(„En Man Som Heter Ove“ directed by Hannes Holm, 2015)
Ove (Rolf Lassgård) hat die Schnauze voll von den Menschen. Nicht nur, dass sie sich an keine Regeln mehr halten, parken wo sie wollen und nicht einmal in der Lage sind, vernünftig Auto zu fahren. Sie tauchen auch noch regelmäßig in den ungünstigen Momenten auf, während seiner regelmäßigen Selbstmordversuche zum Beispiel. Denn eigentlich würde der grantige Rentner gern sterben, der Tod seiner Frau hat auch ihm jedes Leben genommen. Während er sich so oft über sein Umfeld ärgert, beispielsweise seine neuen Nachbarn (u. a. Bahar Pars), kehren seine Gedanken oft in die Vergangenheit zurück. Vor allem zu der Zeit, als er noch jung war (Filip Berg) und seine geliebte Sonja (Ida Engvoll) kennenlernte.
Angesichts der vielen abgründigen Thriller und hässlichen Dramen, mit denen uns die Skandinavier seit Jahren traktieren, vergisst man zuweilen, dass unsere nordischen Freunde auch über Humor verfügen. Ein Humor, der mal sehr schwarz werden kann (Einer nach dem anderen) oder auch sehr skurril (Eine Taube sitzt auf einem Zweig und denkt über das Leben nach). Beides ist dann auch in Ein Mann namens Ove zu finden, der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Fredrik Backman. Denn wenn ein Film damit anfängt, dass sich ein Mann unbedingt umbringen will, jedoch durch viel Pech jedes Mal daran scheitert, dann weiß man gar nicht so recht, ob hier überhaupt gelacht werden darf.
Eine reine Komödie will Ein Mann namens Ove aber ohnehin nicht sein, vielmehr wird hier nicht zu schwach an das Emotionsvermögen der Zuschauer appelliert, wenn nach und nach die traurigen Hintergrundgeschichten des Rentners offenbart werden. Denn eigentlich, so will es der Film, ist er ja gar nicht so, hat auch eine fürsorgliche Seite, die im Laufe der Jahre und Enttäuschungen jedoch zunehmend verschüttet wurde. Ein böser Opa mit einem weichen Herz, das es durch unbeschwerte junge Menschen freizulegen gilt, dieses Bild wird natürlich immer wieder gern herangezogen, um Zuschauer zu Tränen und Lächeln zu bewegen, letztes Jahr bei St. Vincent beispielsweise.
Bei Ein Mann namens Ove funktioniert das jedoch nicht ganz so gut. Zwar wird auch hier das Standardprogramm brav abgespult, inklusive dem obligatorischen Wendepunktklischee, aber ausgerechnet der Austausch mit der außenstehenden Kraft, also jener, die den Einsiedler zurück ins Leben holen soll, ausgerechnet der ist hier sehr schwach. Man begegnet sich ein paar Mal, plötzlich ist der Film zu Ende, die Bande längst geknüpft. Warum, das wird jedoch nicht klar, da enthält uns die Tragikomödie doch einiges vor.
Deutlich ausführlicher und letztendlich berührender sind die vielen Flashbacks. Ähnlich zum skandinavischen Blockbusterkollegen Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand wird hier ebenfalls auf zwei Ebenen erzählt: Gegenwart und Vergangenheit. Beides steht natürlich in einem Zusammenhang, nur wer die Vorgeschichte von Ove kennt, wird einiges an seinem heutigen Ich verstehen können. Aber eben auch nur einiges, denn dafür bricht die Rückschau einfach zu früh ab, immer wieder fragt man sich, ob aus Platzgründen nicht diverse Kapitel des Buches haben dran glauben müssen. Eine stärkere Verzahnung wäre sicher schön gewesen, wenn es schon nicht der starke Kontrast des Hundertjährigen ist. So aber bleiben zwei Stränge, die eher unabhängig voneinander laufen, von denen man gerade den gegenwärtigen auch relativ problemlos hätte streichen können, ohne dabei – von den kuriosen Selbstmorden abgesehen – auf viel verzichten zu müssen.
(Anzeige)