Unterwegs mit Jacqueline
© Alamode Film

Unterwegs mit Jacqueline

(„La vache“ directed by Mohamed Hamidi, 2016)

Unterwegs mit Jacqueline
„Unterwegs mit Jacqueline“ läuft ab 14. Juli im Kino

Einmal in die Stadt der Liebe, nach Paris, den Eiffelturm besichtigen und an der Seine spazieren gehen. Das alles lässt den algerischen Bauer Fatah (Fatsah Bouyahmed) vollkommen kalt. Sein Traum ist es stattdessen, seine Kuh Jacqueline auf der Landwirtschaftsmesse in der Hauptstadt Frankreichs zu präsentieren und vielleicht sogar zu gewinnen. Eines Tages ist es soweit und er erhält die ersehnte Einladung. Mit Sack, Pack und Kuh im Schlepptau macht er sich auf die Reise, seine Familie und Verwandte misstrauisch zurücklassend. Ob per Boot, zu Fuß oder mit dem Transporter, er verliert das Ziel niemals aus den Augen und lernt auf seinem Abenteuer immer wieder interessante Menschen kennen. Er besucht seinen Schwager Hassan (Jamel Debbouze), wird von Graf Philippe (Lambert Wilson) aus einer misslichen Lage befreit und darf sich als Karaokesänger beweisen. Auch die Medien erfahren von seiner aberwitzigen Geschichte und er wird über Nacht zum Star. Als er jedoch in Schwierigkeiten gerät, kommt ihm seine Kuh abhanden und in der Heimat hängt der Haussegen schief. Die Zeit läuft ihm davon und mit ihr seine vielleicht letzte Chance seinen Traum zu verwirklichen.

Lassie, Flipper, Babe und Co. haben es vorgemacht. Wenn Tiere die schauspielerische Bühne betreten, lässt der Erfolg meist nicht lange auf sich warten. Selten peinlich, oft genug herzallerliebst schlecken, planschen und knabbern sich die tierischen Darsteller in die Herzen der Zuschauer und hinterlassen eine positive Note auf dem Resümee der jeweiligen Filme. Dessen ist sich auch Regisseur Mohamed Hamidi bewusst, der schon immer einen Road Movie quer durch Frankreich drehen wollte, und ließ sich durch Werke wie Ich und die Kuh zu dem vierbeinigen Begleiter inspirieren. Ebenfalls maßgeblich am Drehbuch des Film beteiligt sind Alain-Michel Blanc sowie Fatsah Bouyahmed, der zudem die Hauptrolle des Fatah übernimmt.

Die Geschichte ist simpel: Fatah ist verheiratet, stolzer Vater und im Herzen ein Träumer, der zur großen Landwirtschaftsmesse nach Paris will. Dafür wird er von den anderen Dorfbewohner getriezt, bis diese merken, dass es doch möglich ist und von dort an beginnt seine Reise über See und Land. Er trifft auf ihm bekannte und neue Leute, wandert bei Wind und Wetter, bis die Ereignisse um ihn herum sein großes Ziel in Gefahr bringen. Die glückselige Ader Fatahs gewinnt beinahe jeder Szene ein Schmunzeln oder gar Lächeln ab. Jacqueline die Kuh ist zwar immer mit von der Partie, wird aber nicht weiter durch bestimmte Charakterzüge oder ausschweifende Handlungen thematisiert. Vielmehr ist sie die Personifizierung eines Traums, der eben störrisch sein kann und gepflegt werden muss. Manchmal ist man der Verzweiflung nahe und die Mitmenschen versuchen einen vom Gegenteil zu überzeugen. Doch wenn man nur fest genug daran glaubt, scheint alles möglich. Damit eröffnet sich der Film einem beinahe philosophischen Thema, welches allerdings nur sekundäre Priorität erhält und zu größten Teilen von dem dominierenden Comedyfaktor übermannt wird. Gute Laune steht im Vordergrund und die kann man dem algerischen Grinseknaben nun wirklich nicht nehmen. Seine Heiterkeit ist ansteckend und das bekommen seine Mitmenschen zu spüren, die ihn schnell in ihr Herz schließen. Er ist ehrlich, neugierig und ein klein wenig naiv. In Kombination mit dem pessimistischen Hassan und dem realistischen Philippe entwickeln sich die Dialoge zu wahren Glaubenskriegen, bei denen niemand den Kürzeren ziehen möchte und peinliche Momente vorprogrammiert sind.

Unterwegs mit Jacqueline ist ein simpler Road Trip durch Frankreich, aber ein großes Abenteuer für Fatah, Jacqueline und sein Dorf, die das Ganze vor dem Fernseher verfolgen. Der Feel-Good-Movie kann durch gelungenen Humor und eine gehörige Portion Optimismus beeindrucken. Das Pacing mag phasenweise schwanken und die Handlung vorhersehbar sein, der übergeordneten Atmosphäre tut dies jedoch keinen Abbruch. Guter Situationskomik steht ein gelungenes Maß an Selbstironie  gegenüber, die mit einer Brise Lebensphilosophie abgerundet wird. Eine Reise für Groß und Klein, Zwei- und Vierbeiner.



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Fatah stellt Frankreich auf den Kopf und seine Kuh Jacqueline, die kümmert das alles wenig, solange es etwas zu essen gibt. Ein Road Trip mit Lachfaktor. 90 Minuten voll guter Laune und liebevoll geschriebener Dialoge.
7
von 10