(„The Meddler“ directed by Lorene Scafaria, 2015)
Als Drehbuchautorin ist Lori (Rose Byrne) immerhin leidlich erfolgreich. Privat jedoch, da sieht es bei der Mittdreißigerin sehr trübe aus. Ihre Ehe ist gescheitert, große soziale Kontakte hat sie auch nicht. Nur eine hält ihr die Treue: Mama Marnie (Susan Sarandon). Die kann gar nicht genug für ihre Tochter tun, vor allem seitdem ihr eigener Mann gestorben ist. Um Lori näher zu sein, beschließt sie sogar, von New York nach Los Angeles zu ziehen und so immer für sie da zu sein. Die will das so jedoch gar nicht, was Marnie dazu veranlasst, eben anderen Menschen ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Und auch Teile ihres beachtlichen Vermögens. Erst als Marnie dem pensionierten Cop Zipper (J.K. Simmons) begegnet, beginnt sie einmal darüber nachzudenken, was sie eigentlich von ihrem eigenen Leben noch erwartet.
Wie wenig „gut gemeint“ und „gut“ miteinander gemeinsam haben, das wissen wir aus dem bekannten Sprichwort. Und daran erinnert uns auch Mit besten Absichten, ein Film über eine Frau, die das Herz am rechten Fleck hat, dabei aber zuweilen einen bemerkenswerten Mangel an Feingefühl. The Meddler heißt der Film dann auch im Original, zu Deutsch: jemand, der sich einmischt. Derartige Erfahrungen dürfte viele schon mit der lieben Frau Mama gemacht haben, die bei ihrer Fürsorge die Grenzen vergisst, nie wirklich aus ihrer Rolle als Mutter herauskommt. Filmisch wurden diese nicht immer ganz einfachen Abnabelungsprozesse schon diverse Male thematisiert. Ungewöhnlich ist hier jedoch, dass es keine Teenager betrifft, die langsam das Nest verlassen und sich Freiraum erkämpfen müssen, sondern eine – mehr oder weniger – mitten im Leben stehende Frau.
Das mag sich dann ein klein wenig unglaubwürdig anhören. Und natürlich hat Mit besten Absichten auch seine überspitzten Momente, der komischen Wirkung wegen. Insgesamt aber ist der Film wunderbar authentisch, sowohl was die Figurenkonstellation wie auch die einzelnen Erlebnisse angeht. Das liegt zum einen an der Geschichte selbst, welche Regisseurin Lorene Scafaria mit vielen eigenen Erfahrungen gefüllt hat. Hier gibt es keine großen Dramen, keine albernen Slapstickszenen, sondern sehr zurückhaltend gemalte Einzelbilder, welche zwar keinen richtigen Rahmen haben, zusammen aber ein mehr als überzeugendes Bild zweier Frauen in der Sinnkrise ergeben.
Zum anderen steht Scafaria ein fabelhaftes Ensemble zur Verfügung. Rose Byrne mimt die etwas vom Leben überforderte, bemitleidenswerte Frau, die nach dem Scheitern ihrer Ehe nicht mehr weiter weiß, J.K. Simmons darf sich nach seiner oscargekrönten Darstellung in Whiplash auch einmal von seiner zwar leicht machohaften, aber doch mitfühlenden Seite zeigen. So gut die beiden jedoch sind, der Film gehört ganz zweifelsfrei Susan Sarandon, die nach einigen eher fragwürdigen Rollen (Tammy, The Big Wedding) endlich einmal wieder eine ihr angemessene Bühne findet. Ihre Mischung aus Warmherzigkeit und Eigenwilligkeit ist natürlich wie gemacht für die Figur von Marnie, die man einfach nur mögen und bewundern kann, die einem aber auch als Kind den letzten Nerv kosten würde.
Schön ist dabei, wie Scafaria aus der überfürsorglichen Mutter dennoch keine Witzfigur macht, sondern auch ihr mit viel Verständnis begegnet. Und auch das etwas ältere Publikum wird sich in der Frau wiederfinden, die ihr Leben lang Ehefrau und Mutter war, beides aber nicht mehr sein kann und nun dieses Loch ausfüllen muss. Dass sie dieses mit der Zeit lernt, der Film kleinere Skurrilitäten mit wunderschönen warmherzigen Szenen mischt – gerade ein bestimmter Mutter-Tochter-Moment gegen Ende hin lässt selbst hartgesottene Zyniker zusammensacken –, macht aus diesem bewusst leisen und unspektakulären Film ein wohltuend erwachsenes Vergnügen, das sehr viel mehr Zuschauer verdient hätte, als es am Ende wohl bekommen wird.
(Anzeige)