(„Carnage Park“ directed by Mickey Keating, 2016)
Vom Regen in die Traufe: Schlimm genug, dass Vivian (Ashley Bell) bei der Bank so gar keine Hilfe bekommt bei dem Versuch, ihr Land zu behalten. Da musste es echt nicht sein, dass ausgerechnet dann noch zwei Gangster auftauchen, um die Bank auszurauben und ihnen nichts Besseres einfällt, als sie zur Geisel zu nehmen. Aber die wirklich böse Überraschung erwartet sie, als das Fluchtauto in einer menschenleeren Wüstengegend unfreiwillig Halt macht, denn der dort umherstreifende Wyatt (Pat Healy) genießt es, mit den Menschen ein bisschen zu spielen, die sein Gebiet durchqueren. Ein Spiel auf Leben und Tod.
Besucher des Fantasy Filmfests dürfen ja häufiger mal das Gefühl haben, in einer verkehrten Welt gelandet zu sein. So auch dieses Jahr. Wenn nicht gerade Geister, Zombies oder Vampire über einen herfallen, dann verhalten sich meine Mitmenschen äußerst seltsam – siehe Swiss Army Man oder Creepy – oder wir werden auf eine Reise in die Vergangenheit genommen. Bei Carnage Park gilt das gleich doppelt, da der Film nicht nur in den 70ern spielt, sondern in seiner Machart auch an das dreckige Exploitation-Horrorgenre der damaligen Zeit erinnert.
Konkret bedeutet das, dass hier mit einem fetten Sepia-Filter gearbeitet wird, der den Eindruck erwecken soll, eine Jahrzehnte alte Filmrolle ausgegraben zu haben. Und natürlich, dass wir fernab jeglicher Zivilisation sind, wir maximal Funkgeräte zur Verfügung haben, uns nachts niemand schreien hört. Oder auch tagsüber. Eigentlich ist es egal, denn wer sich in den – laut Filmemachern einst real existierten – Carnage Park verirrt, der darf froh sein, wenn er vor dem unausweichlichen Tod nicht noch auf barbarische Art und Weise gefoltert wird.
Wer sich ein bisschen des Gemeinen (und Blutigen) erfreuen kann, der kann hier dann auch zumindest eine Weile ordentlich Spaß haben: Wie in einer Geisterbahn folgen wir Vivian, die bei ihren Versuchen, die Höllengegend zu verlassen, immer tiefer hineingerät und auf Schritt und Tritt grausige Funde macht. Bis es so weit ist und der Film Fahrt aufnimmt, zeigt sich Regisseur und Drehbuchautor Mickey Keating jedoch noch etwas ambitionierter. Oder umständlicher, wenn man so will. Eine ganze Weile springt er zwischen den Zeiten hin und her, erklärt nur sehr gemächlich, was die junge Dame und ihr bewaffneter Begleiter eigentlich in die Gegend geführt hat. Warum der Amerikaner sich für diesen Zickzackweg entscheidet, nur um später umso gradliniger zu werden, ist nicht ganz klar. Vielleicht um davon abzulenken, dass er letztendlich nicht wirklich viel zu erzählen.
Denn eines ist klar: An den Inhalt sollte man keinerlei Ansprüche stellen, dafür besteht er aus viel zu vielen Klischees, schert sich auch einen Dreck darum, ob einzelne Szenen glaubwürdig sind oder nicht, von den nicht einmal papierdünnen Figuren ganz zu schweigen. Atmosphärisch sieht es dafür deutlich besser aus, dank der verfremdet-verstörenden Musik wird man hier nur wenige Momente finden, in denen man sich ausruhen oder gar wohlfühlen kann. Ebenfalls nett ist Pat Healy, der schon in den früheren FFF-Beiträgen Cheap Thrills und Compliance seine fiese Seite zeigen durfte und sich hier völlig dem Over-the-top-Sadismus hingibt. Nachvollziehbarer macht es die Lust am Bösen zwar nicht, aber doch immerhin zu einem passablen Brutalothriller, der vor lauter Verneigungen den Genregranden gegenüber aber vergisst, auch etwas eigenes auf die Beine zu stellen.
(Anzeige)