(„Pete’s Dragon“ directed by David Lowery, 2016)
Seitdem seine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind, lebt Pete (Oakes Fegley) ganz allein in den riesigen Wäldern des Pazifischen Nordwesten. Oder zumindest fast allein: Elliot, ein großer, flauschiger Drache, ist bei ihm und wacht über den Jungen. Bis zu jenem Tag, als das Kind von der Waldhüterin Grace (Bryce Dallas Howard) entdeckt und mit zu sich genommen wird, um erst einmal bei ihr, ihrem Mann Jack (Wes Bentley) und Tochter Natalie (Oona Laurence) zu leben. Doch so nett diese Menschen auch sind, Pete möchte einfach nur zurück, zurück zu den Wäldern, zurück zu Elliot. Aber wie, wenn ihm niemand glaubt, dass es tatsächlich einen Drachen da draußen gibt? Nur zwei Menschen sind es, die ebenfalls von der Existenz des Fabelwesens überzeugt sind: Grace’ Vater (Robert Redford), der dieses selbst einmal gesehen hat. Und Gavin (Karl Urban), der Bruder von Jack, der darin eine Möglichkeit sieht, viel Geld zu machen.
Mittlerweile gehören Disneys Realremakes alter Franchises zum festen Bestand des Kinoangebots, aller Zweifel und Unkenrufe zum Trotz – braucht es das jetzt wirklich? – haben sie sich sowohl an den Kinokassen wie auch bei Kritikern bewährt. Zuletzt war es The Jungle Book, das zuvor von Fans des Kultzeichentrickfilms Das Dschungelbuch skeptisch beäugt wurde, dann aber doch einen ganz eigenen Weg ging und nebenbei zu einem der größten Erfolge 2016 wurde. Und nun also Elliot, der Drache, das sicher kurioseste Reboot der Reihe. Denn ganz ehrlich: Elliot, das Schmunzelmonster wollte 1977 schon kaum einer sehen, ist aufgrund seiner unglaublich altmodischen Machart und seiner überlangen Unschlüssigkeit auch allenfalls für Nostalgiker interessant. Insofern dann auch hier: Braucht es das jetzt wirklich?
Die Antwort darauf fällt jedoch etwas zwiespältiger aus als bei den meisten anderen Disney-Realwerken der letzten Zeit. Wie so oft bewegte man sich auch hier weit weg von dem Original, so weit sogar, dass man auf Anhieb kaum erkennt, dass es hier mit der Kurzgeschichte von Seton I. Miller und S.S. Field eine gemeinsame Quelle gab. Nicht einmal Elliot ist wiederzuerkennen: War der Drache damals ein stets zu Scherzen aufgelegter Trampel, ist die 2016er Version vielmehr fürsorglich und treu, ähnelt stark einem Hund. Nur dass dieser Hund eben ein grünes Fell und Flügel hat. Ausgerechnet das mit Abstand beste Element des insgesamt nur manchmal unterhaltsamen Elliot, das Schmunzelmonster zu entfernen, das klingt nach keiner besonders guten Idee. Dafür wurde der Rest aber in so ziemlich jeder Hinsicht verbessert.
Das fängt schon bei der Musik an: Wurde 1977 die Geschichte regelmäßig unterbrochen, um mäßig eingängige Lieder zu trällern, so sind diese diesmal mehr im Hintergrund und stammen anders als ihre Musical-Vorfahren jetzt aus dem Folk-/Country-Bereich, was sehr viel besser zu der emotionalen Geschichte passt. Und auch der Humor, der seinerzeit unbeholfen durch die Gegend polterte, weiß nun, was er will, wurde zwar deutlich zurückgefahren und landet dabei am Ende dennoch mehr und bessere Lacher. Ohnehin ist Elliot, der Drache sehr viel fokussierter und in sich schlüssiger, entscheidet sich früh für eine Richtung und behält diese bis zum Schluss konsequent bei.
Es ist jedoch keine besonders originelle Richtung, größere Überraschungen gibt es unterwegs nicht, weder in Hinblick auf die Handlung noch die Figuren. Und zum Ende hin droht die Warmherzigkeit auch immer wieder in kitschige Rührseligkeit umzuschlagen. Aber irgendwie passt auch das zu einem Film, der im Jahr 2016 trotz moderner Technik fehl am Platz wirkt, ein Überbleibsel aus einer längst vergessenen Zeit. Ein Film, der sehr viel bescheidener ist, als wir es heute vom Blockbusterkino gewohnt sind und der an unsere Sehnsucht an Natürlichkeit und Unschuld appelliert. Daran, dass wir selbst träumen wollen von magischen Wesen, die in unseren Wäldern hausen. Und davon, dass am Ende, so schlimm es zwischenzeitlich auch aussehen mag, dann doch wieder alles gut wird.
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