(„Atomic Falafel“ directed by Dror Shaul, 2015)
Die verdammten Iraner! Da arbeiten sie schon seit Längerem an einer Atombombe und behaupten dann noch dummdreist, die Nukleartechnik ausschließlich für friedliche Zwecke zu nutzen! Zum Glück hat Israel ebenfalls eine solche Waffe, von der niemand etwas weiß und mit dersich das Land zur Wehr setzen kann – bevor die anderen etwas tun. Dafür muss General Haim (Shai Avivi) nur den neugierigen deutschen Atominspektor Oliver (Alexander Fehling) loswerden, bevor der mitbekommt, was Sache ist. Der scheint es aber gar nicht eilig zu haben, wieder nach Hause zu fahren, nachdem er die Falafelverkäuferin Mimi (Mali Levi Gershon) und ihre 15-jährige Tochter Nofar (Michelle Trevis) kennengelernt hat. Und das ist gleich doppelt ärgerlich, befindet sich unter der Wüste, wo Mimi ihr Essen verkauft, doch eben jene Kommandozentrale, in der das Militär seinen Präventivschlag plant.
Politisch oder auch zwischenmenschlich heiklen Themen können Filmemacher grundsätzlich ja mit viel Respekt und Betroffenheit, alternativ auch mit Respektlosigkeit und Humor begegnen. Regisseur und Drehbuchautor Dror Shaul entschied sich bei Atomic Falafel für Letzteres, obwohl einem hier oft gar nicht zum Lachen zumute sein sollte. Denn heikel ist das Kräfteringen von Israel und dem Iran sicherlich, gerade auch wenn dabei mit einem nuklearen Säbel gerasselt wird. Andererseits hat gerade der Nahostkonflikt gezeigt, wie gut es sich für einen Angriff auf die Lachmuskeln eignet, auch der absurden Komponenten wegen, siehe etwa 45 Minuten bis Ramallah und vor allem auch das wunderbare Das Schwein von Gaza.
Den direkten Vergleich mit den themenverwandten Satiren hält Atomic Falafel jedoch nicht stand. Ein Grund dafür ist, dass sich Shaul nie so ganz entscheiden kann, was er mit seinem Film denn nun will. Der Einstieg stimmt dabei noch recht hoffnungsvoll. Eine Gruppe von Politikern und Militärvertretern, die anhand eines geheimen Sandkastens Kriegsszenarien durchspielen? Doch, das darf man witzig finden, unterstreicht die geradezu lächerliche Selbstgefälligkeit von Entscheidungsträgern, die eher von Profilierungssucht und Kleinejungenfantasien getrieben sind als von gesundem Menschenverstand. Und auch der offene Umgang mit dem „geheimen“ Atomprogramm Israels ist vergleichsweise lustig.
Doch das war es dann auch mehr oder weniger mit den gelungenen Einfällen. Unverständlich ist zum Beispiel, dass in dem Konflikt die iranische Seite so kurz kommt. Dabei wäre das angesichts der Symmetrie – beide Ländern wollen sich gegenseitig bombardieren, bevor es der jeweils andere tut – eigentlich recht naheliegend gewesen, beide zum Zwecke der Völkerverständigung als Idioten darzustellen. Und dass es Shaul darauf ankommt, das beweist die Figur des kleinen iranischen Mädchens, mit dem Nofar eine Internetfreundschaft beginnt und dadurch zeigen soll, dass wir doch alle irgendwo gleich sind. Nur ist Atomic Falafel an dieser Stelle nicht sonderlich konsequent, eigentlich sogar sehr willkürlich, fügt aus heiterem Himmel Elemente ein, ohne sie so richtig miteinander zu verbinden.
Das wesentlichere Problem ist jedoch, dass Atomic Falafel bei seinen recht unkoordinierten Gaggeschossen nur selten auch mal das Ziel trifft. Ein Atominspektor, dessen Qualifikation darin besteht, allergisch auf Plutonium zu reagieren? Absurd ist das, ja, aber nicht wirklich komisch, wenn das nur zu dem Zweck gebraucht wird, dass Fehling an manchen Stellen rot anlaufen darf. Auch sonst verliert sich der Film oft in plumpem Klamauk, wo er eigentlich beißend sein sollte, die Komödie ist insgesamt sehr viel harmloser, als man angesichts des Themas erwarten wollte. Schade um das verschenkte Potenzial, das Szenario hätte da doch deutlich mehr hergegeben.
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