Menschen? Die gibt es nach dem Ende des Nuklearkrieges kaum noch. Wer nicht sofort gestorben ist, der ging später aufgrund der Strahlungen zugrunde. Ann (Margot Robbie) ist eine der wenigen, die überlebt haben, denn durch eine glückliche Fügung wurden ihr Tal und die Farm darin von der Katastrophe verschont. Mit der idyllischen Einsamkeit ist es eines Tages jedoch vorbei, als zuerst der wissenschaftlich und technisch versierte Dr. John Loomis (Chiwetel Ejiofor), später auch der undurchsichtige Calebs (Chris Pine) auftauchen. Denn das Misstrauen untereinander ist groß, keiner weiß so recht, was mit dem anderen anzufangen ist – vor allem, als dann auch noch Gefühle mit ins Spiel kommen.
Das Leben nach der Katastrophe
Wer den vorangegangenen Film von Regisseur Craig Zobel gesehen hat, das erschütternde, auf wahren Begebenheiten beruhende Compliance, der wird sich vielleicht fragen, wie er zum nachfolgenden Werk kam – schließlich ist der thematische Sprung von einem kleinen Kammerspieldrama zu Endzeit-Science-Fiction schon beachtlich. Auf den zweiten Blick offenbaren sich dann aber doch sehr viele Gemeinsamkeiten. Auch wenn das düstere Cover nach einem harten Thriller schreit, in erster Linie interessiert sich Zobel hier erneut für die komplexen zwischenmenschlichen Verhältnisse. Dafür, wie Leute in ungewöhnlichen Situationen miteinander umgehen.
Das wird für die Actionfraktion vielleicht enttäuschend sein, das sehr ruhige Z for Zachariah selbst ist es jedoch nicht. Vielmehr zeigt der amerikanische Filmemacher, wie viel Spannung sich aus dem im Grunde recht eingeschränkten Setting und der bekannten Figurenkonstellation herausholen lassen. Geradezu trotzig enthält sich der Film dabei eindeutiger Antworten. Schon die nukleare Katastrophe wird anfangs kaum erwähnt, wirkt auch geradezu surreal angesichts der wundervollen Naturlandschaften, in denen Ann wohnt. Erst nach und nach kommen einzelne Puzzleteile ans Tageslicht, welche sowohl der Situation wie auch den Figuren Kontur verleihen, teilweise auch äußerst tragischer Natur sind.
Kammerspiel ohne eindeutige Antworten
Und doch: Es wird nie eindeutig, dieses Bild, was Zobel seinem Publikum da präsentiert. Einzelne Handlungsstränge und Konflikte tauchen auf und verschwinden urplötzlich wieder, manches wird nicht zu Ende erzählt. Selbst zum Schluss des Films fühlt man sich hier ein wenig alleingelassen, darf im Kopfkino das zusammensetzen, was der Bildschirm nicht zeigt. Es sind dann auch eher die Fragen, welche Z for Zachariah auszeichnen, weniger die (Nicht-)Antworten darauf. Fragen zur Moral in einer menschenleeren Welt, zum Verhältnis von Gott und Wissenschaft. Fragen zur Hoffnung. Wenn die gläubige und etwas vertrauensselige Ann an der Kapelle ihres Vaters festhält, die der misstrauische Wissenschaftler John für ein Wasserrad umbauen will, dann ist das natürlich schon recht konstruiert. Insgesamt erreicht Zobels neuer Film deswegen auch nicht so ganz die verstörende Intensität seines Vorgängers, der uns mehr über uns erzählte, als wir eigentlich wissen wollten.
Wirkungsvoll ist das Science-Fiction-Drama aber dennoch, gerade auch aufgrund der hochkarätigen Besetzung, welche den drei Archetypen Leben einhaucht. Denn das elegant bebilderte Drei-Personen-Kammerspiel, welches auf der gleichnamigen Science-Fiction-Novelle von Robert C. O’Brien (Mrs Brisby und das Geheimnis von Nimh) basiert, lässt gerade aufgrund seiner vielen Leerstellen Raum für Interpretationen und grundsätzliche Überlegungen zur menschlichen Natur. Mit einem nicht immer schönen Ergebnis. Auch deshalb wird Zobel nach seinem sehr kontrovers aufgenommenen Compliance wohl erneut kein großes Publikum finden, Z for Zachariah ist mehr Gedankenspiel als Emotion. Wer sich damit anfreunden kann, der sollte einmal einen Blick auf dieses etwas andere Endzeitabenteuer werfen.
OT: „Z for Zachariah“
Land: USA
Jahr: 2015
Regie: Craig Zobel
Drehbuch: Nissar Modi
Vorlage: Robert C. O’Brien
Musik: Heather McIntosh
Kamera: Tim Orr
Besetzung: Chiwetel Ejiofor, Margot Robbie, Chris Pine
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