Mr Collins zweiter Frühling
© Koch Films

Mr. Collins‘ zweiter Frühling

(„Danny Collins“ directed by Dan Fogelman, 2015)

Mr Collins zweiter Fruehling
„Mr. Collins‘ zweiter Frühling“ ist seit 26. August auf DVD und Blu-ray erhältlich

Ruhm, Reichtum, Rockstar! Danny Collins (Al Pacino) hat es geschafft, seit Jahrzehnten füllt er Konzerthallen, lässt Frauen reihenweise in Ohnmacht fallen und genießt das Partyleben mit all seinen Schattenseiten. Inzwischen ist er über sechzig, aus der musikalischen Leidenschaft wurde eine Best-Of-Routine und seine nunmehr dritte Ehefrau betrügt ihn. Wurde er zu Beginn seiner Karriere mit dem legendären John Lennon verglichen, bekam er durch ein Missgeschick dessen selbst geschriebenen Brief erst mehr als dreißig Jahre später. Neu inspiriert und aus seiner apathischen Starre erwacht, bricht er alle geplanten Touren ab, spült seine Drogen das Klo hinunter, trennt sich von seiner viel zu jungen Ehefrau und begibt sich nach New Jersey, wo er sich auf unbegrenzte Zeit in einem Hotel einnistet. Dabei lernt er die Hotelmanagerin Mary (Annette Bening) kennen, die seinem Charme zunächst widerstehen kann und seiner exzentrischen Persönlichkeit die Stirn bietet. Zusammen mit seinem Klavier will er neue Lieder schreiben und seinem Leben einen zweiten Frühling verleihen. Dafür muss er sich aber mit seinem Sohn Tom (Bobby Cannavale) versöhnen, den er nie kennengerlernt hat, der inzwischen glücklich verheiratet sowie Vater einer kleinen Tochter ist und nicht das geringste Interesse an einer plötzlichen Vaterfigur in seinem Leben hat.

Das Regiedebüt von Dan Fogelman (Crazy, Stupid, Love.) basiert auf einer wahren Begebenheit. Waren es damals zwar John Lennon UND Yoko Ono die dem englischen Volkssänger Steve Tilston einen Brief schrieben, der ihm 34 Jahre verborgen blieb, ist die Botschaft dennoch die selbe: Was wäre wenn? Um diese Frage zu beantworten, begibt sich der weltberühmte Rocker auf (s)einen Weg der Wiedergutmachung, der sich vor allem im Kennenlernen seines Sohnes manifestiert. Dieser will von ihm nichts wissen, wodurch Danny die ersten Tage mit dessen Frau Samantha (Jennifer Garner) und Tochter Hope (Giselle Eisenberg) verbringt, bevor auch sein Sprössling den Lebenswandel seines Erzeugers den ersten Funken Glauben schenkt. Der Weg ist steinig und immer wieder erfährt er Rückschläge, doch Aufgeben steht nicht zur Debatte. Das rät ihm ebenfalls die unnahbare Mary, die ihn nicht nur täglich abblitzen lässt, sondern ihn zum Songschreiben motiviert, bei dem er seine Erlebnisse kreativ verarbeiten kann. Sein Manager und bester Freund Frank (Christopher Plummer) kommt mehrfach zu Besuch und versucht ihn zu überreden, wieder auf Tour zu gehen. Eines Tages ist es soweit und er willigt einem kleinen Gig ein, bei dem er seine neuen Songs, sein neues Ich vorstellen möchte, aber am Ende kommt alles ganz anders.

Zugegebenermaßen macht es sich der Film stellenweise ein wenig einfach. Zu seinem Geburtstag erhält Danny von Frank den Brief, welchen er einem Sammler abgekauft hatte, und lässt daraufhin alles stehen und liegen. Das Ereignis muss sicherlich einschneidend gewesen sein, wird im Film jedoch innerhalb weniger Minuten abgehandelt. Plötzlich ist man in einem Hotel in New Jersey und die bislang apathischen Hülle eines in die Jahre gekommenen Rockstars verwandelt sich in einen grinsenden Charmeur voller Lebensfreude. Außerdem gibt es da noch die blutjunge Ex-Frau, die zu einem späteren Zeitpunkt ein kurzes Comeback feiert und hierbei genauso konfus rüberkommt, wie die Aufklärung ihrer Affäre. Zum Glück stellen diese Ungereimtheiten nur einen kleinen Kratzer in der sonst so klangvollen Schallplatte des Films dar und verblassen durch eine starke Cast sowie herzerwärmende Familiengeschichte. Mögen Annette Bening (There Is No Place Like Home) und Bobby Cannavale (Kiss the Cook) nur zweite Wahl gewesen sein, nachdem Julianne Moore (Still Alice) und Jeremy Renner (The First Avenger: Civil War) das Projekt verließen, stellt sich deren Performance als wahre Bereicherung heraus. Spielt sie den charakterlichen Gegenpart zum quirligen Al Pacino, schafft er es der Vater-Sohn-Beziehung eine emotionale Ebene zu verleihen, die zu keinem Zeitpunkt übertrieben oder aufgesetzt wirkt.

Mr. Collins‘ zweiter Frühling ist eine humorvolle und zugleich gefühlvolle Geschichte eines Rockstars und Vaters, der zurück zu seinen Anfängen geht, um sein Leben in eine andere, bessere Richtung zu lenken. Das Ensemble an talentierten Schauspielern wird von einem energetischen Al Pacino angeführt, der sich entlang der familiären und dichten Atmosphäre auf eine Reise durch seine Vergangenheit begibt. Selten stolpert der Film über seine eigenen Erzählstränge, nur um sich in einem weiteren Gefühlsmoment zu verlieren. Zwischen Feel-Good Movie und Familiendrama hat die Story basierend auf wahren Ereignissen mehr als nur ein paar nette Songs von John Lennon zu bieten, sondern beweist mit seinem feinfühligen Schluss, dass ein Happy End in vielen Formen erreicht werden kann, ohne dass man es dem Zuschauer auf die Nase binden muss.



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Al Pacino als drogensüchtiger Schlüpferstürmer, als wehmütiger Vater oder charmanter Komponist. Von Drama bis Komödie deckt der Film alle Emotionslagen ab und dürfte für Fans der guten Unterhaltung mit Mut zur Träne einen Besuch in der Heimkinoabteilung wert sein.
7
von 10