(„Dunno Y 2“ directed by Sanjay Sharma, Tonje Gjevjon, 2014)
Eigentlich sollte Pakistani Aryan (Kapil Sharma) ein glücklicher Mann sein: Er wird bald vor den Traualtar treten dürfen, um die schöne Aisha (Sadia Khan) zur Frau zu nehmen. Und eigentlich ist er auch glücklich. Eigentlich. Wären da nur nicht seine unerklärlichen Gefühle Männer gegenüber. Als er in Norwegen, wo die Hochzeit stattfinden soll, in einer Schwulensauna dem Inder Ashley (Yuvraj Parashar) über den Weg läuft, kommen ihm auch zunehmend Zweifel, ob er denn das richtige tut. Und so beschließt er, den hübschen Fremden für drei Tage als persönliche Begleitung anzuheuern, um mit ihm zusammen Oslos Schwulen- und Lesbenszene zu erkunden.
Seine Gefühle einem anderen Menschen zu offenbaren, das ist nur selten eine einfache Angelegenheit. Umso schlimmer wird es, wenn Druck von außen hinzukommt, die Liebe gesellschaftlich verpönt ist. Und das ist die in Life Is a Moment gleich doppelt. Eine Vereinigung von Pakistanern und Indern, das lässt Traditionalisten rot sehen. Und dann auch noch zwischen zwei Männern? Schwierig bis unmöglich. Bis vor wenigen Jahren war Homosexualität in Indien illegal, in Pakistan ist sie das bis heute. Von eben einer solchen Liebe zu erzählen, das ist dann schon recht kontrovers und zeugt von Mut. Wenn dann auch noch Oslos Schwulen- und Lesbenszene zum Schauplatz erklärt wird, dann lässt das einen recht ungewöhnlichen Film erhoffen.
Ungewöhnlich ist Life Is a Moment dann auch, nur leider nicht besonders gut. In bester Bollywood-Tradition – wenn auch nicht ganz so ausschweifend –, ist die indisch-norwegische Koproduktion farbenfroh und gefühlsbetont, ständig wird gesungen, manche Einstellungen wirken so, als habe man sie von einer Postkarte abfotografiert. Das kann man witzig finden, ist es auch, wenn eine Lesbenband Lieder zum Besten gibt, deren Texte kurioser wohl kaum sein könnten. Richtig bewegend ist die Geschichte aber nicht, eigentlich lässt einen die Romanze zwischen den beiden Männern sogar völlig kalt.
Das hängt natürlich auch mit unseren Sehgewohnheiten zusammen. Wo unsereins gern überzeugende Figuren in authentischen Situationen und mit natürlichen Dialogen sieht, wird in Indien lieber mit schillernden Oberflächen und jeder Menge Popkitsch gearbeitet. Dass das auch ganz anders gehen kann, zeigte kürzlich Loev, der ebenfalls von einer schwierigen Männerbeziehung in dem Milliardenland handelte. Während es dort jedoch Spaß machte, den beiden unterschiedlichen Protagonisten beim Herumscharwenzeln zuzusehen, bei ihren Annäherungsversuchen und Distanzspielchen, weiß man hier nie so genau, was sie eigentlich tun.
Was beide füreinander empfinden, über eine etwaige Körperlichkeit hinaus, wird nie spürbar, was auch damit zusammenhängt, dass aus den beiden keine echten Figuren werden. Hinzu kommen noch eine Reihe von Klischees und wenig mitreißende Schauspieler – einfacher wird das mit dem Hineinversetzen so natürlich nicht. Wer unbedingt wieder einen LGBT-Film im Kino sehen möchte oder auch eine Vorliebe für Bollywood hat, mag hiermit glücklich werden. Der Bereich hat jedoch deutlich spannendere und emotionalere Geschichten zu erzählen, die unbestreitbare gute Absicht von Life Is a Moment steht in keiner Relation zur gebotenen Qualität.
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