(„When Things Were Rotten“, 1975)
Mitte der 70er sah es so aus, als könne Mel Brooks nichts falsch machen: Ob er in Blazing Saddles das Western-Genre parodierte, sich in Frankenstein Junior alter Horrorfilme annahm, die Stummfilmzeit in Silent Movie aus Korn nahm oder sich in Höhenkoller gar mit Thriller-Altmeister Alfred Hitchcock anlegte, er schien bei Kritikern wie Publikum auf Erfolg abonniert gewesen zu sein. Eine Ausnahme findet sich jedoch zu der Zeit. Eine Ausnahme, die so groß ist, dass sie überhaupt nur wenige kennen: Robi Robi Robin Hood. Fast zwanzig Jahre vor dem enttäuschenden Robin Hood – Helden in Strumpfhosen versuchte er sich schon einmal an dem bekannten englischen Stoff und bastelte daraus eine Fernsehserie, die nach nur 13 Folgen ihren frühen Tod fand.
Das war nicht nur angesichts seiner filmischen Blockbuster überraschend, sondern auch da seine Karriere eigentlich mit Fernsehen erst richtig losgegangen war: Mini-Max, jene wunderbare Agentenparodie, die es auf vier Folgestaffeln, mehrere Filmadaptionen und Reboots schaffte. Warum dieses Konzept nicht also auch auf die Geschichte Robin Hood übertragen? Genügend bekannte Figuren und Elemente gab es schließlich auch da, die man durch den Kakao ziehen konnte. Vom Prinzip her sind sich beide Serien auch recht ähnlich: Erneut fragt Brooks, was wohl wäre, wenn die Helden nicht wirklich heldenhaft sind, teilweise sogar recht dämlich. Und die Gegenseite dazu. Dazu gibt es ein Gagfeuerwerk, einige bekannte Comedygrößen und eine Ausstattung, die sich sehen lassen konnte. Und doch kann es Brooks’ zweiter Ausflug in den Serienbereich nicht mit dem zehn Jahre zuvor gestarteten Debüt aufnehmen. Tatsächlich ist der Qualitätsunterschied sogar so groß, dass man sich gar nicht genug fragen kann, was denn da eigentlich schief gelaufen ist.
Das erste Problem betrifft dabei die Figuren und deren Besetzung. Dick Gautier, der zuvor in Mini-Max den Roboter Hymie gespielt hatte, tut zwar sein Möglichstes, um aus seiner Figur etwas herauszuholen, bleibt aber ebenso langweilig wie Misty Rowe als laszive Neuinterpretation von Lady Marianne. Richard Dimitri in gleich zwei Rollen auftreten zu lassen – als zwei Zwillingsbrüder, der eine arbeitet für Robin, der andere für die Gegenseite –, ist in der Theorie witzig, in der Praxis aber nicht, dafür sind seine Figuren ebenso wie Prinz John (Ron Rifkin) schlicht zu nervig. Etwas dankbarer ist die Arbeit von Henry Polic II, der hier den bösen und intriganten Sheriff von Nottingham mimen darf und während seiner Wutanfälle jedes Mal die Sprache verliert. Abgerundet wird das Ensemble durch Bruder Tuck (Dick Van Patten) und den Minnesänger Alan-a-Dale (Bernie Kopell), die tatsächlich manchmal für Lacher gut sind: Ersterer durch seine Fresssucht, Letzterer durch die regelmäßigen Durchbrechungen der vierten Wand.
Das zweite Problem ist, dass anders als im angenehm zurückhaltenden Mini-Max hier zu sehr mit Gewalt die Lacher erzwungen werden sollen. Und das hat schon Brooks’ Filmen nicht immer gut getan. Klar ist es irgendwie nett, wenn manche Ausdrücke wörtlich genommen werden, das Schloss beispielsweise wirklich Ohren bekommt. Am besten wird Robi Robi Robin Hood anders als die Agentenvariante aber dann, wenn die Serie sich völlig von der Vorlage löst und Elemente einbaut, die so gar nicht ins mittelalterliche England passen. Aber diese absurden Ausflüge passieren zu selten, stattdessen gibt es viele Kalauer und müde Witze, die zudem unnötig in die Länge gezogen werden. Schwierig ist zudem, dass man sich hier oft auf Anspielungen zur damaligen Weltpolitik oder Popkultur verlassen hat. Das mag 1975 vielleicht noch funktioniert haben, mehr als 40 Jahre später tut es das nicht mehr. Oder anders ausgedrückt: Wer nicht seinerzeit mit der Serie aufgewachsen ist, wird heute über ein historisches Interesse hinaus nur wenig Gründe finden, sie sich anschauen zu wollen: Der Humor ist zu eingeschränkt und altbacken, Robi Robi Robin Hood insgesamt eine recht quälende Angelegenheit.
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