(„Ansatsu kyôshitsu“ directed by Eiichirō Hasumi, 2015)
Wer es schafft, einen Großteil des Mondes einfach so zu zerstören, der ist bestimmt auch zu Schlimmerem in der Lage. Und genau das kündigt das seltsame, gelbe, krakenartige, vor allem aber unkaputtbare Wesen an: Ein Jahr lang haben die Menschen Zeit, ihn zu töten. Schaffen sie das nicht, war’s das mit der Erde. Und um selbst nicht völlig untätig zu bleiben, hat das Monster eine etwas ungewöhnliche Forderung: Es will während dieses Jahres die chronisch hoffnungslose Klasse 3-E (u.a. Ryosuke Yamada, Masaki Suda …) unterrichten und sie auch dazu ermuntern, ihn selbst umzubringen. Schaffen sie das, wären sie fein raus, denn von der hohen Belohnung könnten alle gut leben. Aber wie soll eine Horde von Amateuren schaffen, was das gesamte Militär nicht fertigbekommen hat?
Dass ein erfolgreicher Manga früher oder später auch in bewegter Form adaptiert wird, ist nicht gerade eine Seltenheit. Wenn innerhalb von anderthalb Jahren aber zwei Staffeln einer Animeserie sowie zwei Realfilmversionen entstehen, dass ist das schon etwas ungewöhnlicher. Aber ungewöhnlich ist ja so einiges bei der Vorlage von Yūsei Matsui, die im März dieses Jahres nach 21 Bänden ihr Ende fand. Wer nur die Rückseite des Films liest, wird ebenso wenig verstehen wie Freunde, denen man das Konzept dahinter zu erklären versucht. Und selbst wer das groteske Szenario verinnerlicht hat, wird immer wieder über neue Elemente und Einfälle stolpern, die dem eigenen Geist beim Integrationsversuch so einiges abverlangen.
Am meisten Spaß hat bei Assassination Classroom dann auch der, dessen Herz für die Absurditäten dieser Welt schlägt. Oder auch der von anderen Welten. Im Laufe des ersten halben Jahres, welches im Film beschrieben wird, kommen immer weitere Figuren hinzu, eine skurriler als die anderen. Es werden neue Allianzen geschlossen, vor allem aber neue Anschläge auf den Koro-Sensei getauften Ersatzlehrer ausgeübt, die der Originalität des Szenarios nicht nachstehen. Dass die zwangsweise alle erst einmal scheitern müssen, schadet der Spannung nicht ernsthaft. Denn hier ist der Weg das Ziel: Auch die Art und Weise, in der das bizarre Alien den Ermordungsversuchen begegnet, geht mit einigen spaßigen Überraschungen einher, die immer abstrusere Seiten und Fähigkeiten ans Tageslicht führen.
Und doch, so unterhaltsam Assassination Classroom streckenweise auch ist, der ganze große Funken will nicht überspringen, gerade auch im Vergleich zur zeitgleich erscheinenden Animeserie – denn die hat gleich zwei Vorteile. Zum einen harmoniert dort Koro-Sensei besser mit dem Umfeld und den Schülern, da naturbedingt bei Zeichnungen alles aus einem Guss ist. Hier jedoch müssen Realaufnahmen mit Computerelementen in Einklang gebracht werden, was schon bei Big-Budget-Produktionen wie BFG nicht immer so ganz funktioniert und hier dann auch an den technischen Bedingungen scheitert. Anders gesagt: Der Film versinkt phasenweise auf einem ziemlichen Trashniveau.
Das mag man angesichts der vielen Absurditäten passend finden, wird der Geschichte aber nicht ganz gerecht. Denn das ist der zweite Nachteil des Films: Er hat zu wenig Zeit. Konnten sich die Animekollegen bei der ersten Staffel in 22 Folgen à rund 20 Minuten austoben, stand hier nur ein knappes Viertel davon zur Verfügung. Darunter mussten vor allem die vielen Figuren leiden, die einem aufgrund des zu engen Rahmens kaum näherkommen, bei denen besonders die Interaktionen mit Koro-Sensei fehlen. Dass beide Parteien sich näherkommen, wird mehr behauptet denn wirklich gezeigt, die leiseren Momente gehen in dem Krawall zu sehr unter. Wer die volle Bandbreite erleben will, sollte daher doch zum Anime oder gleich der Vorlage greifen. Wer beides aus Zeit- oder Kostengründen nicht will, vielleicht auch einfach nicht viel für gezeichnete Geschichten übrig hat, wird aber auch bei der Light-Version ansprechend unterhalten.
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