Muppet Show Staffel 1
© The Muppets Holding Company

Die Muppet Show – Die komplette erste Staffel

(„The Muppet Show – Season one“, 1976)

Muppet Show Staffel 1Tendenziell ist unser fortlaufendes Animationsspecial ja eher dazu da, euch unbekanntere Titel ans Herz zu legen, zuletzt etwa die Altenheimtragikomödie Wrinkles oder die surreale Reise in Night on the Galactic Railroad. Aber hin und wieder machen wir auch mal eine Ausnahme, wie auch heute in der 121. Ausgabe, um uns an Klassiker zu erinnern, ohne die unsere Kindheit irgendwie sehr viel leerer gewesen wäre. Und normaler.

„Jetzt tanzen alle Puppen,
macht auf der Bühne Licht!
Macht Musik, bis der Schuppen
wackelt und zusammenbricht!

Schmeißt euch in Frack und Fummel
und Vorhang auf: Hallo!
Freut euch auf Spaß und Rummel
in der heutigen Muppet Show!“

Wie könnte man diese Zeilen vergessen? Nicht nur, dass das dazugehörige Lied ein geradezu unverschämter Ohrwurm ist, den man auch Jahrzehnte später noch mitpfeifen kann, es war auch der wöchentliche Auftakt zu einer Sendung, die zu den seltsamsten im Kinderzimmer gehörte. Dabei war das eigentliche Prinzip der Muppet Show gar nicht so großartig neu, die 70er Jahre wimmelten von Variety Shows, in denen prominente Gastgeber prominente Kollegen zu sich ins Studio holten, mit ihnen scherzten und musizierten. Der Unterschied hier war jedoch, dass von dem jeweiligen Gaststar einmal abgesehen, sämtliche Mitglieder des Ensembles Puppen waren, allenfalls Menschen in grotesken Monsterkostümen durften die Bühne betreten.

Allein das zeigte schon, dass die Muppet Show ein wenig anders werden würde. Tatsächlich ist die Serie vielmehr eine Parodie ihrer vielen Kolleginnen, wie sie seinerzeit zu sehen waren. Eine Parodie, die weder ihre Gäste ernst nahm – Sänger Paul Williams, der später auch den Muppets-Klassiker „Rainbow Connection“ schrieb, wird mehrfach für seine geringe Größe verspottet –, noch sich selbst. Auch wenn das Durchbrechen der vierten Wand, wofür gerade die späteren Filme bekannt wurden, in der ersten Staffel noch nicht zu finden ist, Selbstironie gibt es dafür mehr als genügend. Das ist einer der Gründe, weshalb die Show eine so große Zielgruppe ansprechen konnte: Puppenmastermind Jim Henson, der sich durch die Sesamstraße zu sehr auf Kinder fokussiert sah, wollte bei der Muppet Show etwas für alle anbieten, von jung bis alt.

Das funktioniert dann meist auch sehr gut, von billigen Kalauern bis hin zu cleveren Wortspielen – die oft natürlich nur im Original funktionierten – ist hier alles dabei, was Menschen zum Lachen bringen kann. Nicht jeder Gag sitzt dabei, trotz der hohen Frequenz an Witzen wird man bei der inzwischen doch etwas altmodischen Muppet Show nicht unbedingt Tränen lachen. Für ein breites Grinsen reicht es aber auch bald 40 Jahre nach der Premiere noch, dafür sorgt allein schon das extrem hohe Tempo, mit denen von Nummer zu Nummer gesprungen wird, in Verbindung mit der Lust am Verrückten und dem Blödsinn, der selbst die vielen Standard-Musikstücke und den an und für sich sehr formelhaften Ablauf deutlich aufwertet. Anders ausgedrückt: Die 25 Minuten, welche jede Folge dauert, sind so vollgepfropft mit anarchischem Spaß, dass es schwierig ist, sich nicht von der Stimmung anstecken zu lassen.

Etwas enttäuschend ist zumindest in der ersten Staffel die Gästeseite. Da die Muppets bei ihrem Showstart noch nicht ihre große Popularität erreicht hatten, durfte man natürlich keine zu große Prominenz erwarten. Die meisten heutigen Zuschauer werden sich auch schwertun bei dem Versuch, die Künstler irgendwo einzuordnen, von wenigen Ausnahmen wie Peter Ustinov oder Vincent Price einmal abgesehen sind die meisten in den letzten Jahrzehnten in Vergessenheit geraten. Wirklich tragisch ist das aber nicht, denn die eigentlichen Stars waren von Anfang an die Gastgeber, die zwar nicht viel mehr als kuriose Stofflappen waren, dafür aber mit einer derart ausgeprägten Persönlichkeit und einer unbändigen Energie ausgestattet wurden, dass neben ihnen jedes reale Lebewesen verblassen musste. Einige der Puppen, darunter Host Kermit, kannte man bereits aus früheren Henson-Produktionen. Andere kamen neu hinzu und wurden in Windeseile selbst zu Stars: Vor allem das grantige Seniorenduo Statler und Waldorf, das jeden Auftritt vom glücklosen Witzeerzähler Fozzie zunichtemachte, etablierte sich als Höhepunkt der Show.

„Du mochtest also meinen letzten Witz nicht?“

„Doch, wenn du uns versprichst, dass es der letzte bleibt.“

Zum Glück blieb es nicht bei diesem letzten Witz. Vier weitere Staffeln folgten, dazu diverse Filme und Reboot-Versuche. Die waren zwar nicht immer erfolgreich, ließen zuweilen auch die Ausgelassenheit und den Biss vermissen, welche die Serie auszeichneten. Zu dem Zeitpunkt waren die Muppets aber schon so gute Freunde geworden, dass man sie auch losgelöst von dem konkreten Anlass immer wieder gern sah.



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„Die Muppet Show“ nahm das in den 70er Jahren so populäre Variety Format, drehte es aber auf den Kopf, indem sie weder sich noch die Gäste ernst nahm und den Gastgeber durch eine Bande von grotesken Puppen ersetzte. Einiges in Staffel eins ist 40 Jahre später zwar etwas altmodisch, die Gaststars wird man größtenteils nicht kennen. Die clevere Selbstironie in Verbindung mit der unglaublichen Energie und der Lust am Verrückten macht die kleineren Schwächen aber mehr als wett.
8
von 10