Wiener Dog
© Prokino Filmverleih

Wiener Dog

(„Wiener Dog“ directed by Todd Solondz, 2016)

Wiener Dog
„Wiener Dog“ läuft ab 28. Juli im Kino

So ein Haustier kann schon sehr hilfreich und tröstlich sein. Der kleine Remi (Keaton Nigel Cooke) hat beispielsweise endlich einen Begleiter für seinen Alltag und muss sich nicht nur mit seinen ständig streitenden Eltern (Julie Delpy und Tracy Letts) abgeben. Auch die Tierarztassistentin Dawn Wiener (Greta Gerwig) hat sich gleich in den Vierbeiner verliebt, nimmt ihn unerlaubt mit zu sich nach Hause und trifft dabei ihren alten Schulkameraden Brandon (Kieran Culkin) wieder. Die Schulzeit von Dave (Danny DeVito) liegt zwar schon ein paar Jahrzehnte zurück, ganz davon weggekommen, ist er aber nicht: Er unterrichtet nun das Drehbuchschreiben, weil es mit seiner eigenen Karriere einfach nicht voran geht. Die Sorgen von Zoe (Zosia Mamet) hingegen sind privater Natur: Sie braucht dringend Geld für ihren Freund und lediglich ihre Oma Nana (Ellen Burstyn) kommt dafür in Frage.

Episodenfilme können oft eine etwas zweischneidige Angelegenheit sein. Auf der einen Seite bieten sie Filmemachern viel Raum für Kreativität, man kann sich hier nach Herzenslust austoben, die unterschiedlichsten Szenarien kreieren und verrückte Ideen ausprobieren, ohne dass man sich über Kontinuität größere Sorgen machen muss. Nur laufen die einzelnen Filme Risiko, etwas beliebig zu sein, wenn es keine verbindenden Elemente gibt. Bei Wiener Dog ist dieses der titelgebende Hund, so möchte man zumindest anfangs meinen. Gerade in der ersten der vier Geschichten ist das Tier integraler Bestandteil, wenn die Erziehungsmethoden zu einer gnadenlosen Abrechnung mit den Besitzern werden. In Geschichte zwei wird es schon deutlich unwichtiger, fungiert aber immerhin, um beide Episoden miteinander zu verbinden. In den beiden Schlusslichtern ist nicht einmal das mehr der Fall: Weder spielt der Hund eine Rolle, noch wird je erklärt, wie er seine Besitzer gewechselt hat. Ob es überhaupt noch derselbe Hund ist.

Tatsächlich ist die unterhaltsamste der vier Episoden noch der Einstieg, wo der Umgang mit dem Hund sehr viel über die jeweiligen Besitzer aussagt. Vor allem Julie Delpy, die als Mutter Sterilisierung und Einschläferung zu rechtfertigen versucht und sich dabei um Kopf und Kragen redet, ist großartig. Stärker noch als das Hundethema wird Wiener Dog dann auch von diesen beiden Komponenten zusammengehalten: tolle Schauspieler und ein entlarvender, teils bitterböser Blick auf vier Menschen und deren direktes Umfeld.

So komisch wie im Auftakt, sofern man den schwarzen Humor teilt, wird es anschließend jedoch nur noch selten. Stattdessen zeigt sich Regisseur und Drehbuchautor Todd Solondz (Happiness) von seiner mitfühlenden Seite. Schon Dawn und Brandon, die beide irgendwie nicht auf der Gewinnerseite des Lebens gelandet sind, drückt man irgendwie die Daumen, dass sie ihr gemeinsames Glück finden. Dave wiederum, der passenderweise auch noch „Schmerz“ mit Nachnamen heißt, tut einem leid, wie er noch immer darauf hofft, es eines Tages als Drehbuchautor zu schaffen, und sich dabei in den Floskeln Hollywoods verfängt. Besonders traurig wird es dann zum Schluss, sowohl bei der verbitterten Nana wie auch ihrer Enkelin, deren Leben wohl nie wirklich ihr selbst gehört hat.

Nur was genau Solondz damit beabsichtigte, das wird nie so richtig klar. Will der amerikanische Indie-Regisseur sich über seine Mitbürger lustig machen? Sollen die Personen ein Querschnitt sein? Oder geht es um den Menschen an sich? So oft wechselt der Ton, ist mal satirisch, dann wieder bitter oder tieftraurig, dass man zwischendrin meint, den Film gewechselt zu haben. Einfach ist Wiener Dog damit nicht, wer eine typische US-Komödie erhofft, wird vergeblich auf die Schenkelklopfermomente hoffen. Hier dürfen Witze noch weh tun oder auch auf sich warten lassen: Um Lacher wird nicht gekämpft, in den Dialogen kommt es oft zu seltsamen Pausen, als hätten die Figuren vergessen, was sie da eigentlich machen. Und auch die Geschichten kommen zwischendrin immer wieder zum Stillstand. Andererseits passt eben genau das auch wieder gut zu einem Film, dessen Protagonisten nirgends wirklich hingehören, sich über ihre Hoffnungen und Sehnsüchte definieren, ohne dass diese und das Leben je zusammenfinden.



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Mal böse, dann wieder traurig, gewährt uns „Wiener Dog“ einen nicht immer ganz schlüssigen Blick in die Leben vierer Hundebesitzer. Das ist allein schon aufgrund der tollen Schauspieler sehenswert, gerade wenn man schwarzen Humor schätzt, auch wenn man sich den Film manchmal etwas zielstrebiger und konsequenter gewünscht hätte.
7
von 10