(„Ghostbusters“ directed by Paul Feig, 2016)
Früher einmal, da haben Erin Gilbert (Kristen Wiig) und Abby Yates (Melissa McCarthy) noch gemeinsam an paranormalen Forschungen gearbeitet, sogar ein Buch zu dem Thema veröffentlicht. Während Abby noch immer daran festhält und zusammen mit Jillian Holtzmann (Kate McKinnon) in einem heruntergekommenen Labor an entsprechendem Equipment tüftelt, hat sich Erin längst der seriösen Naturwissenschaft zugewandt. Oder hätte es zumindest gern, bis eben jenes Buch ihr dazwischenfunkt und sie sich von der Festanstellung an einer renommierten Universität verabschieden kann. Schlimmer kann es nicht kommen? Oh doch! Denn kurze Zeit später muss das Trio feststellen, dass es tatsächlich Geister gibt. Sogar sehr viele, denn irgendjemand scheint es darauf abgesehen zu haben, die Toten zurückzuholen und New York ins Chaos zu stürzen.
Hollywood und der unermüdliche Drang, alte Geschichten noch ein zweites Mal zu verkaufen. Oder ein zehntes Mal. Neu ist die Tendenz zum Remake und Reboot natürlich nicht, dafür war die Traumfabrik schon immer zu haben. In der letzten Zeit häufen sich aber die Fälle, in denen die Entscheidung für eine Aufbereitung kaum noch nachvollziehen ist. Braucht es im Jahr 2016 tatsächlich noch Legend of Tarzan oder Ben Hur? Wer hat ernsthaft nach Elliot, der Drache gefragt? Das kann durchaus mal gutgehen, wie es der Überraschungshit The Jungle Book gezeigt hat. Oder aber böse in die Hose, siehe aktuell Ghostbusters, eine Fortsetzung, die wie selten angefeindet wurde – und sei es nur aus dem Grund, dass die alten Helden durch vier Frauen ersetzt wurden. Genützt hat die geballte Frauen Power nicht, an den Kinokassen enttäuschte Ghostbusters bislang. Auf der anderen Seite ist die durchaus mutige Neubesetzung das einzige wirklich Bemerkenswerte an einem Film, der eben ausgesprochen wenig bemerkenswert ist. Und ausgesprochen wenig mutig.
Ghostbusters, das war immer eine Mischung aus personenbezogenem Humor und Fantasy, die zwar nie ganz Horror war, aber durchaus düstere Momente zu bieten hatte. Prinzipiell versucht auch die Neuauflage diesen Spagat, so wie man sich – Unkenrufen zum Trotz – schon als Liebhaber des Originals zu erkennen gibt. Nur dass dieses Mal diese Mischung nicht wirklich aufgehen will. Die Gruselhälfte ist dabei noch die besser gelungene. So stimmt der erste Auftritt eines der übernatürlichen Wesen zuversichtlich, was da in Folge noch alles kommen mag. Auch der zweite Auftritt, der das Trio letztendlich um die U-Bahnangestellte Patty Tolan (Leslie Jones) bereichert, ist recht launig. Und zum Schluss, wenn eine ganze Armada von Toten die Stadt überflutet, ist das auch tricktechnisch auf einem guten Niveau – wenngleich der Computer trotz der Orientierung an alten Effekten an manchen Stellen zu sehr durchschimmert.
Das Problem sind die langweiligen Szenen dazwischen. Was sich bei einem Film, der knapp zwei Stunden dauert, auf verdammt viel Langeweile summiert. Dass amerikanische Blockbuster-Komödien sich zuletzt eher ungern aus der Komfortzone entfernen, manche Witze lieber einmal zu oft als zu wenig erzählen, oft auf eine Mischung aus derbem Humor und Slapstick setzen, das ist jetzt nicht wirklich ein Geheimnis. Manchmal kann das sogar lustig sein, wie Paul Feig letztes Jahr bei Spy – Susan Cooper Undercover bewies. Umso enttäuschender ist, dass seine erneute Zusammenarbeit mit McCarthy so viel weniger lustig geworden ist. Wo der Humor 1984 noch eher beiläufig war, ein Element unter mehreren, wird er hier mit so viel Gewalt auf die Leinwand geprügelt, dass die für eine Komödie nötige Leichtigkeit völlig flöten geht. Anders gesagt: Ghostbusters ist eine zweistündige Sketchansammlung, weniger ein Film.
Dass Ghostbusters eher anstrengend als erheiternd ist, liegt gerade auch an den uninteressanten Figuren. McCarthy spielt ihr Standardprogramm runter, welches sie in fast jedem ihrer Filme demonstriert. Wiig, sonst eigentlich eine überaus verlässliche Komikerin, verliert nach einem zumindest netten Anfang zunehmend an Kontur. McKinnon wiederum hat zu viel davon: Wenn sie als durchgeknallte Erfinderin wie auf einem Drogentrip durch die Szenen krakeelt, ohne Sinn und Verstand herumschreit, ist das sicher der ungewöhnlichste Neuzugang. Aber auch einer, bei dem man dankbar ist, wenn er nicht zu sehen bzw. zu hören ist. Jones wiederum ist sympathisch, kommt als einzige der vier wie ein echter Mensch rüber, hat aber zu wenig zu sagen, um eine größere Rolle zu spielen. Und dann wäre da noch Chris Hemsworth, der als Vorzimmerdame mit der Intelligenz einer Topfpflanze viel Sinn für Selbstironie zeigt und eben das Klischee der dümmlichen Sekretärin persifliert. Aber auch hier kennt Feig kein Maß, übertreibt es derart maßlos, dass man selbst dem farblosen Gegenspieler die Daumen drückt, damit die eintönigen Witze und die wild zusammengestückelte, ziellose Geschichte bald ein Ende finden.
Nein, wirklich schlecht ist Ghostbusters nicht, gerade auch im Umfeld des amerikanischen Sommer-Blockbuster-Kinos schlägt sich die Neuauflage ordentlich. Nachdem man über 25 Jahre hat warten müssen, so viele Menschen daran gearbeitet haben und die Kosten astronomisch wurden, hätte da aber sehr viel mehr drin sein müssen als nur „ordentlich“. Da helfen auch die vielen Cameos und Anspielungen nicht, die wie der Film auch immer ein klein wenig verzweifelt und zu gewollt wirken.
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