(„The Great Muppet Caper“ directed by Jim Henson, 1981)
Da geschieht direkt vor den Augen der rasenden Reporter Kermit, Fozzi und Gonzo ein spektakulärer Juwelendiebstahl und keiner von ihnen bekommt etwas davon mit. Deren Chef ist darüber natürlich alles andere als glücklich und möchte das Trio am liebsten sofort wieder loswerden. Eine Chance bekommen sie aber noch: Sie wollen nach London reisen, um Lady Holiday (Diana Rigg) zu interviewen, jene berühmte Modedesignerin, die zuvor ausgeraubt wurde. Und das ist gar nicht so einfach, so ganz ohne Geld. Ohnehin hat Kermit bald anderes im Kopf, als er der hinreißenden Miss Piggy begegnet, die er irrtümlich für Lady Holiday hält, eigentlich aber nur deren Empfangsdame ist.
Nach dem beachtlichen Erfolg des ersten Kinoauftritts in Muppet Movie war es nur eine Frage der Zeit, bis die Kultpuppen ein zweites Mal die Leinwände dieser Welt unsicher machen würden. Und tatsächlich war es zwei Jahre später so weit, fast zeitgleich mit dem Ende der Muppet Show startete Der große Muppet Krimi bzw. Die große Muppet-Sause, wie der Film seinerzeit noch in Deutschland hieß. Und zumindest das Konzept ließ tatsächlich Großes erwarten. Krankte der erste Film noch daran, dass er zwar viele lustige Szenen, aber keine wirkliche Geschichte enthielt, sind Kermit und Co. hier in ein wirkliches Abenteuer verwickelt, das sie von den USA nach England führt und auf Verbrecherjagd gehen lässt.
Das Ergebnis kann mit dem Konzept jedoch nicht mithalten, vor allem, weil es der Film auch gar nicht will. Ja, es gab einen Juwelendiebstahl. Ja, die Verbrecher werden erneut zuschlagen. Auf die Geschichte selbst hat das jedoch vergleichsweise wenig Einfluss. Stattdessen wird beispielsweise viel Zeit für die Romanze zwischen Kermit und Miss Piggy reserviert, in die sich später noch Lady Holidays Bruder Nick (Charles Grodin) einmischt. Und auch das Happiness Hotel, in dem das Trio unterkommt, spielt zwischenzeitlich eine größere Rolle als die eigentliche Handlung. Anstatt den Film voranzutreiben, sind die Muppets oft mit sich selbst beschäftigt, scherzen herum. Oder sie singen. Wie viele andere Filme der Puppen auch, ist Der große Muppet Krimi im Grunde ein Musical, dessen Inhalt nicht mehr als ein in Kauf genommener Anlass ist, um erneut Lieder zu trällern.
Dass des deutschen Titels zum Trotz der Film kein richtiger Krimi sein würde, war nicht allzu überraschend, allein schon die erneut eher jünger angesiedelte Zielgruppe verhindert, dass Der große Muppet Krimi tatsächlich düster wird. Schade ist es aber schon, wie oft und leicht der Film den Aspekt aus den Augen verliert, umso mehr, da der Ersatz nur manchmal überzeugt. Am witzigsten ist der Film, wenn er – wie von den Muppets gewohnt – die vierte Wand durchbricht, das Publikum anspricht, über Opening Credits sinniert oder sich über den eigenen Film lustig macht.
Ansonsten aber ist der Humor schon recht harmlos, zuweilen langweilig, parodiert mal alte Filme, begnügt sich mit einfachem Slapstick, dehnt Witze vereinzelt etwas zu sehr aus – so wie Der große Muppet Krimi insgesamt einfach zu lang geworden ist. Dabei gibt es durchaus diverse Szenen und Einfälle, für die man die Puppen dann doch liebt. Einige der vor allem in der ersten Hälfte eingängigen Lieder zum Beispiel, auch die ambitionierten Bewegungen, wenn die Muppets mit Fahrrad oder Auto unterwegs sind, dazu eine beeindruckende Unterwassersequenz. Und natürlich freut man sich auch darüber, in kleinen Nebenrollen große Schauspieler wie Peter Ustinov, Robert Morley oder John Cleese zu sehen. Aber es reicht nicht, um mehr als nur irgendwie nett zu sein, so wie auch Diana Rigg verschenktes Potenzial ist – dass die aus Mit Schirm, Charme und Melone bekannte britische Darstellerin die biestige Dame von Welt spaßiger verkörpern kann, das bewies sie schließlich ein Jahr später in Das Böse unter der Sonne. All das macht Der große Muppet Krimi zu einem netten, aber letztendlich enttäuschenden Film, der zwischendurch zwar immer wieder seine Klasse zeigt, jedoch so viel mehr hätte sein können und müssen.
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