(„Meine griechischen Ferien“ directed by Taavi Vartia, 2014)
Wenn es nach dem 15-jährigen Toni (Nuutti Konttinen) ginge, diesen Urlaub hätten sie sich echt sparen können. Nicht nur, dass er seine zwei jüngeren Stiefbrüder Aleksi (Veikka Vainikka) und Veeti (Emil Auno) im Schlepptau hat, er kann auch dem Wasser nicht mehr ganz so viel abgewinnen, seitdem seine Mutter einige Jahre zuvor ertrunken ist. Und das ist bei einem Badeurlaub auf einer griechischen Insel recht ungünstig. Einen Lichtblick gibt es jedoch: Adriana (Ifigeneia Tzola), die hübsche Tochter des Tauchlehrers. Als eben die von einer Bande Schmuggler entführt wird, steht für Toni auch fest, dass er sie retten muss und nimmt dafür sogar die Hilfe von Aleksi und Veeti in Kauf.
Mangelnde Themenvielfalt? Das kann man Taavi Vartia eher weniger vorwerfen. Mit den Schwierigkeiten eines Jungen, die neue Familie des Vaters zu akzeptieren, fängt der finnische Regisseur und Ko-Autor an. Einen tragischen Grund für den Zustand liefert er in Form der verunglückten Mutter hinterher, kombiniert mit einem waschechten Trauma. Der einzige Ausweg aus dem Dilemma: ein hübsches Mädchen. Drama, Coming of Age, eine kleine Romanze – es gibt viele Wege, die Meine griechischen Ferien im Anschluss gehen könnte. Doch Vartia wählt keinen davon.
Stattdessen nutzt er die malerische Kulisse der griechischen Insel, um sein junges Trio auf ein kleines Abenteuer zu schicken. Dass Aleksi einen Hut trägt, der ihn als direkten Erben von Indiana Jones ausweist, das ist kein Zufall. Böse Schmugglerbanden und antike Schätze, das hätte man sich auch bei dem großen Filmarchäologen vorstellen können. Nur dass das hier alles ein bisschen kleiner ist und keine der Figuren auch nur ansatzweise den Kultfaktor des Vorbilds erreicht. Die Absicht hatte man sicherlich auch nicht, wäre bei einem Jugendfilm vielleicht zu viel des Guten gewesen. Dennoch ist es recht schade, wie wenig Vartia mit den Leuten anfangen kann, mit denen er seine Geschichte bevölkert. Bei den meisten reicht es ihm, wenn er eine Charaktereigenschaft bereit stellt. Manchmal nicht einmal das.
Hinzu kommt, dass der Finne des Öfteren tief in die Klischeekiste greift. Gerade zum Ende hin, wenn die obligatorische Aussöhnung mit der Familie ansteht, mag das Szenario ungewöhnlich sein – drei finnische Jungen jagen in Griechenland Verbrecher –, der Inhalt ist es nicht. Sofern man von einem tatsächlichen Inhalt sprechen kann, zu sehr besteht der Film aus Versatzstücken, die kein richtiges Bild ergeben. Und doch ist Meine griechischen Ferien insgesamt ganz nett, lässt das junge Zielpublikum ein bisschen Abenteuerluft schnuppern, verwöhnt das erwachsene Auge mit malerischen Aufnahmen, die einen den nächsten Urlaub herbeisehnen lassen. Ein paar kleinere Scherze gibt es, um das Geschehen aufzulockern, die Jungs sind sympathisch. Zu mögen gibt es also schon einiges bei dieser griechisch-finnischen Koproduktion. Der Film macht nur zu wenig daraus, gefällt sich zwar darin, viele Elemente einzuführen, verpasst es aber, die so weit auszubauen, dass daraus auch wirklich ein interessantes Gesamtwerk wird.
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