(„ABCs of Superheroes“ directed by Jens Holzheuer and Oliver Tietgen, 2015)
Wenn man von den Veranstaltern des Fantasy Filmfests, welches traditionell interessante Geheimtipps mit langweiligem Genreschrott kombiniert, vor einem Werk gewarnt wird, dann lässt das nichts Gutes erhoffen. Und zumindest diese Erwartung wurde von ABCs of Superheroes 2015 eindrucksvoll erfüllt, zum Teil sogar übertroffen. Der Titel ist dabei recht selbsterklärend: Ganz im Stil von ABCs of Death, das 26 nach Buchstaben sortierte, inhaltlich voneinander unabhängige Episoden verschiedenen Todesarten widmete, nimmt hier das Regie- und Drehbuchduo Jens Holzheuer und Oliver Tietgen die Welt der Superhelden ins Visier.
Zu erzählen gibt es bei einem solchen Thema natürlich eine Menge. Und wie wenig ernst die beiden das nahmen, sieht man schon an den Namen der Helden bzw. der Bösewichter: A wie Almighty Ape, M wie Menstru-Girl, O wie Orgasmic Octopus. Der Fantasie wurden beim Brainstormen also keine Grenzen gesetzt, dem (schlechten) Geschmack auch nicht. ABCs of Superheroes ist Trash, richtet sich an Trash-Fans, will auch gar nichts anderes sein. Das ist natürlich legitim, bei einem derart billig zusammengeschusterten Werk vielleicht auch profitabel – schließlich wird es immer Menschen geben, die sich gerade am Schlechten erfreuen. Je schlechter, umso besser sogar.
Nun beinhaltet Trash im Idealfall aber mehr als nur niedrige Produktionskosten, groteske Szenarien und große Mengen von Sex und/oder Gewalt. Aber genau das fehlt hier. Der Einstieg ist dabei noch einer der gelungeneren Gags der rund 80-minütigen deutschen Anthologie, wenn besagter Affe mit einem beachtlichen Verzicht auf Spezialeffekte Leute auseinanderreißt oder durch die Luft fliegt. Doch je länger die Geschichtensammlung dauert, umso schmerzhafter wird einem bewusst, wie verdammt lang so 80 Minuten am Ende sein können.
Dass es hierbei nicht zu größeren Qualitätsschwankungen kommt, die gerade auch bei Horroranthologien dazugehören – siehe eben ABCs of Death oder auch V/H/S und 5 Senses of Fear –, ist nur auf den ersten Blick ein Kompliment. Denn wo nichts ist, kann nichts schwanken. Das größte Problem dabei ist gar nicht mal, dass Holzheuer und Tietgen so wenig Geld zur Verfügung stand oder dass ihr Werk nur ganz knapp vor Festivalbeginn fertig wurde, denn das verleiht solchen Filmen einen rauen Do-it-yourself-Charme. Auch die dünnen Geschichtchen müssen nicht zwangsläufig ein Nachteil sein, angesichts der Kürze der Episoden fällt das kaum weiter auf. Denn bevor man noch über etwas nachdenken konnte, geht es schon mit dem nächsten Buchstaben weiter, mit dem nächsten Blödsinn.
Nein, das Problem von ABCs of Superheroes ist schlicht der, dass der Film keinen Spaß macht. Nimmt man einmal Turbo Kid, der ebenfalls auf dem 2015er Fantasy Filmfest lief, dann wird deutlich, dass Trash eben doch nicht Trash ist. Den deutschen Kollegen fiel nicht annähernd so viel ein wie denen hinter dem Endzeitblödsinn, weder was die Inszenierung, noch die Witze anging. Sex und Gewalt, derbe Scherze – man bediente sich hier aus der untersten Schublade der Unterhaltung und wusste nichts damit anzufangen oder dem Ganzen eine eigene Note zu geben. So schön bizarr einige Szenarien auch sind, so sehr man sich auch freut, wenn deutsche Nachwuchskünstler ihre Projekte auf Teufel komm raus durchziehen, da hätte es doch deutlich mehr gebraucht: Der deutsche Genrebeitrag ist nicht einfach nur schlecht, er ist so langweilig, dass ihn auch kein Superheld mehr retten kann.
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