(„Jigoku de naze warui“ directed by Sion Sono, 2013)
Schon seit Jahren sind der Muto- und der Kitagawa-Clan miteinander verfeindet, bekämpfen sich gegenseitig bis aufs Blut – und manchmal darüber hinaus. Dabei haben der Yakuza-Boss Muto (Jun Kunimura) und sein Kollege Ikegami (Shinichi Tsutsumi) eigentlich einiges gemeinsam. Michiko (Fumi Nikaido) zum Beispiel die sie beide gern haben. Muto, weil es sich dabei um seine Tochter handelt, Ikegami weil er Gefallen an der jungen hübschen Dame findet. Die hat jedoch erst einmal eigene Interesse, will sie doch endlich einmal in einem richtigen Film die Hauptrolle spielen! Und jetzt sieht es endlich so aus, als könne dieser Wunsch dank ihrer Zufallsbekanntschaft Koji (Gen Hoshino) und des Amateur-Regisseurs Hirata (Hiroki Hasegawa) in Erfüllung gehen – allerdings für einen hohen Preis.
15 Jahre soll Sion Sono an dem Drehbuch von Why Don’t You Play in Hell? gearbeitet haben. Eine lange Zeit, schon für einen normalen Regisseur. Und ganz besonders für jemanden wie Sono, der von Normalität nicht viel hält und allein letztes Jahr ein halbes Dutzend Filme abgedreht hat. Bemerkenswert ist dabei, dass trotz des hohen Outputs kaum ein Werk dem anderen gleicht, sie fast immer vollgestopft sind mit neuen, oft recht obskuren Ideen.
Im direkten Vergleich ist seine Yakuza-Komödie relativ genügsam, gerade auch angesichts der Laufzeit von über zwei Stunden, die er seinem Langzeitwerk spendiert hat. Ein dicker Batzen davon ist dann auch der Einleitung reserviert, der Vorstellung der einzelnen Personengruppen, die erst noch zusammengeführt werden müssen. Das stellt anfangs tatsächlich etwas höhere Ansprüche an den Zuschauer, da hier nicht nur zwischen den einzelnen Fäden hin und hergesprungen wird, sondern auch zwischen mehreren Zeitebenen. Erst einmal aufgedröselt ist die Geschichte von Why Don’t You Play in Hell? dabei recht einfach. Eigentlich haben wir da nur die konkurrierenden Yakuzas und eine Gruppe ambitionierter, aber erfolgloser Nachwuchsfilmer, deren jeweilige Schicksale lange völlig getrennt voneinander sind und zum Schluss zueinanderfinden.
Sobald sie das tun, schnellt der Unterhaltungsfaktor dann sprunghaft nach oben. Why Don’t You Play in Hell?, zuvor für Sonosche Verhältnisse relativ ereignislos, streckenweise gar langweilig, gewinnt dann die grotesken, übertriebenen und zuweilen auch blutigen Qualitäten, welche Fans an dem Regiesonderling schätzen (siehe etwa das Hip-Hop-Musical Tokyo Tribe oder das surreale Schulmädchenmassaker Tag). Nicht, dass man vorher auf den roten Saft verzichten musste, er kommt sowohl in einer schmerzhaft-brutalen wie auch einer hypnotisch-verstörenden zum Einsatz. Die richtigen Dämme brechen jedoch erst zum Schluss.
Mit Tarantinos Kill Bill soll der Japaner seinen Film verglichen haben, was angesichts der absurden Showdown-Metzeleien nicht abwegig ist. Anders als sein amerikanischer Kollege, der seine Gewaltexzesse gern auch für allerlei Filmzitate benutzt, ist Sonos humorvoller Yakuzablutrausch jedoch eher eine Liebeserklärung an das Filmemachen an sich. Wenn seine Protagonisten in Why Don’t You Play in Hell? bereit sind, für einen Film alles zu opfern, dann ist das ausnahmsweise mal kein Lippenbekenntnis, sondern Ausdruck einer exzessiven Hingabe. Wie viel bin ich als Künstler ebreit, in mein Werk zu stecken? Wirklich nachdenklich stimmt das Ergebnis dann aber doch nicht, da steht zu sehr der pure Spaß im Vordergrund. Der ist dafür vorhanden, gerade auch im richtigen Umfeld – Why Don’t You Play in Hell? ist ein typischer Crowd Pleaser, für den man in einer etwas albernen, vielleicht auch leicht alkoholisierten Stimmung sein sollte. Bislang durften sich leider hierzulande nur wenige davon überzeugen, der Film ist nach wie vor nur als Import zu beziehen. Dafür gibt es jetzt wieder eine Festivalsichtungsmöglicht, denn die Yakuzakomödie ist am 11. Juni im Rahmen des 17. JFFH zu sehen, dem Japanischen Filmfest Hamburg.
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