(„Meitantei Konan: Jūyon-banme no Tāgetto“ directed by Kenji Kodama, 1998)
Es ist ein furchtbarer Traum, den Ran da aus dem Schlaf weckt: Ihre Mutter Eri wurde erschossen! Ein böses Omen? Tatsächlich verübt einige Tage später tatsächlich jemand einen Anschlag auf sie, wenn auch mit vergifteten Pralinen. Und es werden immer mehr Menschen aus dem Umfeld ihres Vaters Kogoro, denen nach dem Leben getrachtet wird. Aber wer könnte es auf sie abgesehen haben? Und aus welchem Grund? Den einzigen Hinweis liefern Spielkarten, die jeweils am Tatort zurückgelassen werden. Für Conan, der als erster ein Muster dahinter erkennt, ist klar, dass er sich der Sache annehmen muss. Natürlich ohne dass es jemand merkt, denn wer würde schon einem Kind einen solchen Mordfall anvertrauen?
Beim zweiten großen Kinoausflug von Gosho Aoyamas kleinem Meisterdetektiv Conan ist unverkennbar, wer Pate stand: die Queen of Crime Agatha Christie. Genauer sind es Elemente aus Die Morde des Herrn ABC und Zehn kleine Negerlein – Das letzte Wochenende welche einmal durchgemischt neu serviert werden. Das mag jetzt nicht die größte kreative Einzelleistung der Kriminalgeschichte sein, immerhin sind die Zutaten aber gut geklaut und teilweise recht ansprechend angerichtet. Nachteil: Wer die Vorbilder kennt oder allgemein gerne mal das eine oder andere Verbrechen löst, wird bei Das 14. Ziel nicht übermäßig gefordert, wer hinter allem steckt, das ist eigentlich recht früh offensichtlich.
Nur der Grund, das Motiv hinter der Tat, das will sich zunächst nicht erschließen. Und leider auch zum Ende hin. Wie schon der Vorgänger Die tickende Zeitbombe wurde nicht so wahnsinnig viel Wert auf Plausibilität gelegt: Selbst im Rahmen der ohnehin nicht unbedingt immer glaubwürdigen Krimis macht man es sich hier ein wenig zu leicht, zaubert zum Schluss etwas aus dem Hut, was nicht nur mangelhaft vorbereitet, sondern auch völlig an den Haaren herbeigezogen wurde. Und das ist schade, denn wenn Das 14. Ziel zwischenzeitlich nach bestem Christie-Vorbild zu einem mörderischen Kammerspiel wird, ist die Spannung auf einem durchaus beachtlichen Level.
Allerdings braucht der Film auch recht lange, bis er mal dort ankommt. Die Einleitung zieht sich unnötig und so nett der Gedanke hinter Rans Nebenhandlung ist, dem Krimiteil hat diese nicht wirklich geholfen. Und auch der vermeintliche Höhepunkt hätte gut etwas kürzer ausfallen dürfen, der Versuch im Anschluss an die Auflösung noch in Thrillergefilden unterwegs zu sein, hält eher auf, als dass er wirklich unterhält. Ansonsten bietet der zweite Kinofilm aber gewohnt nette Kost, welche durch gelegentliche Humoreinlagen – zum Beispiel die völlig übertriebenen Gadgets – aufgelockert wird. Dass auch Conans Fähigkeiten übertrieben sind, das gehört ein wenig dazu, ebenso die Worträtsel, die sich leider nicht wirklich ins Deutsche übertragen lassen. Vorkenntnisse braucht es ansonsten nicht, weshalb ein kleiner Junge allen zeigt, wie ein Fall zu lösen ist, das verrät Das 14. Ziel in einer knappen, aber ausreichenden Einleitung.
Ausreichend ist auch mal wieder die Umsetzung durch das altbewährte Animationsstudio Tokyo Movie Shinsha (Magic Kaito, Das Schloss von Cagliostro). Technische Brillanz sollte man nicht erwarten, die Mischung aus lang gezogenen Gesichtern, geschwungenen Nasen und großen Augen hat aber zumindest Wiederkennungswert. Begleitet wird das mörderische Treiben mal von einer passend mysteriösen Synthesizermusik, dann wieder von etwas Jazz. Auch das ist alles nicht weltbewegend, aber doch unterhaltsam genug, dass man beim nächsten Fall irgendwie doch wieder einschaltet.
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