sie auch schon durch das Satin der örtlichen Hotelbetten. Von Romantik keine Spur und als sie ihn am nächsten Tag im Hotel anruft, geht sogar eine echte Prostituierte ans Telefon. Die beiden sprinten durch die No-Goes des Genres, wie Usain Bolt durch die Ziellinie beim 100-Meter-Sprint. Und ist die Zeit in Vegas einmal vorbei, zieht sie sogleich bei ihm ein, wobei das erste Treffen nach der lüsternen Nacht mehr durch peinliche Stille anstatt knisternder Leidenschaft auf sich Aufmerksam macht. Von der anfänglichen Freiheit und dem Traum vom neuen Leben ist kaum etwas geblieben. Sie sucht sich einen Job, lernt seine Familie kennen und fühlt sich sichtlich wohl in seinem Umfeld. Dennoch erinnert die neue Liebe mehr an eine Greencard-Ehe, gibt sich Diego stets kühl und abweisend, während sie seine Bestätigung und Zuneigung sucht. Auch die letztliche Lüftung seines Geheimnis mag zwar einige Fragen beantworten, ist allerdings nur ein loses Pflaster auf der fragwürdigen Liebesgeschichte.

Sky – Der Himmel in mir kann durch eine intensive Gefühlsachterbahn im ersten Drittel überzeugen, bevor er mit der Ankunft in Las Vegas und dem Aufeinandertreffen mit Diego zur Talfahrt ansetzt und dabei jegliche aufgebaute Emotionslage im ausgedörrten Boden der amerikanischen Wüstenlandschaft zurücklässt. Leider nimmt man Diane Kruger die frisch Verliebte nicht wirklich ab und auch Norman Reedus, der mit der Rolle des sensiblen Raubeiner in den für ihn zwar bekannten Territorien wildert, kann nur bedingt glänzen. Was mit einem Griff nach Freiheit und Selbstverwirklichung beginnt, mündet in eine geschichtliche Tretmühle in der Charaktere und Handlungstränge leider nicht überzeugen können.



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Dem dramatischen Ehe-Aus wird ein Sprung in die Freiheit suggeriert. Was folgt ist eine müde Love-Story, der es an Gefühl mangelt und den Film zur emotionalen Fata Morgana im staubigen Wüstensand der westlichen USA verkommen lässt.
4
von 10