(„Black Blood Brothers“ directed by Hiroaki Yoshikawa, 2006)
Zehn Jahre sind seit dem Heiligen Krieg vergangen: Damals standen sich die Menschen und die Vampirsippe der Kowloon Children als erbitterte Feinde gegenüber. Nur durch eine Allianz mit anderen Vampiren – beispielsweise Jirō Mochizuki, der den König der Kowloons zur Strecke brachte – konnte die Menschheit überleben. Heute ist man da doch deutlich mehr um Ausgleich bemüht, eine eigene Sonderzone auf einer Insel soll Menschen und Vampiren ein gemeinsames Zuhause bieten. Und eben dorthin will Jirō mit seinem jüngeren Bruder Kotarō gehen. Ganz so einfach wie gedacht ist das am Ende jedoch nicht, denn auf dem Weg dorthin begegnen die beiden immer neuen Gefahren. Wie es scheint, haben einige der Kowloon Children überlebt und planen nun einen neuen Angriff.
Mit Black Blood Brothers erscheint dieser Tage eine weitere ältere Animeserie als praktische Gesamtausgabe, über die kaum noch gesprochen wird, die vielen nicht auch wirklich etwas sagen dürfte. Was durchaus seine Gründe hat. Dabei ist es nicht so, als hätte man hier nichts zu erzählen. Denn eigentlich ist die Adaption einer Light-Novel-Reihe von Kōhei Azano sogar mit einem durchaus interessanten Szenario verbunden. Vampire sind hier mal nicht eine homogene Gruppe, die es sich kollektiv zur Aufgabe gemacht hat, auch den letzten Menschen noch seines Blutes zu entbinden. Hier gibt es auch innerhalb der Untoten Abstufungen, Bündnisse und Feindschaften, da wird intrigiert, gemeuchelt und verraten.
Schön ist zudem, dass auch die Fähigkeiten von Vampir zu Vampir stark variieren können. Jirō beispielsweise ist einer der stärksten Vertreter, kann Kugeln aufhalten, verfügt über eine enorme Heilungsrate und ist mit seinem Silberschwert derart geschickt, dass er von ihnen nach eben diesem benannt wird. Dafür kann er – anders als sein Bruder – nicht in die Sonne und hat auch mit Wasser ein Problem. Erklärt wird diese Diskrepanz nie, ist auch nicht wirklich ersichtlich. Möglich, dass Jirōs Schwächen auch nur des komischen Potenzials wegen eingeführt wurden, das vor allem am Anfang häufiger ausgeschöpft wird. Die Menschen sind hingegen von Anfang an recht nichtssagend. Mimiko Katsuragi, deren Aufgabe es ist, zwischen ihresgleichen und Vampiren zu vermitteln, darf noch eine minimale Entwicklung durchmachen. Der Rest ist einfach nur Hintergrunddekoration.
Das ist dann auch ein Problem, das Black Blood Brothers insgesamt als Serie plagt: Es macht nicht so wirklich viel aus dem, was da ist. So interessant das Szenario eigentlich ist, es bleibt nach zwölf Folgen nicht wirklich das Gefühl, dass das Ganze mit einer Geschichte verbunden war. Vielmehr wirkt der Anime wie ein Auftakt, eine Art Pilotfolge für etwas viel Größeres, auch eines bestimmten Twists wegen, das am Ende aber nicht kommt. Wirklich viel verkehrt macht das Vampirabenteuer nicht, ist durch und durch ordentlich, meist auch in sich stimmig. Aber es fehlt der zwingende Grund, das Ganze unbedingt einmal gesehen haben zu müssen, vielleicht auch die nötige Spannung, die ein derartiges Szenario eigentlich erwarten lassen würde. Wenn wenigstens der Humor einen stärkeren Eindruck hinterlassen würde: Da war Trinity Blood beispielsweise unterhaltsamer, das immerhin so viele unsinnige Ideen zusammenwarf, dass man sich im Anschluss gut daran erinnern konnte.
Auch optisch fällt die Koproduktion von Studio Live und Group TAC, die zusammen schon an Grenadier gearbeitet hatten, kaum auf – weder positiv noch negativ. Der groteske Hexenhut, mit dem Jirō herumläuft, ist irgendwie witzig. Ansonsten gibt es meistens eher langweilige, graue Stadtansichten, denen ebenso wie den vereinzelten Computerlementen die Details fehlen. Bilder, bei denen man wie bei der Serie insgesamt einfach nicht viel verpassen würde, wenn man sie nicht sieht.
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