(„One Piece“ directed by Junji Shimizu, 2000)
Berge von Gold soll Woonan damals angehäuft haben, bis heute bekommt jeder anständige Pirat glänzende Augen, wenn er auch nur an den großen Kollegen denkt. Nur wo genau diese Berge sein sollen, das wissen allenfalls Legenden. Oder die Schatzkarten. Eine solche trägt Kapitän El Dorago bei sich, der mit seiner gefürchteten Piratencrew auf dem Weg zu einer verlassenen Insel ist. Und auch Monkey D. Ruffy, dessen Strohhut-Bande zuvor eine unglückliche Begegnung mit El Dorado hatte, lässt sich nicht zweimal bitten, wenn es darum geht, den verborgenen Schatz zu finden. Schließlich sind die Nahrungsvorräte zur Neige gegangen, Geld haben sie auch keins mehr. Da wäre ein bisschen Gold nicht verkehrt.
Im Jahr 2000 war One Piece in Japan längst zu einem Phänomen geworden: Die 1997 begonnene Mangareihe von Eiichiro Oda verkaufte sich millionenfach, die 1999 gestartete Animeserie war ebenfalls ein voller Erfolg. Warum sein Glück also nicht auch auf der großen Leinwand versuchen? Kinofilme zu Animeserien bringen im Idealfall ja zwei Vorteile mit sich: Man kann etwas epischere Geschichten erzählen, ohne sich am knappen Folgenformat orientieren zu müssen. Und man kann tiefer in die Trickkiste greifen, mehr Zeit und Geld in die Optik investieren, um so auch verwöhnte Serienverweigerer anlocken zu können.
Bei der ersten Kinoversion von One Piece gilt das jedoch nur in einem sehr begrenzten Maße. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen, ja. Da der Film zudem relativ bald nach dem Serienbeginn spielt, braucht es hier noch keinerlei Vorkenntnisse. Was es mit dem „One Piece“ auf sich hat, wird hier zwar nicht erklärt, auch die Hintergründe der Strohhut-Bande bleiben im Dunkeln. Beides braucht es aber auch nicht unbedingt, dafür ist der Anime inhaltlich dann doch zu simpel. Zwei Piratenbanden kämpfen um einen legendären Schatz, mehr muss man nicht wissen.
Allerdings braucht der Film recht lange, bis er einmal an diesem Punkt ankommt. Und das ist auch deshalb ein Problem, weil One Piece mit 51 Minuten ein recht kurzes Vergnügen ist, da sollte eigentlich keine Zeit sein für eine derartige Herumtrödelei. Stattdessen wird erst einmal den Figuren viel Platz eingeräumt. Und dem Humor. Beides ist hier jedoch noch nicht so wirklich interessant. Dass Luffy beispielsweise ein nicht zu bändigender Vielfraß ist, das wird relativ schnell klar, ist aber insgesamt nicht so komisch, wie es wohl sein sollte. Die Nebenfiguren wiederum, in erster Linie der von einem Piratenleben träumende Junge Tobio und sein Großvater Ganzo, sind nicht annähernd so kurios wie die Piraten, in ihrer Austauschbarkeit fast schon etwas langweilig. Vor allem aber sind sie für die leicht kitschigen Tendenzen zum Schluss verantwortlich. Dafür stimmt das Abenteuergefühl, sobald die eigentliche Schatzsuche endlich beginnt: Geheimgänge, versteckte Hinweise, rätselhafte Karten, ein großer Endkampf – da wird alles aufgefahren, was es für einen zünftigen Piratenausflug braucht.
Mehr als brauchbar ist die Optik wiederum nicht. Wer angesichts des Kinorahmens von aufpolierten Bildern geträumt hat, wird hier eines Schlechteren belehrt. Die Animationen sind recht simpel, die Hintergründe ohnehin, abgesehen von einigen Unschärfespielereien und gelegentlicher Orchestermusik hat man sich bei Toei (Die Schatzinsel, Dragon Ball Z: Kampf der Götter) wirklich keine Beine ausgerissen. Lediglich die komischen Figurenesigns, welche dem Manga entspringen, helfen dabei, dem Film eine eigene Note zu geben – inklusive grotesker Größenunterschiede. Aber auch da steigerte sich One Piece im Laufe der Jahre noch, der erste Kinoausflug ist da im Vergleich noch recht schlicht, über Durchschnitt kommt das hier bislang nicht hinaus.
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