Danmachi
Oomori Fujino – SB Creative Corp. / Danmachi Project

DanMachi – Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon?

(„Danjon ni Deai o Motomeru no wa Machigatteiru Darō ka“ directed by Yoshiki Yamakawa, 2015)

Danmachi Vol 1
„DanMachi – Is It Wrong to Try to Pick Up Girls in a Dungeon?“ ist auf vier Volumes verteilt auf DVD und Blu-ray erhältlich

Er ist nicht besonders groß oder stark, schnell oder geschickt. Und erfahren schon mal gar nicht. Aber der 14-jährige Bell Cranel ist nun mal der einzige Anhänger der Göttin Hestia. Und sie ist die einzige Gottheit, die sich des jungen Abenteurers annahm. Und so stürzt er sich tagein, tagaus in den Dungeon der Stadt Orario, besiegt Monster, sammelt Erfahrungen und magische Steine, träumt davon, seine Lebensretterin – die mächtige Kämpferin Aiz Wallenstein – zu beeindrucken. Hestia ist von diesem Eifer jedoch wenig begeistert, hätte sie den Jüngling doch ganz gerne nur für sich.

Angesichts des Untertitels der Serie möchte man meinen, es hier mit einer der vielen austauschbaren Ecchi-Serien à la High School Dx oder Demon King Daimao zu tun zu haben, in denen unerfahrene junge Männer von einer ganzen Heerschar großbusiger Damen umringt wird. Und zumindest anfangs tut der Anime auch einiges dafür, im Fahrwasser dieser populären Vorbilder das Publikum zu erreichen – diverse peinliche Situationen und anzüglicher Humor inklusive. Und doch ist die Adaption einer Light Novel von Fujino Ōmori ein klein wenig anders, als es sich hier anhört. Zum einen ist die Zahl der Damen, denen Bell näherkommt, recht überschaubar, richtig viel nackte Haut gibt es auch nicht zu sehen. Zum anderen steht hier etwas ganz anderes Pate: Rollenspiele.

Nun ist auch das nicht ganz neu, das sehr von Dungeons & Dragons inspirierte Record of Lodoss War ist ein Genreklassiker, Queen’s Blade kombinierte bekannte Fantasy-Bauteile mit viel Erotik. Und dann gibt es natürlich noch die ganzen Adaptionen von Konsolen-RPGs, siehe etwa Tales of Symphonia oder Persona 3. Hier ging man da aber noch ein ganzes Stück weiter, indem nicht nur inhaltliche Elemente übernommen, sondern auch die Mechanismen eines solchen Spiels selbst thematisiert werden. Im Klartext heißt das, dass in DanMachi jeder herumläuft, um seinen Level zu erhöhen, Charaktereigenschaften wie Geschicklichkeit mit einem Wert versehen sind und Spezialfähigkeiten säuberlich auf einer eigenen Übersicht festgehalten werden – auf dem Rücken der Kämpfer. Unpraktisch und ein klein wenig kurios: Wenn die mittels Papier kopiert werden, damit der Abenteurer selbst weiß, wie gut er eigentlich ist, dann geschieht das schon mit viel Augenzwinkern.

Leider entschied man sich, dieses enorme parodistische Potenzial nicht so ganz zu nutzen. Witze werden zwar immer wieder eingebaut, aber die sind nicht allzu zielgerichtet, da wird irgendwie alles mal versucht, um den Zuschauer zum Lachen zu bringen. Das ist mal mehr, mal weniger erfolgreich, insgesamt aber auf einem brauchbaren Niveau. Auch sonst konnte man sich bei DanMachi wohl nicht so ganz entscheiden, in welche Richtung es gehen soll. Komödie? Abenteuer? Action? Alles ja, aber doch nicht so ganz. Gekämpft wird zwar oft, von dem epischen Finale einmal abgesehen sind die Kämpfe jedoch schon fast vorbei, wenn wir dazustoßen. Die Auseinandersetzung mit Monstern ist nur Mittel zum Zweck, sowohl für Bell wie auch die Geschichte. Ein bisschen mehr Zeit wird in die wachsende Freundschaft Bells mit diversen anderen Figuren investiert, allen voran die mit Lilliruca. Größere Überraschungen sollte man hierbei aber nicht erwarten, da hielt man sich sowohl bei den Charakteren wie auch der Entwicklung doch an recht bewährte Wege, zudem sind 13 Folgen etwas zu kurz, um allen gerecht zu werden, die da in den Verliesen so herumlaufen. Mindestens die Hälfte der Leute, die am Ende mitmischen, kennt man überhaupt nicht.

Das gilt leider auch für die Gegner, die größtenteils aus dem RPG-Standardrepertoire stammen, sowohl vom Konzept wie auch vom Design her größere Kreativität vermissen lassen. Dafür ist das Drumherum recht hübsch, gerade bei der Stadt selbst hat das Animationsstudio J.C.Staff (Slayers, Selector Infected WIXOSS) so gute Arbeit geleistet, dass man sich immer wieder freut, wenn Bell einmal unterwegs ist, um seine Ausrüstung auszubauen. Ausbaufähig ist der Anime dann auch insgesamt: Gerade wenn es nach dem recht gemächlichen Start anfängt, richtig Spaß zu machen, läuft schon der finale Abspann, irgendwie kommt die Serie erst spät, zu spät, in Schwung. Insofern bleibt nur zu hoffen, dass nach dem vielversprechenden Auftakt doch noch mal eine zweite, etwas fokussiertere Staffel produziert wird, die das interessante Grundkonzept fortführt. Angesichts der noch immer fortlaufenden Light-Novel-Reihe sollte es am Material zumindest nicht scheitern.



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„DanMachi“ nimmt viele Elemente aus Rollenspielen, versetzt sie mit Humor, zahlreichen, wenn auch kurzen Kämpfe und ein bisschen Fanservice. Das ist insgesamt unterhaltsam, sieht teilweise auch hübsch aus, verrennt sich in den Kerkern aber in zu viele Richtungen und bleibt dadurch zu sehr an der Oberfläche.
6
von 10