Like You Mean It
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Like You Mean It

(„Like You Mean It“ directed by Philipp Karner, 2015)

Like You Mean It
„Like You Mean It“ erscheint am 4. August auf DVD

Ein Paar sind Mark (Philipp Karner) und Jonah (Denver Milord) schon länger. Nur kein besonders glückliches. Vor allem Mark, dessen Schauspielambitionen immer wieder im Misserfolg enden, hat zunehmend Schwierigkeiten, sich in der Beziehung wiederzufinden. Für Jonah ist das noch kein Grund aufzugeben, gemeinsam mit Mark besucht er sogar eine Paartherapie. Dessen Begeisterung hält sich aber auch hier in Grenzen, denn um die Partnerschaft zu retten, muss er sich erst alten Dämonen zuwenden, die ihn immer wieder in den Abgrund ziehen.

Kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht? Wenn in Dramen aus dem LGBT-Bereich Partnerschaften thematisiert werden, dann meistens solche, die noch am Anfang stehen. Kein Wunder, die ersten Schritte sind nun mal meistens aufregender als der folgende Alltag, ermöglichen zudem, das Ganze mit Coming-out-Elementen zu kombinieren. Ausnahmen gibt es natürlich, Für immer eins etwa erzählte kürzlich von den Schwierigkeiten, die man selbst fünf Jahre später noch haben kann. Und auch Like You Mean It überspringt das Vorspiel, ist dabei sogar noch konsequenter als der italienische Kollege. Und auf seine Weise düsterer.

Auf den ersten Blick nämlich gleicht Like You Mean It so vielen anderen Heilewelt-Romanzen, in denen es vor attraktiven Menschen, malerischen Landschaften und schicken Einrichtungen nur so wimmelt. Wer Mark und Jonah beispielsweise am Strand sieht, der könnte meinen, dass da nie und nimmer eine Wolke am Himmel erscheinen könnte. Nur dass besagte Szene eben ein wiederkehrender Flashback ist, eine Erinnerung an bessere Zeiten. Bemerkenswert ist, dass der gebürtige österreichische Schauspieler Philipp Karner, der hier zugleich sein autobiografisch gefärbtes Regiedebüt abgibt, dabei viel Mut zur Hässlichkeit zeigt. Er wisse, dass er ein Arschloch ist, sagt der von ihm gespielte Mark an einer Stelle. Und wer das auf und ab seiner Beziehung beobachtet, der würde ihm da kaum widersprechen wollen: Mit einer bemerkenswerten Konstanz schafft er es, immer genau das zu sagen, was eine Annäherung verhindern würde.

Dabei ist es eigentlich das Ungesagte, was Like You Mean It bestimmt. Welche Dämonen Mark im Einzelnen so mit sich schleppt, wird zwar angedeutet – Depressionen spielen eine Rolle, ein schwieriges Verhältnis zum Vater –, aber nicht richtig ausformuliert. Dieser eher subtile Umgang mit dem Innenleben der Charaktere ist gerade im Vergleich zu vielen eher melodramatisch ausgelegten Kollegen aus dem LGBT-Bereich wohltuend, ermöglicht es Karner auch, sehr viel nur über Gestik und Mimik zu transportieren. Wie sehr das Paar auseinanderdriftet, das muss einem nicht erst aufgeschrieben werden, dafür reicht es, die beiden beim täglichen Umgang miteinander zu beobachten.

Gleichzeitig ist dieser Low-Key-Zugang jedoch nicht ohne Tücken, da der Film in Folge nicht unbedingt durch eine große Entwicklung glänzt. Es gibt Konflikte, die gelöst werden oder nicht, weitere Konflikte, die gelöst werden oder nicht. Und irgendwann ist alles vorbei, ohne dass sich wirklich etwas getan hätte, Zuschauer oder Protagonisten etwas hinzugelernt hätten. Für einen Film, der immerhin anderthalb Stunden dauert, ist das vielleicht doch ein bisschen wenig, da hätte es ein paar echte Höhepunkte gebraucht, um die Mischung aus Melancholie und Monotonie zu durchbrechen – von Marks frustrierend komischen Schauspieldemütigungen einmal abgesehen. Aber irgendwie ist das auch der Punkt an Like You Mean It: Man kann nicht immer alles erklären. Manchmal scheitern Beziehungen nicht aufgrund großer Streitereien oder grundsätzlicher Gegensätze, weil da jemand Neues ist oder jemand etwas falsch macht. Manchmal sind Beziehungen einfach vorbei, ohne dass man genau weiß warum.



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„Like You Mean It“ erzählt mit einer bemerkenswerten Zurückhaltung und Mut zur Hässlichkeit, wie ein nach außen ideales Paar vergeblich gegen das Liebesaus kämpft. Das wird jedoch nicht jedem gefallen, denn in dem ruhigen Drama gibt es kaum echte Höhepunkte oder eine Entwicklung.
6
von 10