(„Muppet Movie“ directed by James Frawley, 1979)
Im Sumpf herumsitzen und dabei ein bisschen musizieren, viel mehr verlangt der Frosch Kermit gar nicht vom Leben, um glücklich zu sein. Was aber, wenn er Millionen anderer glücklich machen könnte? Eben das verspricht der Hollywood-Agent Bernie (Dom DeLuise) ihm, er müsse nur für ein Vorsprechen in die Traumfabrik. Das lässt sich der grüne Künstler natürlich nicht zweimal sagen, macht sich auf den Weg in die Glitzerwelt da draußen und lernt dabei viele andere Muppets kennen, die ebenfalls vom Showgeschäft träumen und sich seiner Reise anschließen. Dummerweise hat Kermit aber bald auch einen anderen „Fan“ an den Fersen: Doc Hopper (Charles Durning), der Besitzer einer Froschschenkel-Restaurantkette, will ihn unbedingt als Aushängeschild für seine Werbung gewinnen.
Drei Staffeln lang hatten die Muppets mit ihrer Muppet Show schon Millionen Kinder wie Erwachsene erfreut, als man sich dazu entschloss, dass die Kultpuppen doch auch für einen größeren Auftritt reif wären. Angesichts der enormen Popularität war das ein durchaus naheliegender Gedanke, jedoch einer, der mit zwei Schwierigkeiten verbunden war. Zum einen musste nun eine fortlaufende, 90 Minuten lange Geschichte erzählt werden, anstatt mit lauter Einzelnummern lediglich 30 auszufüllen. Außerdem würde das bedeuten, die Puppen auch außerhalb des gewohnten Theaters auftreten zu lassen, in der realen Welt sogar. Das würde es deutlich erschweren, die Puppenspieler in den Kulissen zu verstecken.
Zumindest die zweite Schwierigkeit wurde 1979 bravourös gemeistert: In einer Zeit, in der Computereffekte im Animationsbereich noch weit entfernt waren, da brauchte es schon eine gewisse Kreativität und viel Fingerfertigkeit, um die Illusion sich selbständig bewegender Puppen aufrechtzuerhalten. Und das gelang den Muppets-Veteranen um Frank Oz und Jim Henson ausgesprochen gut: Da dürfen die Handpuppen schon mal durch die Gegend laufen oder Fahrrad fahren, zwischendrin auch die Bösewichter verprügeln. Besonders beeindruckend ist das Finale, wenn 250 Muppets und damit nahezu alle, die es Ende der 70er gab, zu einer gemeinsamen Gesangsnummer ansetzen.
Gesungen wird allgemein sehr viel, Muppet Movie ist zu gleichen Teilen Komödie wie Musical. Ähnlich hartnäckig in den Ohren wie das legendäre Eröffnungslied der Muppet Show sind die Lieder zwar nicht, einige sind sogar ein bisschen anstrengend. Doch zumindest das für einen Oscar nominierte „Rainbow Connection“, mit dem der Film startet und endet, wurde zu einem vielfach gecoverten Klassiker, der auch 37 Jahre später die Augen vor Rührung feucht werden lässt. Nicht ohne Grund hob man sich beim Muppets-Revival Die Muppets eben jenes Lied für einen ganz besonderen Moment auf.
Solche gibt es auch in Muppet Movie, wenngleich sie nicht so zahlreich sind, wie man das vielleicht gern hätte. Die Geschichte, eine Art Origin Story über das Zustandekommen des Puppenensembles, könnte kaum dünner sein, besteht letzten Endes doch nur aus einer reinen Ansammlung von Sketchen. Manche davon sind tatsächlich noch ausgesprochen witzig, etwa wenn die vierte Wand durchbrochen wird oder man sich über sich selbst lustig macht. Auch einige der Wortspiele, die zumindest im englischen Original drin sind, lassen einen schmunzeln.
Zwischendrin gibt es aber auch Leerlauf. Obwohl mit Jerry Juhl und Jack Burns zwei Drehbuchveteranen der Muppet Show dabei sind, fehlt es hier des Öfteren an Biss und der für die Puppen ansonsten typischen Anarchie: Muppet Movie ist letzten Endes ein Feel-Good-Movie, der einen zum Schluss träumen lässt, von Regenbögen, der großen Liebe und einer Karriere im Showgeschäft. Wie es sich für einen Muppets-Film gehört, ist die Liste der menschlichen Berühmtheiten übrigens ausgesprochen lang, unter anderem sehen wir Mel Brooks als verrückten Wissenschaftler, Steve Martin gibt den mürrischen Kellner. Und selbst Orson Welles ließ sich von dem Charme der Puppen zu einem Kurzauftritt verzaubern. Verübeln kann man ihm das kaum, denn auch wenn der Sprung auf die große Leinwand nicht zu 100 Prozent geklappt hat, es ist nahezu unmöglich, diese Chaostruppe mit ihren vielen Ticks und Verrücktheiten nicht zu lieben.
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